Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)
Waverley Station traf. Ian war in Hochstimmung, die Freunde klatschten sich ab wie immer, und Ian zückte neckisch seinen iPod.
– iPod auf Betäubung?, fragte Kibby, worauf Ian, wie es zwischen ihnen eingespielt war, entgegnete: – Nein, Alter, iPod auf Töten! Maroon 5, Coldplay, U2 …, zählte er begeistert auf.
– Pack noch Keane und Travis dazu, und ab geht die Luzie, erwiderte Kibby lahm, während er sein eigenes Gerät hochhielt und damit wackelte. Selbst dieses normalerweise mitreißende Ritual war an diesem Tag nichts als anstrengend. Kibby entschuldigte sich mit seiner Erkältung und verfrachtete seinen müden, schwitzenden Körper in den Zug. Normalerweise bereiteten ihm Zugreisen viel Vergnügen, doch diesmal saß er nur zusammengekrümmt auf seinem Platz und brach in Schweiß aus, als er versuchte, die Zeitung zu lesen.
Ian schwärmte derweil von der Bedeutung von Star Trek als beflügelnde, idealistische Zukunftsvision, von einer Welt ohne Nationalstaaten, ohne Geldverkehr und ohne Rassismus, in der alle Lebensformen gleichermaßen geachtet wurden. Er liebte die Conventions und die Menschen, die sie dort trafen, ihre Mit-Trekkies.
Kibby hörte mit dünnem, gequältem Lächeln zu und nickte gelegentlich müde. Sein Freund war offenbar blind für seine Qualen, was ihn zunehmend verbitterte. Zwei Paracetamol halfen ein wenig, aber er fühlte sich immer noch scheußlich. Der Zug ratterte durch einen Tunnel, was in seinem Kopf klang wie die Special-Effects-Geräusche für eine Salve von Raumtorpedos. Kibby zitterte und war froh, als er in Newcastle wieder aussteigen konnte.
Im Hotel wurde sofort die PlayStation angeschlossen, die Ian mitgebracht hatte. Sein Freund lud Brothers in Arms: Road to Hill
30 .
– Das hier wird dir gefallen, Bri, im Game Informer hat es eine 8,5 gekriegt …
Kibby, der mit einem Glas Wasser aus dem Badezimmer kam, nickte und spülte zwei Paracetamol herunter. – 8,5. Nicht übel, krächzte er, als er sich aufs Bett setzte.
– Ich finde ja, es hätte mindestens eine 9 verdient, vielleicht sogar 9,5. Es basiert auf der echten, unzensierten Geschichte der Invasion in der Normandie, und ich bin schon auf Sniper-Level. Willst du mal versuchen?
– Die Grafiken sehen etwas verwaschen aus, meinte Kibby und ließ sich zurück aufs Bett fallen.
– Okay. Ian stand auf. – Ich merk schon, du willst direkt zum Hauptgeschäft kommen. Dann mal los!
Kibby raffte sich widerwillig auf und zog seine Jacke an.
Im National Gene Centre herrschte gespannte Vorfreude. Die Beleuchtung war gedimmt, und aus einer eindrucksvollen Anlage dröhnte elektronische Musik. Plötzlich flammten Laserstrahlen auf, Stroboskoplicht pulsierte langsam, und dann erfüllte die Stimme von William Shatner den Saal:
»Space: The final frontier
These are the voyages of the Starship Enterprise
Its 5 year mission
To explore strange new worlds
To seek out new life and new civilizations
To boldly go where no man has gone before.«
– Ist ja schon ein bisschen sexistisch, fand Ian, als sie die Halle betraten. – Sie hätten das Patrick-Stewart-Intro nehmen sollen. Da heißt es, »where no one has gone before«, nicht »where no man«.
Es ging das Gerücht um, der Schauspieler DeForest Kelley, der in der Originalserie Dr. »Pille« McCoy gespielt hat, sei im Lande, und falls das stimmte, stünden die Chancen nicht schlecht, dass er hier auftreten würde. Während sie sich einen Weg durch die Menge bahnten und die zahllosen Händler-und SciFi-Club-Stände checkten, meinte Ian zu Kibby: – Es wäre toll, mal mit Pille reden zu können. Ich wüsste gerne, was er wirklich von Nimoy als Mensch hält.
Sie drängten sich vor zur Bühne, von der ein Moderator als Borg verkleidet das Publikum begrüßte. – Nun aber viel Vergnügen, forderte er auf, – und nicht vergessen: Widerstand ist zwecklos!
Kibby fühlte sich in der hektischen Menge unbehaglich, und das verstärkte sich noch, als er verspürte, wie etwas über seinen Allerwertesten strich.
Das ist doch eine Hand!
Er fuhr herum und starrte in ein lüsternes Grinsen. Es gehörte zu einem mittelalten Mann mit dunkelblondem Haar, das an den Schläfen ergraute, und einem großen Zapata-Schnurrbart. Er war sonnenstudiogebräunt und trug ein T-Shirt, das im Scheinwer ferlicht so elektrisch kaltweiß leuchtete wie seine Zähne. Es trug den Aufdruck: BE AM ME UP .
Als Brian Kibby sich wieder umdrehte, hörte er, wie Ian sagte: – Mit DeForest Kelley war
Weitere Kostenlose Bücher