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Die Beutefrau

Die Beutefrau

Titel: Die Beutefrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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ändert sich doch weiter nichts, als daß wir nicht mehr in einem Bett zusammen schlafen! Wir sehen uns in der Akademie, bei den Mahlzeiten, bei der Jagd und immer, wann wir es wollen.« Sie deutete auf das Bett: »Und du wirst nachts ruhiger schlafen können, weil dich niemand mehr in die Seite tritt oder Unverständliches im Traum murmelt.«
    »Das hat mich nie gestört«, versicherte Hruodhaid.
    Der Kaiser mußte nahezu drei Jahre warten, ehe er das Stück seines Schenkelbandes an Gerswinds Tür geheftet sah. In dieser Zeit, in der ihm Regina auch noch den Sohn Hugo gebar, löste sich das Problem mit Byzanz von selbst und ganz ohne Heirat: Ende Oktober 803 wurde Kaiserin Irene von ihrem Finanzminister Nikephoros aus dem Bett geholt. Er teilte ihr mit, daß sie gestürzt sei und ein Schiff darauf warte, sie in die Verbannung nach Lesbos zu bringen. Nikephoros, der sich selbst auf dem Kaiserthron niederließ, schickte die Gesandten Karls, die immer noch wegen der Hochzeitsverhandlungen in Konstantinopel weilten, nach Hause zurück. Dort konnten sie sich allerdings nicht lange aufhalten, da Karl sie augenblicklich wieder nach Byzanz aussandte. Im Gepäck führten sie einen Friedens- und Freundschaftsvertrag des fränkischen Kaisers mit. Außerdem gab Karl eine Garantieerklärung für den Rest des oströmischen Besitzes in Italien ab. Er war notfalls sogar bereit, dem oströmischen Kaiser Bereiche zu überlassen, die nach der Pippinschen Schenkung eigentlich dem Papst gehörten.
    Im Gegenzug verlangte er von Nikephoros nur eines: daß dieser ihn, Karl, öffentlich und schriftlich als ›kaiserlichen Bruder‹ anerkenne und den Frieden halte. Karl wußte, daß Papst Leo ein solches Bündnis überhaupt nicht schmecken würde, und das war auch einer der Gründe, weshalb er dem Byzantiner diese Angebote machte. Leo mochte davon ausgegangen sein, daß er mit seiner eigenmächtigen Kaiserkrönung das oströmische Kaisertum ausgelöscht hatte, doch Karl konnte vorzüglich damit leben, daß die Christenheit von zwei gleichberechtigten Kaisern beherrscht wurde. Woraus allerdings auch folgte, daß ihr zwei geistliche Herrscher zustanden, einer in Rom und einer am Bosporus. Karl genoß den Gedanken, die Macht des Papstes zu mindern, ihn auf die gleiche Stufe wie den Patriarchen von Konstantinopel zu stellen und ihm dadurch indirekt das Recht abzusprechen, allein die christliche Welt anzuführen.
    Leo würde es sich wohl kaum bieten lassen, nicht viel mehr darzustellen als ein hochrangiger Bischof, doch seine Reaktion stand noch aus. Karl beabsichtigte keineswegs, nach Rom zu reisen und dort irgendwelche Erklärungen abzugeben. Deshalb würde sich der Papst zweifellos wieder einmal als Bittsteller über die Alpen Richtung Aachen bewegen müssen. Grimmig lächelnd, freute sich Karl schon auf den kühlen Empfang, den er dem Pontifex bereiten wollte.
    Die Verbindung zum Orient gestaltete sich hingegen äußerst erfreulich. Im Juli 802, als sich Karl zur Jagd in der Gegend um Prüm aufhielt, erreichte ihn die Nachricht, daß der weiße Elefant in wenigen Tagen in Aachen eintreffen würde. Der Kaiser brach augenblicklich den Jagdausflug ab und eilte heimwärts, um Zeuge des gewaltigen Aufsehens zu sein, das dieses Tier in seiner Residenzstadt erregen würde.
    Die Würdenträger, die den Elefanten begleiteten, ließen Karl wissen, daß er nach dem Begründer der herrschenden Abbasidendynastie Abul Abbas benannt war und ein Symbol der Macht darstellte. Sie zeigten ihm, wie das Tier zu reiten war. Karl ließ es sich nicht nehmen, einen Festtag auszurufen, bei dem auch das riesige Zelt, das ihm Harun geschickt hatte, aufgestellt wurde. Vom Rücken des Elefanten aus grüßte der Kaiser seine beeindruckten Untertanen, und dann striegelte und fütterte er Abul Abbas auch noch höchstselbst. Wieder schickte er Gesandte mit einem Dankesschreiben zu Harun al-Raschid. Er gab den Reisenden hispanische Pferde, eine Herde von Maultieren, kunstvoll geschmiedete Waffen, buntes Tuch aus Prüm und Friesland, Fässer mit Wein und Säcke voller einheimischer Heilkräuter mit.
    Zwei friedliche Jahre waren ins Land gegangen, in denen nur vereinzelte kleinere Sachsenaufstände die Waffenruhe störten. Doch im Frühling des Jahres 804 berichteten Späher dem Kaiser von einem geplanten größeren Aufbegehren des widerspenstigen Volkes.
    »Es scheint«, sagte Einhard eines Abends vorsichtig zu Karl, »daß sich eine einzige Frau müht, in den verstreuten

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