Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)
schätze, ich lernte, auch so zu sein, um ihm Paroli zu bieten. Einmal landeten wir nach einem Kampf beide in der Notaufnahme. Meine Mutter verließ ihn einige Male, kam aber immer zurück.
Liebe habe ich damals in meinem Leben nicht viel bekommen, aber ich hatte die Musik. Das war neben der Politik meine große Leidenschaft, besonders Punk Rock; als der aufkam, war ich in meinem Element, weil es sozusagen beides verband. Das Zeug wurde von normalen jungen Typen gemacht, die daher kamen, wo wir auch herkamen, nicht irgendwelche verwöhnten Superstars, die irgendwo weit weg auf Landsitzen in Surrey residierten. Es gab damals in Edinburgh eine Reihe toller einheimischer Bands: die Valves, Rezillos, Scars, Skids, die Old Boys und Matt Vinyl and the Decorators.
Es war seltsam, dass Punk in den Medien als gewalttätig dargestellt wurde, denn gerade, dass ich zu Punkkonzerten ging, brachte mich damals von der Straßengewalt der Gangszene von Edinburgh weg. Durch Punk verliebte ich mich in ein Mädchen, ich lernte sie auf einem Clash-Konzert kennen. Ihr Name war Beverly; sie war eine echte Punkette. Sie hatte grünes Haar und sie trug öfter eine Sicherheitsnadel in der Nase. Ein echt wildes Mädchen, obwohl sie auch eine sanfte Seite hatte. Sie fiel schon deshalb auf, weil sie ein Mädchen war, denn um ehrlich zu sein, es gab damals nicht viele attraktive Mädchen, die auf Punk standen. Verglichen mit ihr war ich wahrscheinlich nur ein Poser: Freitags war ich Punk, und dann warf ich mich am Samstag in Discoklamotten und ging zu Buster’s oder Annabel’s, um Mädchen aufzureißen.
Aber ich habe in diesen Läden nie ein Mädchen wie sie kennen gelernt.
Beverly hasste das; sie bezeichnete mich immer als Plastikpunk. Sie arbeitete als Kellnerin in der Archangel Tavern, wo sie durch ihre grünen Haare berühmt wurde. Sie sagten, dort hätte sich die Boheme getroffen. Ich mochte die Leute da trotzdem nicht; sie waren zu hochgestochen für meinesgleichen.
Nicht dass sie mich irgendwie interessierten. Ich war zum ersten Mal in meinem Leben verliebt.
Beverly war mit einigen der Köche da befreundet. Das waren Restaurantköche, und die blickten auf einen, der wie ich bei der Eisenbahn schuftete, herab. Dieser De Fretais war einer davon, nur dass er damals nicht De Fretais hieß. Er war damals in meiner Klasse am Telford.
Meine Trinkerei war immer ein Problem gewesen. Das zusammen mit Beverlys Temperament ergab eine explosive Mischung. Sie machte ihr eigenes Ding und war zur selben Zeit wie mit mir noch mit einem anderen Typen zusammen. Er war auch Koch und arbeitete im Northern Hotel. Ich kannte ihn nicht persönlich, aber ich wusste von ihm. Hotel-und Restaurantarbeiter hatten oft untereinander Kontakt, wegen der Arbeitszeiten.
Beverly wurde schwanger, kaum dass wir zusammen waren, und sie wollte mir nicht sagen, ob es von mir oder von dem anderen Kerl war. Er war auch noch Schlagzeuger; er spielte bei den Old Boys. Ich kannte den Kerl gar nicht, aber ich hasste ihn. Warum auch nicht? Er war Koch und hatte einen viel besseren Arbeitsplatz als ich, ein richtiger Punk, der in einer richtigen Punkband spielte, und Bev, nach der ich verrückt war, liebte ihn mehr als mich. Das konnte ich nicht hinnehmen.
In einer Nacht eskalierte dann alles. Ich war betrunken und ich war wahnsinnig wütend über die Situation, und ich machte das Allerdümmste, was ich je in meinem Leben gemacht habe. Ich ging zu dem anderen Jungen und wollte die Sache klären. Es war grauenhaft. Ich ging zu seiner Arbeitsstelle und stritt mich mit dem Typ in seiner Küche. Es war gerade sonst niemand da. Er nahm mich nicht ernst, ignorierte mich einfach. Als ich ging und ihn noch mal anbrüllte, hob er zwei Finger zum V-Zeichen und sagte: »Verpiss dich, du Arschloch.« Er sagte es so wegwerfend. Natürlich, wenn ich jetzt darüber nachdenke, wer kann es dem Jungen verdenken; ein Besoffener kommt zu ihm auf die Arbeit und brüllt rum, wie sollte er sonst reagieren? Aber im Suff und verrückt vor Eifersucht bin ich total wütend geworden und einfach ausgerastet.
Der Junge hatte sich schon von mir weggedreht, und ich bin zu ihm zurückgerannt, hab ihn hinten am Kopf gepackt und ihn in einen Kessel Suppe gedrückt, wie ich in meinem benebelten Zustand dachte. War es aber nicht. Wie sich herausstellte, war es Frittierfett. Er schrie: Ich habe nie wieder so etwas wie diesen Schrei gehört, aber ich denke, ich habe auch geschrien, weil es mir die Hände
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