Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

gefällt mir, grinste Foy reptilienhaft. – Sehr markant, sehr stark.
    – Ich habe ni…, fing Skinner an, brach ab und lächelte. – Tut mir Leid, ich muss einen dringenden Anruf erledigen, sagte er, drehte sich abrupt um und marschierte die Treppe hinunter in Richtung Großraumbüro, das vorlaute Muster der Marmorstufen mit energischen Schritten abstrafend.
    An seinem Schreibtisch spürte Skinner, wie die Kokswirkung langsam abflaute und der Alkohol aus seinem Blutkreislauf verschwand; mit ihnen verflüchtigte sich auch sein Allmachtsgefühl. Alles schreckte ihn sofort auf; in jedem Telefonklingeln schien eine Drohung mitzuschwingen. Foys Lachen dröhnte in seinem Kopf, und Kibbys weinerlicher Tonfall zog ihm die zitternde Haut in Streifen vom Rücken. Ein derart mickriger Widersacher, so schwächlich und erbärmlich, wirkte nun wie mit übermenschlichen, teuflischen Kräften beseelt. Einmal, als sich ihre Blicke trafen, stellte Skinner überrascht fest, dass Kibbys Augen nicht ängstlich und feige, sondern aufsässig und verschlagen guckten.
    Also arbeitete Danny Skinner, der eine solche Verunsicherung an sich nicht gewöhnt war, emsig vor sich hin und versuchte, indem er sich den Papierkram vornahm, den er über Wochen hatte auflaufen lassen, ein bisschen die Bilanzen zu schönen, Fehler auszubügeln und sich selbst unangreifbar zu machen. Aber ihm fehlte die Konzentration dafür; er fing mit einer Sache an, nur um ihrer gleich wieder überdrüssig zu werden und sich etwas anderes vorzunehmen, bis er schließlich in einem Meer der Verzweiflung zu ertrinken drohte, weil sein Schreibtisch unter einem Berg nur halb erledigter Aufgaben verschwand.
    Als sich das Büro gegen fünf zu leeren begann, entspannte Skinner sich ein wenig und hing seinen Gedanken nach, bis er sich fast zu schläfrig fühlte, um nach Haus zu gehen. Als um sechs das Telefon schrillte, hob er ab. Es musste ein privater Anruf sein, da bis auf ihn alle schon weg waren.
    – Du machst Überstunden, sagte McKenzie anklagend und fragte dann lockend, – Lust auf ein schnelles Bierchen?, als wollte er bei Skinner etwas wiedergutmachen.
    – Aye …, zögerte Skinner mit schlechtem Gewissen. Aber er hatte Lust auf ein Bier. Es gab tausend Gründe, es zu lassen und nach Haus zu gehen, doch sie verblassten alle gegen die drei Gründe, die dafür sprachen, dass er einen trinken ging: Er hatte Feierabend, er hatte siebenunddreißig Pfund in Münzen in den Taschen, und er hatte den Tatterich und wollte ein Bier.
    Im Pub hatte Rab McKenzie bereits eine strategisch günstige Position an der Theke eingenommen und erinnerte Skinner an einen Kapitän, der auf der Brücke seines Schiffs steht. Als McKenzie sich an den Barkeeper wandte und ein Löwenbräu für Skinner bestellte, war es, als gäbe er das Kommando »Volle Fahrt voraus«.
    Das Glas war schnell leer, und während Skinner die nächste Runde bestellte, schaltete seine Rationalisierungsmaschinerie auf Hochtouren.
    Egal, was diese Arschkrampen, die bloß ihre eigene Existenz rechtfertigen wollen, in ihren Lifestylekolumnen verzapfen, dass man die und die Art von Mann sein sollte, dass man Verantwortung gegenüber seiner Frau, seinen Kindern, seiner Firma, gegenüber Gott, Vaterland oder der Regierung habe, je nach Coleur, nicht einer von denen kann mir weismachen, dass Kibby kein verfickter Wichser ist und ich nicht total genial bin. Und wenn sie mir Verantwortungs-Mann beim nächsten Frühjahrsputz als Neuen-Mann-der-Tat-Mann oder Renaissance-Mann oder Hau-auf-den Tisch-Mann wieder unterjubeln wollen, im wahren Leben ist er unabänderlich ein verfickter lahmer Ödsack wie Kibby.
    Das sind alles dämliche Kontrollfreaks und Schleimscheißer, und jeder von denen will dir nur weismachen, dass du die oder jene Ver pflichtung hast. Und Kibby, oh, der ist ja sooo pflichtbewusst.
    Eine phantastische Idee bemächtigte sich Skinners: Wäre es nicht genial, wenn Kibby seine gesamten Kater ausbaden müsste? Wenn er, Skinner, sich auf wüsteste und rücksichtsloseste Art den irdischen Genüssen hingeben könnte und dieses adrette, rosige Muttersöhnchen, dieser Wichser von Kibby, die Konsequenzen tragen müsste?
    Wenn das nicht phantastisch wäre! Kibby. Mein Gott, wie ist mir der zuwider. Wie sehr ich diese kleine Arschwarze von Milchbubi verachte. Ich hasse ihn. HASS HASS HASS HASS HASS HASS HASS HASS HASS HASS HASS
    Mit seinem Lager dasitzend, erlebte Skinner, wie diese müßigen, halb betrunkenen Grübeleien