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Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Titel: Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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hatte fast schon vergessen, wie schädlich und schwächend sich Alkohol auswirken konnte. Zumindest war es hier drin einigermaßen dunkel, überlegte er und betrachtete die angenehm gedämpfte Beleuchtung mit Dankbarkeit.
    Der kleine Ficker muss irgendwo in seinem Saustall von Zimmer ein Schnapslager haben. Ich werde Caroline darauf ansetzen … oder sogar Joyce. Ich werd diesem Schwanzgesicht schon den Hahn abdrehen! Der kleine Blödmann weiß doch gar nicht, was er tut, wie gefährlich das ist!
    Der Barbereich war auf eine minimalistische Art durchaus imponierend. Obwohl die Wände in uninspiriertem Hellblau gehalten waren, besaß die alte Theke eine schöne Marmorplatte, und der hintere Thekenbereich hatte eine Eichenverkleidung. Ein beeindruckender, abgezogener und glanzversiegelter Holzboden und indirekte Beleuchtung hier und da rundeten das Bild ab.
    Skinner sah sich in der Gesellschaft um und dachte: so weit, so öde. Er checkte gewohnheitsmäßig die Frauen und versuchte, nicht an Dorothy in San Francisco oder – näher zu Hause – an Caroline zu denken. Ohne Erfolg.
    Es ist schon scheißseltsam mit Caroline und mir. Irgendwie schaffen wir es einfach nicht, zur Sache zu kommen. Wahrschein lich, weil sie mich an Kibby erinnert. Wenn ich ihn erst wieder im Krankenbett habe, wo er mir nicht mehr schaden kann, gibt es kein Halten mehr; dann fick ich seine Schwester wie ein Weltmeister. Wenn sich rausstellt, dass es nur was Sexuelles ist, zische ich sofort wieder ab nach Kalifornien. Erst muss ich mich mal zulöten, und das Scheißhaus hier ist so gut wie jedes andere, um sich die Kante zu geben.
    Mal wieder ficken wäre auch nicht schlecht. Keine Spur von Graeme oder sonst wem aus dieser Blase. Vielleicht würde es Kibby ja etwas bremsen, wenn er mal einen in den Arsch verlötet bekäme, ohne Gleitcreme und bis zum Anschlag!
    Mit den rhythmischen Schluckbewegungen der eingefleischten Schnapsdrossel machte er kurzen Prozess mit dem ersten Glas Champagner. Gestört von einem Ellbogen, der sich in seine Seite bohrte, drehte er sich um und sah Foy, der seine Aufmerksamkeit auf die hohe Decke lenkte, von der eine Reihe von Musikinstrumenten hing. Es gab eine elektrische Gitarre (irgendeine legendäre Gibson Les Paul, vermutete Skinner), eine große Harfe, ein Saxophon, ein Kontrabass und ein Schlagzeug, alle in aufeinander abgestimmter Höhe, als könnte jederzeit ein Trupp Musiker, die der Schwerkraft trotzten, einfach dort hinaufschweben und etwas zum Besten geben. Am eindrucksvollsten war jedoch ein weißer Konzertflügel, der etwa fünfzehn Fuß über der Bar hing, am Dach befestigt mit vier Stahlseilen, die zu einem einzigen riesigen Haken liefen, der, wie er vermutete, von einem der Deckenträger gehalten wurde.
    Gegen seinen Willen war Skinner dann doch ein bisschen beeindruckt.
    Plötzlich drang eine Stimme an sein Ohr, so nah, dass er den heißen Atem ihres Urhebers fühlte. – Jetzt fragst du dich bestimmt: Wie haben die das bloß da raufgekriegt?
    – Das tue ich allerdings, gestand er seinem Gastgeber, dem Spitzenkoch Alan De Fretais.
    De Fretais setzte ein mattes, demütiges Lächeln auf. – Die Antwort ist: unter großen Schwierigkeiten, sagte er versonnen, schüttelte den Kopf über seinen eigenen spritzigen Humor und tauchte wieder in die Menge unter.
    Wichser, dachte Skinner, aber ohne echte Feindseligkeit, während er dem Koch auf seinen verschlungenen Pfaden nachsah. Nur eine totale Flasche, und auch dann nur eine völlig zugekokste, konnte den Scheiß witzig finden. Was kurz zusammengefasst genau das war, wofür er De Fretais hielt. Es war wirklich unmöglich, dass eine solche Witzfigur sein Erzeuger sein sollte. Er sann darüber nach, wie Leute dieses Schlages bei derartigen Anlässen immer eine intime Tiefsinnigkeit zur Schau stellten, wenn sie mit Freunden redeten, während sie nichts sagten, das aber mit diesem Air höchster Gravitas, wie sie Connerys Bond perfektioniert hatte. Vor allem sich keine Information entreißen lassen, sei sie noch so trivial. Geheimnisträger. Wie alle diese verschissenen Köche, dachte er, als er sich fortbewegte, um die Runde zu machen und beiläufig mit vage bekannten Nasen zu plaudern.
    Er hatte schnell festgestellt, dass es sich hier um eine Sorte Fete handelte, bei der es nicht als unhöflich, sondern als geradezu obligatorisch empfunden wurde, sich nicht wirklich seinem Gegenüber zu widmen. Es galt nahezu als verdienstvoll, sich anmerken zu lassen, wie

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