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Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Titel: Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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von draußen ließ ihn auffahren, wie einen Hund, den eine Hundepfeife aufschreckt. Vom süßen Duft der frischen Schnittblumen, die Skinner Joyce mitgebracht hatte, wurde ihm übel, während die Gerüche seines eigenen Körpers ihm den Magen umdrehten. In dem morbiden empfindlichen Zustand seiner Sinneswahrnehmungen konnte er nur gänzlich fade und geschmacksneutrale Kost ertragen. Und hier saß Danny Skinner, an diesem Tisch, und quälte ihn wie ein Matador einen geschwächten, verwundeten Stier. Und seine eigene Mutter und Schwester schrien »Olé« zu jeder schwungvollen Geste, feuerten diesen arroganten Poseur auch noch an. Das war zu viel für Brian Kibby. – Aye, he, ich hätte gedacht, du hättest mittlerweile einen anderen gefunden, den du verarschen kannst, spuckte er giftig.
    – Brian!, schalt ihn Joyce und schaute Skinner entschuldigend an.
    Doch Danny Skinner warf den Kopf zurück und tat den Vorwurf lachend ab. – Achten Sie nicht darauf, Joyce, das ist nur der gute alte Brian-Kibby-Humor, den wir alle so lieben. Für uns ist das nichts Neues mehr. Er kann ein richtiger Brummbär sein!
    Joyce lachte gekünstelt auf, während Brian wieder auf seinem unbequemen, harten Stuhl erzitterte, der sich tückisch dort einschnitt, wo Kibbys monströse Arschbacken über die harten Kanten quollen.
    Skinner ist in meinem Zuhause, fickt meine Schwester, isst am Tisch meiner Mutter, und der Dreckskerl besitzt auch noch die Frechheit, eine Kumpelhaftigkeit zu erfinden, die bestenfalls ver logener Nonsens ist und schlimmstenfalls der unverfrorene Ver such, einen Fall von systematischem Mobbing und Beleidigung zu vertuschen … und … und …
    – Also, ich halte das für deplatziert, streitsüchtig und rüpelhaft, rümpfte Caroline zänkisch die Nase.
    Kibby sah sie mit schwerem Herzen an. Sie war eine Frau; gereift, aufgeweckt, lebendig, cool, und er … tja, er war nie zum Mann geworden, hatte nie zum Mann werden dürfen.
    Aber vielleicht kann ich es noch.
    Nach dem Abendessen entschuldigte sich Brian Kibby mit Müdigkeit und ging nach oben in sein Zimmer. Er fischte die Whiskyflasche unter dem Bett heraus. Er setzte sie sich an den Hals. Das goldene Elixier brannte ölig, stark und fies in seinem Blut. Es machte ihn hart. Machte ihn schroff, abstoßend, arrogant, und, soweit er es beurteilen konnte, so unsterblich und zeitlos wie diese Eigenschaften.

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38
Schlussakkord
    Die Erfolgreichen, die Semi-Erfolgreichen und die schamlosen Hochstapler der Stadt hatten sich in ihrem gewohnt wackligen Bündnis beim Eröffnungsabend des Muso, Alan De Fretais’ neuestem Bar-Restaurant-Projekt, eingefunden. De Fretais selbst war mit übler Laune eingetroffen, der eben erst mit einem exzellenten Chablis abgeholfen wurde. Die Bauleute hatten ihm zugesagt, er würde das Unternehmen während des Edinburgh Festivals groß eröffnen können, und eine Horde angereister Prominenz und die landesweite Presse hatten bei Fuß gestanden. Jetzt war es wesentlich später, mitten in der toten Saison im Herbst, sodass er sich mit der lokalen B-Prominenz zufriedengeben musste, und in ihm brannte erbitterter Groll, weil er wusste, dass schon der schwer erreichbare 3. Michelin-Stern nötig wäre, ihm das Medienecho zu sichern, von dem er träumte. – Mein eigenes kleines Holyrood, bemerkte er säuerlich zu einem Gastrokritiker des Daily Record , der ebenso enttäuscht aussah wie er.
    Aber die fruchtige Traube, die ihren unverwechselbaren Charakter dem tonhaltigen, nur sehr begrenzt vorkommenden Kimmeridge-Boden verdankte, entfaltete bereits ihre beträchtliche magische Wirkung bei De Fretais. Bald gab er sich dem tröstlichen Gedanken hin, dass das Publikumsinteresse gar nicht so übel war für diese Zeit des Jahres, in der ein Großteil des Kennerpublikums sich noch immer vom Festival-Burnout erholte oder sich bereits auf den Weihnachtskater vorbereitete.
    Skinner trat mit Bob Foy zusammen ein, der ihm die Nachricht überbracht hatte, der Spitzenkoch sei von seiner Exkursion durch Deutschland zurückgekehrt. Sie hatten in Rick’s Bar einen Cocktail getrunken und trafen daher respektable zwanzig Minuten zu spät ein, wenn auch nicht so spät, sich die kostenlosen Getränke im Ausschank entgehen zu lassen. Sein fragiles Nervensystem verriet Danny, dass sich Brian Kibby gestern Abend zweifellos heimlich einen oder zwei hinter die Binde gekippt hatte, denn es war ein anständiger Drink nötig gewesen, um seinen Kater zu lindern. Skinner

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