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Die Beute - 2

Die Beute - 2

Titel: Die Beute - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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ihn, als sie allein waren.
    Bei besonders wichtigen Anlässen duzte sie ihn. Larsonneau verbeugte sich höflich, ohne zu antworten, und klopfte nur auf die Innentasche seines Fracks.
    »O dieser große Lar!« murmelte die junge Frau entzückt. Sie umschlang ihn und küßte ihn.
    »Warte«, sagte sie, »ich möchte die Fetzen gleich haben … Rozan ist in meinem Zimmer, ich werde ihn holen.«
    Doch er hielt sie zurück und küßte sie nun seinerseits auf beide Schultern.
    »Du weißt doch, welche Vergütung ich von dir erbeten habe?«
    »Natürlich, mein Dummerchen, es bleibt dabei.«
    Sie kam mit Rozan zurück. Larsonneau war korrekter gekleidet als der Herzog, trug passendere Handschuhe und eine geschmackvollere Krawatte. Sie gaben einander lässig die Hand und sprachen vom gestrigen Rennen, wobei das Pferd eines ihrer gemeinsamen Freunde verloren hatte. Laure stampfte mit dem Fuß.
    »Aber darum handelt es sich doch jetzt nicht, mein Lieber«, sagte sie zu Rozan. »Der große Lar hat das bewußte Geld. Die Sache muß zu Ende gebracht werden.«
    Larsonneau tat, als falle es ihm erst jetzt wieder ein.
    »Ach ja, richtig«, erwiderte er, »ich habe die Summe bei mir … Aber Sie hätten auf mich hören sollen, mein Guter! Wissen Sie, daß diese Schufte fünfzig Prozent von mir verlangt haben? Nun, ich bin darauf eingegangen, Sie sagten ja, es mache Ihnen nichts aus.«
    Laure d’Aurigny hatte sich im Laufe des Tages Stempelpapier beschafft. Als aber Tinte und Feder gebraucht wurden, sah sie die beiden Männer bestürzt an; sie bezweifelte, daß es so etwas in ihrem Haus gäbe. Gerade wollte sie in der Küche nachsehen, als Larsonneau zwei Wunderdinge aus der Tasche zog, aus derselben Tasche, in der die Konfektschachtel gesteckt hatte: einen silbernen Federhalter, der sich aufschrauben ließ, und ein Tintenfaß aus Stahl und Ebenholz, ein wahres Kleinod an Zierlichkeit.
    Und als sich Rozan hinsetzte, riet er: »Stellen Sie den Wechsel auf meinen Namen aus. Sie werden verstehen, ich wollte Sie nicht bloßstellen. Wir werden das schon miteinander in Ordnung bringen … Sechs Wechsel, jeder zu fünfundzwanzigtausend Francs, nicht wahr?«
    Unterdessen zählte Laure auf einer Ecke des Tisches »die Fetzen.« Rozan bekam sie nicht einmal zu Gesicht. Als er unterschrieben hatte und aufsah, waren sie bereits in der Tasche der jungen Frau verschwunden. Doch kam sie jetzt auf ihn zu und küßte ihn auf beide Backen, was ihn ganz glücklich zu machen schien. Larsonneau betrachtete das Paar mit philosophischer Ruhe, faltete die Wechsel zusammen und steckte Tintenfaß und Federhalter wieder in seine Tasche.
    Die junge Frau hing noch an Rozans Hals, als Aristide Saccard einen Zipfel der Portiere zurückschlug.
    »Oh, bitte, tun Sie sich keinen Zwang an«, sagte er lachend.
    Der Herzog wurde rot. Laure aber ging dem Finanzmann entgegen, schüttelte ihm die Hand, und sie zwinkerten einander verständnisinnig zu. Sie strahlte.
    »Es ist geschehen, mein Lieber«, sagte sie. »Ich hatte Sie ja schon darauf vorbereitet. Sie nehmen es mir doch nicht allzu übel?«
    Saccard zuckte mit der Miene eines Biedermannes die Achseln. Er schob den Vorhang beiseite, trat zurück, um für Laure und den Herzog den Weg freizumachen, und rief mit der kläffenden Stimme eines Türhüters: »Der Herzog und die Herzogin!«
    Dieser Scherz hatte einen tollen Erfolg. Am nächsten Tag brachten ihn alle Zeitungen, nannten dabei Laure d’Aurigny schonungslos beim Namen und bezeichneten die beiden Herren recht durchsichtig mit ihren Anfangsbuchstaben. Der Bruch zwischen Aristide Saccard und der dicken Laure erregte noch größeres Aufsehen als ihre angebliche Liebschaft.
    Saccard aber hatte nach dem Heiterkeitsausbruch, den sein Scherz im Salon hervorgerufen hatte, die Portiere wieder fallen lassen.
    »Nun?« sagte er, zu Larsonneau gewandt. »Ein famoses Mädchen! Sie ist von einer Schlauheit! – Sie Galgenstrick ziehen gewiß aus alledem Ihre Vorteile. Was bekommen Sie dafür?«
    Doch jener wehrte lächelnd ab und zog an seinen Manschetten, die heraufgerutscht waren. Endlich nahm er auf einer Causeuse in der Nähe der Tür Platz, wozu ihn Saccard mit einer Handbewegung aufgefordert hatte.
    »Kommen Sie her. Ich will Ihnen wirklich keine Beichte abnehmen, zum Teufel auch! – Und jetzt zu den ernsten Geschäften, mein Guter. Ich hatte heute abend eine lange Unterredung mit meiner Frau … Alles ist in Ordnung.«
    »Ist sie bereit, Ihren Anteil abzugeben?«

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