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Die Beute - 2

Die Beute - 2

Titel: Die Beute - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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gestern vom Hôtel de Ville26 zum Luxembourg27 gehen wollte, habe ich mich tatsächlich verlaufen. Es ist erstaunlich, erstaunlich!«
    Es entstand eine Pause. All die ernsten Männer hörten jetzt zu.
    »Die Umgestaltung von Paris«, redete Herr Toutin Laroche weiter, »wird der Regierung zum Ruhm gereichen. Das Volk ist undankbar: es sollte dem Kaiser die Füße küssen. Noch beute morgen, als man von dem großen Erfolg dieser Anleihe sprach, habe ich im Stadtrat gesagt: ›Meine Herren, lassen wir diese Oppositionskrakeeler ruhig schreien; Paris auf den Kopf stellen heißt, es erst richtig zum Leben erwecken!‹«
    Saccard lächelte und schloß dabei die Augen, als könne er so den Scharfsinn dieses Ausspruchs besser auskosten. Er beugte sich hinter dem Rücken von Frau d’Espanet zu Herrn Hupel de la Noue hinüber und sagte laut genug, um gehört zu werden: »Er ist wirklich geistreich!«
    Während des ganzen Gesprächs über die öffentlichen Arbeiten in Paris hielt Meister Charrier den Hals vorgestreckt, als wolle er sich an der Unterhaltung beteiligen. Sein Kollege Mignon war unterdessen gänzlich von Frau Sidonie in Anspruch genommen, die ihm reichlich zu schaffen machte. Schon seit Beginn des Essens hatte Saccard die beiden Unternehmer heimlich beobachtet.
    »Die Verwaltung«, sagte er jetzt, »hat von Anfang an so viel guten Willen vorgefunden! Jedermann wollte zu dem großen Werk beitragen. Ohne die reichen Aktiengesellschaften, die der Stadt zu Hilfe gekommen sind, hätte sie niemals so gut und so schnell arbeiten können.«
    Dann wandte er sich um und fügte mit einer Art grober Schmeichelei hinzu: »Die Herren Mignon und Charrier könnten ein Lied davon singen. Sie hatten ihr gerüttelt Maß an Arbeit dabei und werden den entsprechenden Anteil an Ruhm ernten.«
    Den reichgewordenen Maurermeistern ging diese Phrase sehr glatt ein.
    Mignon, zu dem Frau Sidonie gerade in geziertem Ton sagte: »Ach, mein Herr, Sie wollen mir schmeicheln; nein, Rosa wäre doch zu jugendlich für mich …«, unterbrach sie mitten im Satz, um Saccard zu entgegnen: »Sie sind allzu gütig; wir haben unser Glück dabei gemacht.«
    Doch Charrier hatte mehr Schliff. Er leerte sein Glas Pomard und brachte die Erwiderung zustande: »Die Arbeiten für Paris haben dem Arbeiter Brot gegeben.«
    »Fügen wir hinzu«, warf Herr ToutinLaroche ein, »daß sie den finanziellen und industriellen Unternehmungen einen großartigen Aufschwung gebracht haben.«
    »Und vergessen Sie nicht die künstlerische Seite der Sache; die neuen Straßen sind wahrhaft imposant«, bemerkte Herr Hupel de la Noue, der sich etwas auf sein Kunstverständnis einbildete.
    »Ja, ja, das ist eine schöne Leistung«, murmelte Herr de Mareuil, nur um etwas zu sagen.
    »Was die Kosten betrifft«, erklärte gewichtigen Tones der Abgeordnete Haffner, der den Mund nur bei besonderen Gelegenheiten auf zutun pflegte, »so werden unsere Kinder dafür aufkommen, das ist nur recht und billig.«
    Und da er bei diesen Worten zu Herrn de Saffré hinübersah, mit dem die anmutige Frau Michelin seit kurzem zu schmollen schien, wiederholte der junge Sekretär, um zu beweisen, daß er dem Gespräch gefolgt war:
    »Das ist wirklich nur recht und billig.«
    Damit hatten alle aus der Gruppe der ernsten Männer, die den Mittelpunkt der Tafel bildete, ihre Meinung beigesteuert. Herr Michelin, der Bürochef, lächelte und wiegte den Kopf hin und her. Das war gewöhnlich seine Art, sich an der Unterhaltung zu beteiligen; er hatte für alles ein besonderes Lächeln, für den Gruß, für die Antwort, für die Zustimmung, für den Dank und für das Abschiednehmen – eine ganz hübsche Sammlung, und sein Lächeln enthob ihn fast immer der Notwendigkeit zu reden, was er zweifellos höflicher und für seine Beförderung vorteilhafter fand.
    Ein anderer hatte gleichfalls geschwiegen, der Baron Gouraud, der mit gesenkten Augenlidern langsam kaute – wie ein Ochse. Bis jetzt schien er völlig in den Anblick seines Tellers versunken zu sein. Renée hatte für ihre kleinen Aufmerksamkeiten nur hin und wieder ein leichtes Knurren der Zufriedenheit von ihm vernommen. Um so erstaunter war man, als er jetzt den Kopf hob, sich die fettigen Lippen abwischte und erklärte: »Ich bin Hausbesitzer, und wenn ich eine Wohnung instandsetzen, neu streichen und tapezieren lasse, so steigere ich die Miete.«
    Herrn Haffners Worte: »Unsere Kinder werden dafür aufkommen«, hatten den Senator munter werden lassen.

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