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Die Beute

Die Beute

Titel: Die Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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nicht – es ist falsch. Es ist falsch, er ist böse. Ich kann nichts für ihn empfinden. Ich habe Tom gesagt, dass ich nichts für ihn empfinde …
    Ihr Körper hörte nicht auf sie.
    Er will mich töten  …
    Aber er küsste sie so sanft wie das Mondlicht, winzige, süße Küsse, und lange, intensive Küsse, die immer wilder wurden. Als seien sie wiedervereinte Liebende, nicht Jäger und Opfer.
    Und Jenny erwiderte seine Küsse. Ihre Arme lagen um seinen Hals. Er veränderte den Druck seiner Lippen und ein Licht blitzte auf. Sie öffnete erschrocken die Augen.
    »Jenny«, sagte Julian, ohne sich zurückzuziehen; während er sprach, strich er mit seinen Lippen über ihre. Er klang froh – jubilierend. Voller Erkenntnis. »Siehst du, wie es mit uns ist? Du kannst ebenso wenig dagegen ankämpfen wie ich. Du hast es versucht; du hast alles
getan, was du tun konntest, um es zu töten. Aber du kannst meine Liebe zu dir nicht töten.«
    »Nein«, flüsterte Jenny. Sein Gesicht war so nah und die Maske ließ ihn gefährlicher erscheinen denn je. Er war Furcht einflößend – und schön. Sie konnte den Blick nicht von ihm abwenden.
    »Wir sind füreinander bestimmt. Es ist unser Schicksal. Du hast dich tapfer dagegen gewehrt, aber jetzt ist es vorüber. Gib nach, Jenny. Erlaube mir, dich zu lieben.«
    »Nein!« Plötzlich stieß sie ihn von sich – voller Kraft und Härte. Die Wucht ihrer Bewegung ließ sie gegen das Geländer prallen.
    Zorn überflutete sein Gesicht. Dann verebbte er und er seufzte tief. »Du wirst bis zum Ende kämpfen, nicht wahr? Du bist so aufregend, wenn du wütend bist, und ich persönlich sterbe vor Hunger nach deinem Anblick. Ich bin wohl ziemlich ausgehungert – famished …«
    »Nicht.«
    »Mir gefällt dieses Kleid«, fuhr er fort, als hätte sie nichts gesagt. »In einem rein ästhetischen Sinn natürlich. Und mir gefällt dein Haar, so wie du es heute trägst. Es lässt dich wild und schön aussehen.«
    Erstaunlicherweise fühlte Jenny sich wild und schön. Begehrenswert. Es war nicht richtig, aber seine Blicke gaben ihr das Gefühl, als sei noch nie jemand so schön gewesen wie sie.
    Doch ihre Angst versiegte trotzdem nicht.

    Er ergriff ihre Hand. Sie fühlte – sie sah es nicht, weil sie den Blick nicht von seinen Augen abwenden konnte –, wie etwas auf ihren Finger glitt. Ein Ring. Sie spürte eine Kühle, als sei sie in Eis gehüllt worden.
    Der goldene Ring, den sie weggeworfen hatte.
    Julian sagte, als zitiere er ein Gedicht:
    »Dieser Ring, das Symbol meines Eides,
Wird mich an die Worte binden, die ich spreche:
Ich weise alle zurück und wähle dich.«
    Jenny schloss die Augen.
    »Erinnerst du dich nicht? Ich habe dir erklärt, dass das Versprechen unwiderruflich ist. Du hast geschworen, dass du mir gehörst, Jenny. Jetzt und für immer.«
    Wenn die Dunkelheit ein Gesicht und eine Stimme angenommen hätte, wenn die Kräfte der Nacht sich gesammelt und sich zu einem menschenähnlichen Wesen geformt hätten – dann hätten sie etwas wie Julian erschaffen.
    Und sie gehörte ihm.
    Wie in einem dieser schrecklichen alten Filme. Die Braut des Teufels. Sie hatte sich ihm versprochen und jetzt hatte sie keine Wahl.
    Zumindest glaubte das ein Teil von ihr. Der Teil, von dessen Existenz sie nichts gewusst hatte, bis sie Julian begegnet war. Der Teil, der sie in jüngster Zeit verändert hatte, so sehr, dass es den Leuten auffiel. Der wilde
Teil, der Teil, der Risiken ersehnte. Wie dieser Teil in Dee, der die Gefahr liebte.
    Dieser Teil in ihr reagierte auf Julian und fand den Rest der Welt im Vergleich zu ihm viel zu zahm. Dieser Teil, der ihr Herz hämmern und ihren Magen schmelzen ließ. Ihre Knie fühlten sich schwach an – so wie nach dem letzten großen Erdbeben in L. A., als der Boden sich auftat, als sie gedacht hatte, sie würde sterben. Anschließend hatten ihre Beine sich wie Wachs angefühlt. So wie jetzt.
    »Ich bin nur gekommen, um zu fordern, was mir gehört. Du hast dein eigenes Schicksal gestaltet, Jenny, du hast dich dem Untergang geweiht. So funktioniert das mit Runen und Eiden. Du hast die Worte ausgesprochen, du hast zugelassen, dass sie niedergeschrieben wurden. Hast du nie auch nur daran gedacht, dass du dein Versprechen würdest einlösen müssen?«
    Jenny wusste nicht, was sie gedacht hatte. Sie hatte es getan, um Tom und die anderen zu retten – in jenem Augenblick hätte sie alles getan, um sie zu retten.
    »Es war – ich konnte nicht – es

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