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Die Beute

Die Beute

Titel: Die Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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Jenny sich.
    »Die Kunstbücher. Schätze, wir könnten auch eine Taschenlampe gebrauchen.« Er nahm eine vom Haken an der Wand.

    Jenny betrachtete das Fotoatelier, das Zach sich in der Garage eingerichtet hatte. Es rief eine Erinnerung wach – an Julian, an jenen Abend im Papierhaus, an dem er sich für Zach ausgegeben hatte. Verwirrt starrte sie auf ein Foto an der Wand. Eine riesige Fotografie, die die ganze Wand einnahm. Darauf waren Tische der Schulcafeteria zu sehen, zu einer herrlichen Pyramide aufgestapelt, vier Reihen übereinander, und sie blockierten fast den Ausgang. Zach hatte es im letzten Jahr aufgenommen, nachdem er eines Abends zusammen mit Jenny, Tom und Dee dieses Kunstwerk aufget ürmt hatte – das sie prompt so stehen ließen, damit das Personal der Vista Grande Highschool es am nächsten Morgen sehen konnte.
    Jenny versuchte, sich auf den Spaß zu konzentrieren, den sie damals gehabt hatten, und fügte in ihren Gedanken den grauen Tönen des Bildes etwas Farbe hinzu. Aber ihre Sinne wurden von etwas anderem in Beschlag genommen. Vor ihrem inneren Auge sah sie immer wieder, wie sich Zachs Gesicht in das von Julian verwandelte. Und sie spürte Julians weiches Haar unter ihren Fingern.
    »Alles okay mit dir, Jenny? Du bist ganz rot.«
    »Ja, mir geht’s gut.« Etwas benommen fügte sie hinzu: »Also, was hast du in letzter Zeit so getrieben? Du hast mir schon seit einer ganzen Weile keine neuen Fotos mehr gezeigt.«
    Zach zuckte leicht mit den Schultern und wandte
den Blick ab. »Ich war mit anderen Dingen beschäftigt« , antwortete er.
    Jenny blinzelte. Das war neu – Zach zu beschäftigt für seine Fotos? Die Stille zwischen ihnen machte Jenny Angst, sie musste reden.
    »Was ist das?«, fragte sie und berührte ein Buch, das aufgeschlagen auf dem Schreibtisch lag.
    »Magritte.«
    »Magritte? Ein Maler, richtig?«
    »Ein belgischer Surrealist.« Zach nahm das Buch zur Hand. Er betrachtete es mit einem beinahe grimmigen Gesichtsausdruck. »Sieh dir das an«, sagte er und schlug eine neue Seite auf. »Ich hab überlegt, etwas zu machen, das die gleiche Stimmung einfängt. Ich wünschte nur …« Er verstummte.
    Jenny schaute hin und sah ein äußerst merkwürdiges Bild. Es zeigte eine braune Pfeife, ähnlich wie die von Audreys Vater. Der Titel lautete Ceci n’est pas une pipe – Dies ist keine Pfeife.
    Jenny starrte das Bild an und kam sich albern vor. Neben ihr wartete Zach gespannt auf ihre Reaktion.
    »Aber – es ist eine Pfeife«, sagte sie schüchtern und klopfte mit dem Finger auf den braunen Pfeifenkopf.
    Zachs graue Augen waren immer noch auf das Buch gerichtet. »Nein, es ist keine Pfeife.«
    »Doch, ist es wohl.«
    »Nein, ist es nicht. Ein Bild von einer Pfeife ist keine Pfeife.«

    Plötzlich dämmerte ihr der Sinn seiner Aussage – doch schon im nächsten Moment war die Erkenntnis wieder verschwunden. Sie bekam Kopfschmerzen, spürte aber zugleich eine flüchtige, fast mystische Erregung.
    »Das Bild ist nicht die Realität«, sagte Zach mit Nachdruck. »Obwohl wir das oft denken. Wir zeigen einem Kind ein Bild von einem Hund und sagen: ›Das ist ein Hündchen‹ – aber das ist es nicht. Es ist nur ein Bild.« Er sah sie von der Seite an und fügte dann hinzu: »Und ein Papierhaus ist kein Haus.«
    »Es sei denn, es gibt jemanden, der ein Bild zur Realität machen kann«, wandte Jenny ein und warf ihm einen vielsagenden Blick zu.
    »Vielleicht ist er in gewisser Weise ein Künstler«, murmelte Zach. Er blätterte weiter. »Schau mal, das hier. Ein ganz berühmtes Gemälde.«
    Ein weiteres äußerst merkwürdiges Bild, aber man brauchte einen Moment, bis einem die Merkwürdigkeit auffiel. Es zeigte ein Fenster in einem Raum und durch das Fenster eine hübsche Landschaft. Hügel, Bäume, Wolken. Seltsamerweise befanden sich unter dem Fenster drei Stelzen wie die Beine eines Ständers. Die Beine einer Staffelei, erkannte Jenny plötzlich. Vor dem Fenster stand tatsächlich eine Staffelei mit einer Leinwand, aber das Bild darauf vermischte sich so exakt mit der Landschaft dahinter, dass es fast unsichtbar war.
    Unwillkürlich stellte Jenny sich die Frage, wo der Künstler war, der diese Staffelei verlassen hatte? Und
wer war überhaupt dazu in der Lage, ein Bild zu malen, das so sehr mit der Wirklichkeit verschmolz?
    »Bizarr«, befand Jenny. »Aber es gefällt mir.« Sie lächelte Zach an, und es kam ihr vor, als teilten sie ein Geheimnis. Sie sah, wie seine Miene

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