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Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Titel: Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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es nicht mehr lange , war seine düstere Prognose, als er die Flaschen eintütete und sie einem bereits dahinwelkenden, zitternden Kibby aushändigte. Die gedämpfte, aber durchdringende Trostlosigkeit dieses speziellen Kunden bewegte ihn so eigenartig, dass er beinahe etwas gesagt hätte. Aber als er Augenkontakt mit Kibby herstellte, sah er nichts, nur eine dunkle Leere, die einst von einer menschlichen Seele bewohnt gewesen war.
    Pryce nahm das Geld, tippte den Kauf ein und tat es in die Kasse, wobei er im Hinterkopf eine Notiz ablegte, sich einen neuen Teilzeitjob zu suchen. Irgendwo, wo man sich um die Gesellschaft verdienter machte, etwa bei McDonald’s oder Philip Morris.
    Zu Hause angekommen, schlich Brian Kibby sich heimlich hinein, weil ihm sehr daran lag, seiner Mutter und einer möglichen Auseinandersetzung wegen seiner Trinkerei aus dem Weg zu gehen. Glücklicherweise war niemand zu Hause. Er versuchte, seine Körperfülle die Aluminiumtrittleiter zu seinem alten Versteck hochzuziehen, aber nach wenigen Schritten wurde ihm schwindlig, weil ihm pochend das Blut in den Kopf stieg. Er sah ein, dass er es nicht schaffen würde, stieg langsam wieder hinab und ging in sein Zimmer, wo er entmutigt eine Flasche Whisky leerte und respektable Fortschritte bei der zweiten machte, ehe er das Bewusstsein verlor.
    Der Morgen rollte an, unter dem Krächzen der Möwen in dem marmorierten Licht, das langsam über Leith heraufzog. Danny Skinner ging es bereits ziemlich dreckig, und er verdächtigte Kibby, aber sein Unbehagen steigerte sich massiv, als das Telefon klingelte und Shannon McDowell ihn mit einer erschütternden Nachricht begrüßte. – Bob ist im Krankenhaus …
    Das ließ Skinner schlagartig aktiv werden, und er machte sich, seine Katerübelkeit niederkämpfend, auf den Weg zu Foy. Im Bus hätte er beinahe gekotzt, was ihm missbilligende Blicke von einer Frau mit einem kleinen Jungen eintrug, der das neue grüne Trikot mit der Whisky-Werbung von Whyte & Wacay anhatte, die Carlsberg Lager als Sponsor abgelöst hatten.
    Als es bloß Bier war, hätte der arme kleine Scheißer wenigstens noch eine faire Chance gehabt …
    Als er im Krankenhaus ankam und auf die Station ging, sah er Foys reglose Gestalt hingestreckt, bewusstlos in einem Bett liegen, ans EKG angeschlossen, einen Schlauch in der Nase. Nicht gut, dachte Skinner.
    Amelia, Foys zweite Frau, stand schluchzend am Krankenbett, zusammen mit Barry, seinem Sohn aus erster Ehe, mittlerweile Teenager. – Danny …, blubberte Amelia, stand auf und umarmte ihn fest. Ihr Geruch und ihre Nähe brachten einem verlegenen Skinner eine Szene in Erinnerung, als er nach einem alkoholgeschwängerten Abend vor einigen Monaten im Foy’schen Haushalt gelandet war.
    Foy war nach einer formidablen Saufleistung auf dem Sofa kollabiert, und Amelia hatte sich auf Skinner gestürzt und ihn beinahe gewaltsam dazu bringen wollen, sie auf der Küchenarbeitsplatte zu ficken. Skinner hatte sie weggeschoben und sie mit Foys entschlafener Gestalt alleingelassen. Sie hatten seitdem nicht wieder miteinander geredet.
    Ob sie wohl immer noch scharf drauf ist? Wahrscheinlich jetzt erst recht. Wenigstens eine, die ich ficken kann …
    Amelie schien irgendetwas an ihm zu spüren, eine Ahnung von Kloake, und rückte schnell wieder ab. Mit einem schnellen, gereizten Blick auf den deprimiert aussehenden Barry erklärte sie aufgelöst: – Als ich in den Garten kam, lag er da. Er hatte Laub zusammengeharkt. Ich hab versucht, seine Ernährung umzustellen, der Doktor sagte, seine Cholesterinwerte wären viel zu hoch … er wollte nichts davon hören, Danny, jammerte sie, er wollte einfach nicht hören!
    Skinner drückte ihre Hand, fing über ihre Schulter Barrys Blick auf und nickte ihm bekümmert zu. Dann betrachtete er Bob Foy, daliegend – aber wo war er? Im Bett? Nein, eher gefangen in irgendeinem seltsamen Zwischengeschoss zwischen Leben und Tod.
    Er fragte sich, ob Foy ihn hören konnte, ob er etwas sagen sollte, ob die Ärzte gesagt hatten, dass er hören könne. Skinner dachte an den alten alten Witz in der Behörde: Er fand sich auf jeder Speisekarte auf Französisch zurecht … Sicherlich harte Kost für die Arterien. Aber Bob hatte ja auch nie einen Brian Kibby.
    Dann spürte er den Schmerz in seinen Nieren. Wie es schien, realisierte Brian Kibby gerade, dass er einen Danny Skinner hatte.
    Fuck, der Drecksack weiß Bescheid.

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39
Alaska
    Sein Kopf pochte, und sein Magen

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