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Die Beute

Die Beute

Titel: Die Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Ford
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ihren Freundinnen das Überleben zu sichern.
    Er hatte einen Plan. Er müsste schnell sein und alles erledigt haben, bevor Kane zurückkam. Wenn er einen Arm um Travis’ Beine schlang und seine Schultern hochzog, konnte er ihn nach vorne ziehen und zu Fall bringen. Er hörte, wie Kane losging, laute Schritte draußen auf der Holzveranda. Wie lange würde er brauchen? Als er sich auf den Angriff vorbereitete und sich auf sein gesundes Bein konzentrierte, wurde ihm bewusst, dass dies nicht die einzige Frage war. Wie sehr beeinträchtigte ihn der Schlag auf den Schädel? Und wo zum Teufel war die Waffe?
    Er hatte sich kaum ein wenig vom Boden erhoben, da trat Travis ihm in die Rippen. Er krümmte sich vor Schmerz. Der Schuh kam zurück und schwang wie eine Abrissbirne gegen sein kaputtes Knie. Matt schrie auf, der Aufprall warf ihn um. Sein Bein fühlte sich an, als sei es abgerissen worden. Am liebsten hätte er vor Schmerz gebrüllt, riss sich aber zusammen. Vielleicht überlebte er die Schläge, wenn er wusste, woher der nächste kam. Matt blickte zu Travis auf und erkannte, dass es nicht die Schläge waren, derentwegen er sich Gedanken machen musste. Eher wegen der Pistole, die auf sein Gesicht zielte.
    »Noch eine Bewegung, und ich puste dir den Schädel weg«, sagte Travis. Er stand über Matt, seine Fingerknöchel leuchteten weiß, so fest hielt er die Waffe umklammert, er lächelte spöttisch. Eine Tür wurde aufgerissen. Travis warf einen Blick durch den Raum. »Hey, Bruderherz, du bist doch noch kein Bullenkiller, schau mal, wer aufgewacht ist.«
    Matt spürte die Holzdielen unter sich vibrieren, als etwas Schweres zu Boden fiel. Er sah zwei Spitzhacken – groß, schwer, häufig benutzt. Auf der anderen Seite des Zimmers fing eine Frau laut zu jammern an. Dann stand Kane über ihm, packte ihn am Kragen und zog ihn zu sich hoch.
    »Wir haben da noch eine Rechnung offen«, fauchte Kane, holte aus und knallte Matt die Faust ins Gesicht.
    Matt sah Sternchen, das Zimmer drehte sich. Er hörte Schreie. Der Boden unter ihm war hart und fühlte sich kalt an. Er schmeckte Blut. Die Dielen schienen sich unter seinen Augen zu wölben. Irgendwer schrie. Harte, wütende Worte, die er nicht verstehen konnte. Er dachte an Jodie und hoffte, dass sie es war. Er wurde angerempelt, dann versuchte jemand, ihn hochzuziehen. Er wollte sich bewegen, doch seine Glieder gehorchten ihm nicht. Dann hörte er Jodies Stimme.
    »Matt, versuch zu gehen.« Ihre Worte waren ein dringliches Flüstern. Er spürte ihren Atem auf seinem Gesicht. »Matt, ich schaff das nicht alleine. Bitte.«
    Sie stemmte ihre Schulter unter seinen Arm. Sie fühlte sich leicht und schlank an. Er zog sein gesundes Bein unter sich hervor und schob sich hoch, hörte jemanden stöhnen, als sein kaputtes Bein auf den Boden schlug. Vielleicht war er das. Bei all dem Lärm und Treiben um sich konnte er es nicht sagen. Die Frauen weinten und schrien. Die Anderson-Brüder schrien auch. Sie fluchten, grölten Befehle, schoben und drängelten. Matt prallte an eine Wand, presste sich einen Augenblick gegen sie, wurde vorwärtsgeschoben. Jodie zog an seinem Hemd, schob ihn weiter. Einen Arm hatte sie um seine Taille gelegt, die Hand wie einen Schraubstock um sein Handgelenk. Sie stützte ihn mit ihrer Schulter. Verdammt, sie hatte Kraft. Dann rempelte er gegen irgendetwas, und er fiel …
    Matt rührte sich nicht. Es brauchte einen Moment, bis das Drehen in seinem Kopf aufhörte. Es war dunkel. So dunkel, dass er ein paar Mal blinzelte, um sich zu vergewissern, dass seine Augen auch tatsächlich offen waren.
    Jemand weinte. Eine Mischung aus Schluchzen und Jammern. Ein anderer keuchte heftig. Tiefe Atemzüge, ein und aus. Er spürte Bewegung an seinen Füßen.
    »Wo ist der Lichtschalter?« Es war Jodie. Sie flüsterte. »Hannah. Wo ist der Lichtschalter?«
    Eine Stimme sagte zwischen einem Schluckauf und dem nächsten. »Es gibt keinen. Das Licht geht an, wenn die Tür aufgeht.«
    Eine Lichtflut brach herein, wie das Blitzlicht einer Kamera. Matt sah Jodie zu seinen Füßen knien, einen Arm hatte sie von sich gestreckt, eine Hand drückte seitlich gegen eine Tür. Ihre Bluse war vorne zerrissen, ihr Gesicht blass, ihr Blick wild. Die tiefe Finsternis kam zurück, ihre Haltung einer Gekreuzigten hatte sich ihm eingebrannt.
    Dann ging das Licht wieder an. Mit dem Oberkörper hatte sie sich ein wenig weiter zur Tür gelehnt und dabei die Augen vor Anstrengung

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