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Die Beute - 2

Die Beute - 2

Titel: Die Beute - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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dann blieb er mit den beiden anderen Herren plaudernd auf dem Bürgersteig des Boulevards Haussmann stehen und rührte sich nicht von der Stelle.
    »Ach, der arme Rozan!« sagte Saccard, dem plötzlich ein Licht aufging.
    Larsonneau schwor, daß sich Saccard täusche, daß er sich über so etwas nur lustig mache, daß er ein nüchtern denkender Mensch sei. Und als die beiden anderen weiterwitzelten und es zudem empfindlich kalt war, rief er schließlich: »Mein Gott, ich kann es nicht ändern, ich klingle eben! Sie sind recht indiskret, meine Herren!«
    »Gute Nacht!« rief ihm Maxime nach, als sich die Tür wieder schloß.
    Er nahm den Arm seines Vaters und schritt mit ihm den Boulevard entlang. Es war eine jener klaren Frostnächte, in denen es sich so angenehm auf der harten Erde in der eisigen Luft geht. Saccard meinte, Larsonneau mache es falsch, man dürfe mit der d’Aurigny nur kameradschaftlich reden. Anschließend behauptete er, daß ein Verhältnis mit solchen Dirnen wirklich verwerflich sei. Er spielte den Moralischen, fand Sentenzen und Ratschläge von erstaunlicher Weisheit.
    »Sieh«, sagte er zu seinem Sohn, »das alles taugt nur für eine gewisse Zeit, mein Kleiner … Man büßt dabei die Gesundheit ein und findet doch nicht das wahre Glück. Du weißt, ich bin kein Spießbürger. Nun denn, ich habe genug davon, ich werde jetzt solide.«
    Maxime grinste; er hielt seinen Vater an, betrachtete ihn im Mondschein und erklärte, daß er »einen guten Kopf« habe.
    Doch Saccard wurde noch ernster.
    »Scherze, soviel du willst. Ich kann dir nur wiederholen, daß einzig die Ehe den Mann gesund erhält und ihn glücklich macht.«
    Dann redete er von Louise. Und er ging langsamer, um, wie er sagte, die Sache zu erledigen, da sie jetzt gerade davon sprächen. Die Angelegenheit sei völlig geregelt. Er eröffnete ihm sogar, daß er mit Herrn de Mareuil das Datum der Kontraktunterzeichnung auf den Sonntag nach dem Mittfastendonnerstag festgesetzt habe. An diesem Donnerstag solle eine große Abendgesellschaft im Palais am Parc Monceau stattfinden, und die werde er dazu benutzen, die Heirat öffentlich bekanntzugeben. Maxime fand das alles ausgezeichnet. Er hatte sich Renée vom Halse geschafft, er sah kein Hindernis mehr, er überließ sich seinem Vater, wie er sich seiner Stiefmutter überlassen hatte.
    »Nun gut, das wäre abgemacht«, sagte er. »Nur sage Renée nichts davon. Ihre Freundinnen würden mich necken und verspotten, und mir ist es lieber, sie erfahren die Sache zugleich mit allen anderen.«
    Saccard versprach ihm, zu schweigen. Als sie dann fast am Boulevard Malesherbes angelangt waren, gab er dem Sohn wieder eine Menge vorzüglicher Ratschläge. Er belehrte ihn darüber, wie er es anstellen müsse, aus der Ehe ein Paradies zu machen.
    »Vor allem laß es niemals zu einem Bruch mit deiner Frau kommen. So etwas ist eine Dummheit. Eine Frau, mit der man keine Beziehungen mehr unterhält, kostet einem ein Vermögen … Zunächst muß man irgendein Mädchen aushalten, nicht wahr? Außerdem werden die Ausgaben zu Hause noch viel höher: die Toiletten, die Privatvergnügungen der Hausfrau, die guten Freundinnen, kurz: der Teufel mit seinem ganzen Gefolge.«
    Er hat eine Stunde ungewohnter Tugendanwandlung. Das Gelingen der Charonner Angelegenheit ließ eine idyllische Zärtlichkeit in seinem Herzen aufkommen.
    »Eigentlich«, fuhr er fort, »war ich dazu geboren, glücklich und unbeachtet in irgendeinem Dorf inmitten meiner Familie zu leben … Man kennt mich nicht, mein Kleiner … Ich sehe nun einmal sehr leichtsinnig aus. Und das stimmt ganz und gar nicht; ich möchte am liebsten bei meiner Frau leben, würde gern den ganzen Kram hinwerfen für eine bescheidene Rente, die es mir erlaubte, mich in Plassans zur Ruhe zu setzen … Du wirst sehr vermögend sein, schaffe dir mit Louise ein Heim, wo ihr wie zwei Turteltäubchen miteinander leben könnt. Das ist etwas so Schönes! Und ich komme euch besuchen. Das wird mir wohltun!«
    Zuletzt hatte er Tränen in der Stimme. Unterdessen waren sie am Gittertor des Palais angelangt und plauderten noch auf dem Bürgersteig miteinander. Hier auf den Pariser Hügeln wehte ein Nordwind. Kein Laut stieg zu dem fahlen frostigen Nachthimmel empor. Maxime, der überrascht war von der gerührten Stimmung seines Vaters, lag seit einer Minute eine Frage auf der Zunge.
    »Aber du«, sagte er endlich, »mir scheint doch …«
    »Was denn?«
    »Mit deiner Frau!«
    Saccard

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