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Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Titel: Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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mit einem Wimpernschlag in eine wüste Hasspredigt umschlugen, deren Intensität und Wildheit ihm durch Mark und Bein ging.
    ICH HASSE HASSE HASSE HASSE KIBBY DIESE FOTZE SOLL SEIN ARSCH IN DER HÖLLE BRENNEN !
    Das Licht schien aus dem niedrigen Schankraum zu weichen und in seinen Kopf zu strömen wie Wasser in einen Gulli, als würde es von seinem gierigen Gehirn und seinen Neuronen absorbiert. Dann sah er Kibbys Gesicht vor sich aufscheinen: den harmlosen, lächelnden »netten Jungen«, den sie auf der Arbeit alle so mochten. Für einen Sekundenbruchteil wurde es von seinem eigenen verschlagenen Gesicht überblendet. Und dann sah er es wieder zu dem des hinterfotzigen feigen kleinen Bastards werden, das für ihn Kibbys wahres Gesicht war.
    Die Leute lassen sich gern in den Arsch kriechen, und dabei mer ken sie nicht …
    Sein Atem setzte aus, und um ihn herum tanzten ihre Gesichter: Cooper, Foy …
    Scheiße, das ist das Delirium …
    Plötzlich verdunkelte sich die ganze Kneipe um einige Grade und alles schien sich in einer bizarren Verlangsamung abzuspielen. Er konnte niemanden erkennen, alle waren nur noch pulsierende, an-und abschwellende Schatten, bis er die normalerweise schwerfällige Gestalt von Rab McKenzie leichtfüßig wie einen Balletttänzer durch das Meer von Silhouetten herannahen sah, in den Händen Bier und Kurze balancierend. Skinners Herz krampfte sich derart brutal zusammen, dass er für eine Sekunde glaubte, er hätte einen Herzinfarkt.
    VERDAMMTE SCHEI …
    – Und ab geht die Luzie, Skinny. Hier, hau die mal weg, dröhnte McKenzie, während er die Gläser mit einer halben Pirouette auf dem Tisch abstellte.
    Der Schweiß lief Skinner in Strömen runter, und er rang nach Luft, während das Licht wieder heller und der Raum wieder normal wurde. Ein Herzinfarkt. Ein Schlaganfall. Irgendwas ging mit ihm vor … ihm blieb die Luft weg …
    O GOTT ICH … ICH …
    – Du siehst aus, als wollteste schlappmachen, Alter, spottete McKenzie. – Was ist los? Ist dir die Schlagzahl zu hoch?
    Danny Skinner rang verzweifelt nach Luft, während ihm McKenzie auf den Rücken schlug. Skinner hob die Hand ans Gesicht, um seinem Freund Einhalt zu gebieten. McKenzie sah seinen schwitzenden, rot angelaufenen Kumpel betroffen an, doch dann, als seine Besorgnis ihren Höhepunkt zu erreichen schien, spürte Skinner, wie in ihm ein Damm brach und er plötzlich wieder richtig Luft bekam. Er schaute zur Decke, bevor er den Blick senkte und Big Rab ansah. – War nur mir so, oder ist die Beleuchtung vorhin was schwächer geworden?
    – Aye, irgend so eine beschissene Stromschwankung oder so. Alles klar mit dir?
    – Aye …
    Irgendeine Stromschwankung.
    Skinner schaute McKenzie an, Big Rab McKenzie, seinen besten Kumpel, der Trauzeuge bei seiner Hochzeit geworden wäre und immer sein bester Saufkumpan war. So viel er auch trank, mit Big Rab konnte er nie ganz mithalten. Nie kam er an die Mengen heran, die Rab konsumierte, an sein stoisches, beharrliches Wegstellen der Pints, an die ungeheuren Mengen Kokain, die er sniefte, die Skinner jedes Mal, wenn sie gemeinsam zur Toilette gingen, um sein Herz fürchten ließen, das wild in seiner Brust tanzte wie die Erbse in der Pfeife eines übereifrigen Schiedsrichters.
    Doch irgendetwas Seltsames, Anormales geschah gerade, denn diesmal war es Skinner, der einen Energieschub erlebte, vielleicht war es diese Empfindung von Unsterblichkeit, die Alkoholiker erfuhren, diese von der Sterblichkeit des Fleisches nicht angekränkelte Überzeugung, dass nichts, wirklich nichts ihnen etwas anhaben kann. Skinner hatte dieses Gefühl schon oft erlebt, doch noch nie in dieser Intensität. Er würde sich von dieser Welle einfach mitreißen lassen. Er kippte sich den Jack Daniel’s runter. – Na los, McKenzie, du Schwuchtel, sehn wir doch mal, wer hier mit wem nicht mithalten kann!

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15
Unbekanntes Virus
    Es war das erste Mal, dass er die Küken draußen gelassen hatte. Es hatte geregnet, die Zaunpfähle waren verrottet und die wilden Hunde eingedrungen. Jetzt waren keine Küken mehr da.
    Er war unkonzentriert. Ihm war schwindlig: schwindlig und übel. Das riesige, grellbunte Star Trek: The Final Frontier – Plakat an der Wand, ein Geschenk von Ian, auf dem zu sehen war, wie die Enterprise gerade aus einem schwarzen Loch hervorschoss, pochte und pulsierte, klimperte auf seinen bloß liegenden Nerven.
    Er erhob sich zitternd von seinem fahrbaren Computertisch und wankte zurück ins

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