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Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Titel: Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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spürte die Nachwirkungen der Drinks von gestern Abend in Buster Browns Nachtclub und war von der offenbar neu entdeckten Entschlossenheit ihres Bruders, sie unter ein drakonisches Studienregime zu zwingen, nicht sehr angetan. – Du bist nicht mein Dad, Brian. Vergiss das nicht, sagte sie beinahe drohend.
    Brian Kibby schaute seine Schwester an, sah, wie ihre Augen feucht wurden, und spürte den gemeinsamen Schmerz über ihren Verlust. Enger Körperkontakt lag ihnen nicht, und seit Beginn der Pubertät hatte es kaum noch Berührungen zwischen ihnen gegeben. Nun jedoch legte er gerührt einen zitternden, geschwächten Arm um sie. – Es tut mir Leid … ich wollte nicht …
    – Mir tut es Leid …, schniefte Caroline unglücklich, – ich weiß, du willst nur mein Bestes …
    – Ich sag’s doch nur, weil er das auch gern gewollt hätte, krächzte Brian, die Tränen unterdrückend, während er den Arm von ihren Schultern rutschen und kraftlos herabhängen ließ, – aber du bist jetzt eine erwachsene Frau und kannst tun und lassen, was du willst. Ich habe kein Recht …, schluckte er. – Dad wäre wirklich stolz auf dich, weißt du das?, fragte Brian mit schlechtem Gewissen, denn er dachte daran, was in den Tagebüchern stand, die er und Joyce Caroline vorzuenthalten beschlossen hatten.
    Caroline Kibby gab ihrem Bruder einen Kuss auf die Wange. Er hatte im Gesicht immer noch diesen daunenweichen Flaum, wie ein Pfirsich, dachte sie. – Auf dich wäre er stolz, denn ich bin’s auch. Du bist der beste Bruder, den man haben kann.
    – Und du bist die beste Schwester, brach es fast wie ein Schrei aus Brian heraus. Durch diese schrille, weinerliche Erwiderung hätte er in ihren Augen beinahe den Moment verdorben, doch sie konnte den unguten Impuls, ein abfälliges Gesicht zu schneiden, noch in ein Lächeln umbiegen.
    Beide verzweifelt entschlossen, dem ungewohnten und unguten Strudel von Emotion zu entkommen, in dem sie seit dem Tod ihres Vaters gefangen waren, beruhigten sich Brian und Caroline wieder und verabschiedeten sich von Joyce, die zurück nach unten gekommen war, nachdem sie die Betten gemacht hatte. Dann machten sie sich auf den Weg ins Büro, beziehungsweise zur Edinburgh University.
    Kibby wurde wie ein Held empfangen, als er ins Büro kam, registrierte Danny Skinner verbittert. – Brian sieht schrecklich aus, als hätte er die Grippe, meinte Shannon McDowall. Skinner nickte und unterdrückte den Verdacht, dass es, als er gestern kam, wohl geheißen hätte: »Danny sieht schrecklich aus, als hätte er die Grippe oder Gott weiß was …«
    Dieser entscheidende kleine Zusatz. Solche Bemerkungen ent schieden darüber, ob man einen guten oder schlechten Ruf im Büro hat. Um Kibbys Ruf zu schädigen, wäre aber schon einiges von nöten. Bei dem gilt immer, im Zweifel für den Angeklagten.
    Aber Danny Skinner hatte das unerklärliche Gefühl, die Zeit sei womöglich auf seiner Seite. Er fühlte sich überraschend fit, vor allem, wenn man das Gelage von gestern Abend bedachte. Vielleicht wurde er langsam wie Big Rab McKenzie, überlegte er, und wurde immun gegen Alkohol und Drogen.
    Ich bin bereit, Kibby. Komm schon, Bürschchen, zeig mal, was du so auf der Pfanne hast!
    Die Kolleginnen und Kollegen gingen in den Konferenzraum und nahmen Platz, um sich Brian Kibbys Präsentation anzuhören. Als der seine Unterlagen zur Hand nahm, grinste Skinner ihn an, huschte zu ihm rüber und flüsterte: – Gleich kriegst du dein Fett weg, du Fotze.
    Nur ein oder zwei Leute bemerkten das nervöse Beben, das Kibby kurz durchlief.
    Kein Blumentopf für dich zu gewinnen, du Fotzengesicht!
    Alle waren gespannt auf Kibbys Präsentation. Bob Foy klopfte ihm ermutigend auf den Rücken, was Kibby, wie Skinner schadenfroh bemerkte, fast aus der Haut fahren ließ. Kibby war bei Weitem kein überzeugender Vortragsredner, doch das machte er durch seine überaus detaillierten und akribischen Folien wett, auf die er zurückgreifen konnte, wenn er ins Schleudern geriet. Genauer gesagt, er hätte es wettmachen können, hätten seine zitternden Hände nicht einen Becher Kaffee umgestoßen und sie komplett versaut. Seine anschließenden Versuche, den Kaffee aufzuwischen, richteten nur noch mehr Unheil an. Aitken eilte ihm zu Hilfe, übernahm das Abtrocknen und drängte ihn fortzufahren.
    Der erste Streich!
    Danny Skinner saß da und sah vergnügt zu, wie Brian Kibby sich selbst in die Scheiße ritt.
    – Entschuldigen Sie … ich … ich,

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