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Die Beute

Die Beute

Titel: Die Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Ford
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er endlich den Knoten in der Kordel gelöst hatte, zog sie ihre Hand weg und wischte sich das Blut an der Jeans ab. Er blickte auf und sah, dass sie ihn ansah. Etwas huschte über ihr Gesicht, dann wandte sie sich ein wenig ab. »Danke.« Sie wollte noch mehr sagen, schwieg aber. Dann machte sie sich an der Kordel zu schaffen, die Hannah und Louise verband.
    Falls Jodie sich wegen ihrer Narben schämte, hatte sie keinen Grund dazu. Er war beeindruckt. Nach allem, was ihr im Kopf herumschwirren musste, hatte diese Frau den Mut gehabt, sich zwei bewaffneten Verbrechern entgegenzustellen und trotzdem noch zu funktionieren, obwohl sie eingesperrt war.
    Er rutschte zurück, legte seine flache Hand an die Tür und drückte. Weiter unten spürte er, dass die Tür leicht nachgab, doch oben ließ sie sich nicht bewegen. Sie war nicht versperrt, sondern mit irgendetwas verbarrikadiert worden. Das hieß, hier kamen sie nicht raus.
    »Wo sind wir?«, fragte er.
    Jodie löste die Fesseln. »Im großen Schlafzimmer in einem begehbaren Schrank.«
    Wieder waren ein Schlag und gleich darauf Stimmen zu hören – sie waren laut, aber Matt konnte nicht sagen, ob sie wütend waren. Er presste ein Ohr an den Türspalt. »An welcher Stelle im Haus sind wir?«
    Jodie hielt Lous Kopf und sagte: »Hannah, rutsch zur Seite, dann kann Louise sich hinlegen.« Doch Hannah wirkte wie gelähmt und rührte sich nicht, bis Jodie sie am Ärmel zupfte. Als Hannah sich umständlich bewegte, beantwortete Jodie Matts Frage. »Gegenüber vom Wohnzimmer.« Sie stieg über ihre Freundin hinweg und hockte sich vor der Blondine hin.
    »Hast du gehört, wo sie hingegangen sind?«
    Sie zeigte über ihre Schulter auf die Wand, die gegenüber der Tür lag. »In diese Richtung. Zum Wohnzimmer zurück. Ich glaube, sie sind immer noch im Haus.«
    Die Blonde hörte zu weinen auf. »Oh, mein Gott. Jodie, deine Narben sind ja … Ist das … ? Sind sie …?« Sie beendete den Satz nicht, sondern fing wieder zu schluchzen an.
    »Psst«, sagte Jodie sanft. Sie legte ihren Finger unter das Kinn der Blondine und hob ihren Kopf. »Corrine, Liebling, schau einfach nicht hin.«
    Jodie klang unglaublich ruhig, doch Matt sah an ihren Schultern und dem fest zusammengepressten Mund, wie angespannt sie war, während sie Corrine von ihren Fesseln befreite. Ihre Bewegungen waren schnell und ruckartig, als koste sie die einfachste Tätigkeit enorme Kraft.
    Matt versuchte es wieder mit der Türe – stützte sich auf die Hände, zog sein gesundes Bein an und drückte den Fuß fest gegen die Tür.
    Corrine kreischte kurz auf. Jodie griff nach einem Mantel von der Kleiderstange, rollte ihn zusammen und legte ihn Lou unter den Kopf.
    »Hannah, ist es schlimm?«, fragte Jodie. Sie packte Hannah an der Schulter und zwang sie, sie anzusehen. »Hannah? Kommt Louise durch?«
    Hannah schüttelte den Kopf, ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht. Sie braucht einen Arzt. Sie muss ins Krankenhaus.«
    Matt spürte Angst wie eine eisige Hand in seinem Nacken. Nein, Louise würde nicht verbluten. Wieder trat er gegen die Tür, drückte mit der Hand dagegen. Am liebsten hätte er das verdammte Ding aus den Angeln gehoben, doch die Tür hatte innen keine Klinke. »Verdammt!« Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und traf auf Jodies verzweifelten Blick, die dasselbe versucht hatte.
    Sie stand wieder auf und ging zur Kleiderstange. Dort hing keine große Auswahl, ein paar Blusen, ein weiterer Mantel. Sie riss ihn herunter, legte ihn über Louise und stopfte ihn wie eine Decke unter ihre Hüfte. Dann stand sie wieder auf, nahm eine Bluse vom Kleiderbügel und knüllte sie zu einem Ball zusammen. Diesmal hockte sie sich neben Matt, drückte den Stoff an seinen Hinterkopf, nahm ihn wieder fort und sah ihn sich an.
    »Herrgott«, stöhnte sie. Ein frischer Blutfleck war darauf zu sehen. Sie presste den Stoff erneut an seinen Kopf, legte die andere Hand an seine Stirn und kniff die Augen zusammen. Er wollte seine Hand ausstrecken und sie berühren, sie irgendwie beruhigen, doch wahrscheinlich musste sie sich mit irgendwas beschäftigen und konnte im Augenblick keine Zärtlichkeiten vertragen. Wie sollte er sie denn beruhigen?
    Als die Beule an seinem Kopf unter dem Druck ihrer Hand zu schmerzen begann, legte er seine Hand auf ihre und schob sie weg. »Es ist schon in Ordnung, so weh tut es gar nicht.«
    In ihren großen dunklen Augen glänzten Tränen. Sie faltete

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