Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)
kleinen Grüppchen dort hinbewegen.
Als die Hibs-Leute etwa zehn Minuten vor dem Schlusspfiff im Aufbruch waren, starteten die aus Aberdeen einen Überraschungsangriff. Statt über die Bothwell Street Bridge zu gehen, hatten sie es irgendwie geschafft, hinten um die Südtribüne herumzulaufen und die noch verbliebenen Hibs zu stellen.
Der Großteil des Hibs-Mobs hatte den Kuhstall längst verlassen und war unterwegs zum vereinbarten Treffpunkt, doch es waren noch ein paar Nachzügler da, zu denen auch Skinner zählte, und diese sahen überrascht, wie die Truppe aus Aberdeen durch Horden entsetzter Kuttenträger und Normalos auf sie zustürmte.
Jetzt geht’s looos …
Skinner spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte, als das Adrenalin durch seinen Körper schoss. Von der Polizei war weit und breit nichts zu sehen, als der Mob aus Aberdeen vorpreschte. Jetzt geht’s zur Sache, dachte er aufgeregt, und das in einer Größenordnung fast wie in den Siebzigern und Achtzigern. Überall um ihn herum. Eine Klopperei wie in alten Zeiten, eine, auf die sie sich jahrelang vorbereitet hatten, die aber aufgrund der Ritualisierung der Gewalt infolge der Polizei- und Ordnerpräsenz selten wirklich, sondern meistens bloß in den Zeitungsberichten stattfand. Und Skinner hielt nicht nur die Stellung, er stürmte sogar direkt in die aus Aberdeen rein und teilte Schläge aus.
Ruck, zuck ist die Fresse dick, ihr stinkenden Schafficker …
Einem stiergroßen Bauerntrottel in einer schwarzen StoneIsland-Jacke ausweichend, fand sich Skinner im schnellen und enthusiastischen Schlagabtausch mit einem zähnefletschenden Totenschädel mit verschlagenen Augen wieder, der eine rote Paul & Shark trug. Er beschloss, in korrekter Straßenschlägerpositur am Mann zu bleiben, doch sein Gegner traf ihn als Erster mit einer harten Rechten unter der Nase, die ihm die Tränen in die Augen trieb und benommen machte, daher drosch Skinner schon bald wie ein Amateur blind um sich.
Drecksau …
Als er einen satten Treffer aufs Auge und noch einen aufs Kinn einstecken musste, taumelte er zurück und nahm flüchtig eine fade Straßenlampe wahr, die vor einem düsteren Abendhimmel glomm. Erst da begriff er, dass er tatsächlich zu Boden gegangen war. Weil er seine Beine nicht spürte, schwante ihm, dass er wohl nicht gleich wieder hochkommen konnte, und rollte sich in Embryostellung zusammen. Es würde ja nicht sein Ende sein, ein anderer würde es abkriegen. Genau, Kibby würde leiden, denn er, Danny Skinner, war nun unbesiegbar. Es war unbegreiflicher Wahnsinn, aber er verfügte über diese Macht!
Jetzt mach, Aberdeen, hau rein, Mann!
Nachdem er ein paar Tritte mit schwerem Schuhwerk eingesteckt hatte, rief so ein Spielverderber: – Lasst den, der hat genug!
Verpiss dich … du blöder Hund …
Das Trommelfeuer der Schläge ließ nach und hörte dann ganz auf, als Polizeisirenen zu hören waren.
Kibby schuldet einem von den Schaffickern einen Drink oder vielmehr der Schmiere. Trotzdem, hab ganz schön was abge kriegt …
Eine Weile dachte er, sie hätten ihm ein Messer reingerammt. Einige der Treffer waren zu jäh und heftig gewesen, um bloß von Fäusten oder Stiefeln herzurühren, aber als ihn die Sanitäter hochhoben, entdeckte er nirgendwo Blut. Noch ehe sie seinen paralysierten Körper in den Krankenwagen verfrachten konnten, zerrten ihn zwei Polizisten von den protestierenden Sanitätern weg, legten ihm Handschellen an und warfen ihn hinten in einen Van, wo sie eine Handschelle wieder öffneten und an einer Stange befestigten, die durch den ganzen Frachtraum lief. Das Lacoste-Shirt – reiner Schwachsinn, dachte er benommen und doppelt sehend, während er stumm in der Bullenwanne hockte. Die betäubende Wirkung des Adrenalins schwand, denn er begann zu spüren, wie sein Schädel brummte und seine Seiten wehtaten. Neben ihm saß sein Kontrahent aus Aberdeen. – Alles klar?, fragte der Knabe, der beim Anblick des zerschundenen Skinner leicht schuldbewusst dreinsah, und bot ihm eine Zigarette an.
Sein benommener, malträtierter Gegner griff nur zu gerne zu. – Kein schlechter Auftritt von euch Jungs, muss man euch lassen, sagte er anerkennend.
– Ey, du hast ganz schön was eingesteckt.
– Ach ja, Berufsrisiko, Alter. Egal, wir aus Leith sind zäh wie Leder, grinste er trotz seiner grausam süßen Schmerzen.
Ich hoffe für einen gewissen Jemand, das gilt auch für Leute aus Featherhall.
Skinner beäugte die Jacke des anderen
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