Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)
Begeisterte Amateure irritierten ihn; sie stören den professionellen Trinker nur, sie okkupieren Sitzplätze in den Pubs und versperren den Zugang zur Theke. Taxis, die man sonst problemlos stoppen konnte, damit sie einen schnellstens zur nächsten Pinte brachten, rasten vorbei, voll mit Ortsfremden, die zu irgendeiner Aufführung wollten. Dennoch neigte Skinner auch dazu, das Ende des Festivals zu betrauern, da mit den Menschenmassen auch verkürzte Sperrstunden und ungezählte Fickmöglichkeiten kamen.
Aber all das hatte er sich entgehen lassen und allein mit seinen DVD s zu Hause gesessen; der neue Planet der Affen hatte ihn veranlasst, sich auch noch die alten Originale in einer Triple- DVD – Box zuzulegen und anzuschauen. Er sah sich die ersten drei Staffeln der Sopranos an und war nach einem Fernsehmarathon am Wochenende fast komatös vor Übermüdung; an einem anderen Samstag versuchte er, sich die komplette erste Staffel von 24 in Echtzeit anzusehen, und nickte in der sechzehnten Stunde weg. Abgesehen davon hatte er ja noch die Literatur; besonders bewegten ihn die romantischen Verse von Byron und Shelley. Wenn er nach dem Festival rausging, sagte er sich, würde er auf die angestammten Bastionen und Enklaven der hartgesottenen Kampftrinker zurückgeworfen werden, mit dem üblichen sich daraus ergebenden Kleinkrieg und Gezänk.
Das konnte zu viele neue Narben für Brian Kibby bedeuten.
Das Schlimmste war, dass der Winter unmittelbar vor der Tür stand. Aber Danny Skinner hatte beschlossen, einfach im Haus zu bleiben. Er ernährte sich bewusster, und da er gelesen hatte, dass die Leber ein Organ war, das sich wieder regenerieren konnte, trank er zur Unterstützung dieses Vorgangs nun regelmäßig Mariendistelsaft.
Er hatte vorbildliche Disziplin bewiesen; er hatte es sogar geschafft, in seinem Schlafzimmer einen neuen Kleiderschrank mit Schiebetüren zusammenzubauen. Aber je mehr Tage seit Brian Kibbys erstem Fehlen auf der Arbeit dahingingen, desto mehr beunruhigte es Skinner, dass er nichts mehr von seiner seltsamen Heimsuchung hörte.
Wie ging es dem kleinen Bastard? Mittlerweile müsste er doch wieder fronttauglich sein.
Aber immer noch kein Kibby, obwohl Skinner sich in Enthaltsamkeit geübt und von Pubs, Alkohol und den Drogen Abstand genommen hatte, abgesehen von ein paar lächerlichen Dosen Bier an einem Sonntag, als das Edinburgher Lokalderby im Fußball auf Setanta lief.
Kibby ist bestimmt bald wieder da!
Dann, eines schrecklichen Spätnachmittages, bat Bob Foy Skinner in sein Büro und erklärte ihm, nun sei es offiziell. Die Personalabteilung hatte eine Frühpensionierung aus gesundheitlichen Gründen ausgearbeitet. Brian Kibby würde aus dem Dienst ausscheiden!
Nein!
Das darf doch nicht wahr sein!
Wie kann Kibby mir das nur antun?
Er hatte sich angewöhnt, Kibby als Spiegel seiner selbst zu betrachten, als Road Map seiner Sterblichkeit. Aber die Häme auf Foys Gesicht erzählte ihre eigene Geschichte. Skinner war sprachlos: Er nickte bloß und ging zurück in sein Büro, um von dort aus einen verzweifelten Anruf bei Joyce zu tätigen, die er regelrecht anflehte, Brian möge es sich doch noch mal überlegen.
– Oh … vielen Dank für Ihre Unterstützung und Hilfe, Mr Skinner … Danny … aber unser Entschluss steht. Sich einmal dazu durchgerungen zu haben, macht vieles schon leichter.
Brians Zustand hat sich in den letzten paar Wochen so gebessert, seit er nicht mehr die Arbeit im Kopf hat.
Nein!
NEIN .
Alle in der Abteilung waren perplex, warum gerade Danny Skinner, der Brian Kibby immer so getriezt und gemobbt hatte, nun so betroffen über dessen Pensionierung war. – Danny ist gar nicht so oberflächlich, erklärte Shannon McDowall Liz Franklin, einer neuen Inspektorin. – Nach außen wirkt er wie ein Spaßvogel, aber tief in seinem Innern ist er wirklich betroffen.
Und das war er auf seine eigene seltsame Art tatsächlich, denn Danny Skinner verfiel in tiefe, bittere Niedergeschlagenheit. Seine Welt brach zusammen. Es schien ja nun so, als gäbe es für ihn keine Aussicht mehr, Brian Kibby weiterhin zu sehen.
Ich muss Kibby sehen.
Und bis dahin werd ich ihm zeigen, was es bedeutet, sich mit mir anzulegen! Dem kleinen Warmduscher werde ich richtig Grund zum Jammern geben!
Und so stattete Skinner einem Dealer namens Davie Creed einen Besuch ab und erstand zwei Gramm Kokain. Creedo hatte außerdem ein paar Gramm aufgebacken, also rauchten sie noch was, und Skinner
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