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Die Beute

Die Beute

Titel: Die Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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hatte Mitleid mit ihm. Ein wirklich netter Kerl …
    Sie unterhielten sich. Jenny betrachtete die schneeweiße Tischdecke und die funkelnden Kristallgläser, sie spielte mit ihrem Schulballprogramm und ihrem Tombola-Los. Sie starrte auf die orientalische Bordüre des Teppichs. Doch schließlich gab es kein Entrinnen mehr.
    »Willst du tanzen?«, fragte Brian.
    Was konnte sie darauf schon antworten?
    Okay, dachte sie, als sie zur Tanzfläche gingen. Es ist schließlich nicht so, als hättest du noch nie zuvor mit einem anderen getanzt. Wenn auch nicht oft. Tom gefieles nicht. Außerdem war sie immer mit Tom zusammen gewesen und jeder hatte es gewusst.
    Der nächste Tanz war ausgerechnet ein langsamer. Das Licht im Ballsaal war gedämpft und schuf eine romantische Atmosphäre. Brian legte die Arme um Jennys Schultern, während sie seine Taille so leicht wie möglich umfasste. Sie legte den Kopf an seine Brust und fixierte angestrengt das Buffet mit den Erfrischungen.
    Es war aus Marmor mit riesigen Blumenvasen zu beiden Seiten. Jenny konzentrierte sich darauf, die Blumen zu bestimmen, eine nach der anderen. Dann sah sie etwas schimmern, wie glänzendes Kupfer.

    »Sieh mal, da ist Audrey !«, rief sie. »Gehen wir zu ihr!«
    Audrey trug ein kesses kleines Schwarzes mit einer pinkfarbenen Satinschärpe. In ihren Ohren glitzerten Diamanten. Staunend musterte sie Jenny.
    »Sieh dich nur an! Jenny, du bist sensationell. Wunderschön. Bellissima !«
    Jenny klammerte sich an Audrey und stürzte sich eifrig in Smalltalk. Immer neue Gäste strömten an ihnen vorbei, Kleider in allen Farben des Regenbogens; Jenny sah limonengrüne Schärpen und rosa Schärpen und karierte Schärpen. Aber schließlich gingen Eric und Audrey tanzen, und Jenny hatte keine andere Wahl, als mit Brian zu folgen.
    Beim nächsten langsamen Tanz lag sie steif in Brians Armen und starrte auf das dunkle Holz der Tanzfläche.
    Er war sehr an ihr interessiert. Jenny hatte es schon den ganzen Abend über bemerkt: der Ausdruck in seinen Augen, die Art, wie er sie berührte, die Art, wie er mit ihr redete. Er war so ein netter Kerl, so gut aussehend – und sie fühlte nichts.
    »Wir könnten später zum Strand hinuntergehen«, schlug er vor.
    »Hmm«, erwiderte Jenny und dachte gleichzeitig daran, wie sie seinem Geruch nach Limonenrasierwasser entkommen könnte. Sie hasste sich für diesen Gedanken – und wünschte sich verzweifelt, dass irgendjemand sie erlösen würde.

     
    Da tauchte tatsächlich ein anderer Junge auf, um sie abzuklatschen. Jenny versuchte, ihre Dankbarkeit zu verbergen, indem sie sich an die Schulter des neuen Jungen lehnte. Er sah ebenfalls aus wie ein Zwölftklässler, obwohl sie ihn nicht erkannte. Er trug eine dieser kleinen Mitternachtsmasken. Eine schwarze.
    Aber Jenny war egal, wer er war. Er hatte sie vor Brian gerettet und vor ihrem schlechten Gewissen, weil sie unter Vorspiegelung falscher Tatsachen mit Brian ausgegangen war. Jetzt wurde ihr klar, dass sie sich bei Brian würde entschuldigen müssen, noch bevor dieser Abend vorüber war. Sie würde alles erklären müssen und er würde sie wahrscheinlich hassen. Wahrscheinlich würde er sie im Hotel sitzen lassen. Jenny hoffte sogar irgendwie, dass er es tun würde; dann würde sie sich immerhin etwas besser fühlen.
    Der fremde Junge hielt sie sehr sanft. Jenny schwebte in seinen Armen und ließ ihre Gedanken zum Schulball der elften Klasse schweifen. Sie hatte elfenbeinfarbene Spitze getragen, weich, romantisch und altmodisch, so wie es Tom gefiel. Audrey hatte ein klassisches Schwarzes getragen, ein anderes als heute. Summer war in hellem Aquamarin gekommen, mit Fransen wie in den Zwanzigerjahren. Tom hatte wunderbar ausgesehen in strengem Schwarzweiß. Anschließend waren sie alle in ihren eleganten Kleidern zu McDonalds gegangen, hatten laut gelacht und herumgealbert. Es war ein wunderbarer Abend gewesen, weil sie alle zusammen gewesen waren.

    Und jetzt war sie hier in einem Märchenland, umringt von Fremden.
    Dieser Gedanke beunruhigte sie ein wenig.
    Der fremde Junge verstand etwas vom Tanzen, mit geschmeidigen Bewegungen hatte er sie ein Stück von den anderen Tänzern entfernt. Hier in der Nähe des Balkons war es dunkler. Jenny fühlte sich seltsam isoliert.
    Es war merkwürdig, aber plötzlich erschien alles verlangsamt. Die Musik hatte sich verändert. Die Band schien nahtlos zu einem anderen langsamen Tanz übergegangen zu sein; eine fremdartig quälende

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