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Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Titel: Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Schmerzen seines sterblichen Fleischs enthoben, als er auf dem Gipfel des Hügels stand. In der einen Richtung konnte er gerade eben noch das kalte metallische Silber des Firth erkennen und dahinter die Küste von Fife. Er zwang noch mehr Luft in seine lädierten Lungen, drehte sich um und betrachtete die Pentland Hills, auf denen immer noch Schnee lag.
    Ich darf nicht an Shannon denken oder an Lucy oder Muffy. Muffy ist bloß Teil eines Computerspiels. Ich bin stärker als diese Triebe. Ich kann sie besiegen. Auch heute keine schwarzen Kreuze.
    Zufrieden mit seiner Kraftanstrengung wanderte er langsam hinunter nach Corstorphine und ging, wo er gerade so gut unterwegs war, in die Arztpraxis am Fuß des Hügels.
    Ein Pint Löwenbrau und ein großes Glas Jack Daniel’s-Cola standen vor Skinner, der mit Befriedigung dachte: Ich bin noch vor Big Rab McKenzie im Pub! Aber nur um Haaresbreite, denn schon schwang die Tür der Pivo Bar auf, und der Große kam hereingetrottet. Ganz entgegen seiner Art steuerte Big Rab nicht direkt die Theke an, sondern kam an Skinners Tisch.
    – Aus und vorbei, erklärte ihm McKenzie nüchtern.
    – Was?, fragte Skinner, den der schneidende Klang in McKenzies Stimme hatte zusammenfahren lassen.
    Aus und vorbei? Was war aus und vorbei? Was quatschte er da?
    – Der Tablettenaugust. Ich war beim Doc. Wegen der Schmerzen … Er rieb sich die Seite und klopfte sich auf die Brust. Skinner hatte nur am Rande mitgekriegt, dass McKenzie in letzter Zeit irgendwas über Schmerzen gemurmelt hatte. – Der Junge sagt, wennse weitertrinken, sindse tot.
    – Was wissen die Fotzen schon?, grinste Skinner hämisch, hob sein Glas Whisky, sah seinen Freund an und hoffte darauf, dass er ihm Recht geben würde.
    McKenzie schüttelte den Kopf. – Nee, das is aus und vorbei, wiederholte er mit der ernsten Endgültigkeit eines Priesters, der die Sterbesakramente erteilt. Einen kurzen Moment sahen sie einander stumm an.
    Fuck, was ist denn das da für ein Scheiß in McKenzies Augen? Ist das Angst? Hass?
    Dann sagte Skinner etwas, das für ihn selbst so unfassbar schlappschwänzig klang, dass es ihm kaum über die Lippen wollte: – Setz dich, bleib auf ne Pepsi oder so …
    McKenzie starrte ihn so hart an, als wollte Skinner ihn verarschen, und bei der gegenwärtigen Konfusion in seinem Leben fragte sich Skinner, ob ein Teil von ihm es tatsächlich tat. – Man sieht sich, sagte Big Rab McKenzie, wandte sich zum Ausgang und ließ Skinner allein an seinem Tisch zurück.
    – Ruf mal an, rief Skinner ihm nach. McKenzie drehte sich halb um und knurrte irgendwas, bevor er zur Tür weiterging.
    Er wusste natürlich, dass McKenzie ihn niemals anrufen würde. Warum sollte er? Skinner nahm mittlerweile Abstand von ihrer samstäglichen Aggropackung. Abgesehen davon hatten sie während der acht Jahre ihrer Erwachsenenfreundschaft nur dann kein Glas Bier vor sich gehabt, wenn gerade eine Line Koks dagelegen hatte oder sie auf einer harten Pille waren.
    Big Rab wird am Ende noch das Kiffen anfangen müssen. Sein Leben umkrempeln!
    Skinner dachte an den schweren, teigigen Körper seines Freunds und fuhr sich zur Beruhigung mit einem Finger über die eigene straffe, faltenlose Haut. Er hatte lange darüber nachgegrübelt, ob sein eigener Vater Alkoholiker war oder nicht. Eigentlich war es unvermeidlich, Köche kippen sich gerne einen, wie De Fretais schon gesagt hatte. Dieser alte Saftsack Sandy tat es jedenfalls, auch wenn Skinner annahm, dass es Grund genug zum Komasaufen war, wenn man sein Glockenspiel mit einem großen Knall über halb New Town verteilt hatte. Er fragte sich, wie es der Amerikaner, Greg Tomlin, wohl mit dem Trinken hielt.
    Ich auf Kneipentour mit meinem alten Herrn. Das wäre viel leicht eine Nummer. Eine echtes Duell der Giganten. Anfragen von McKenzie zwecklos! Armer Rab, kann mit den großen Jungs nicht mehr in den Ring steigen. Wer hätte das geahnt?
    Skinner kippte einen großen Schluck von seinem Bier, stellte sich den doppelten JD mit Pepsi in den Magen, lehnte sich zurück und fing an zu lachen. Dann merkte er, dass er nicht mehr aufhören konnte. Seine Füße trampelten einen lauten Trommelwirbel auf den Laminatboden der Kneipe, während ihn die anderen Gäste mit wachsender Beunruhigung ansahen, aber er bekam überhaupt nicht mit, was für ein Spektakel er bot.

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21
Muffy
    Caroline durchstieß die türkisfarbene Wasseroberfläche des Schwimmbeckens und riss sich das nasse, triefende Haar

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