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Die Beutefrau

Die Beutefrau

Titel: Die Beutefrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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erfolgreich an der Nase herumgeführt. So ein verlogener Bursche!«
    Er warf seiner Begleiterin einen verschmitzten Blick zu und brach in Gelächter aus. Gerswind stimmte frohen Herzens ein. Am liebsten hätte sie gesungen, so frei und leicht fühlte sie sich mit einem Mal. Verschwunden war das Gefühl der Beklemmung, das sich ihrer in Carolinos Gegenwart seit so langer Zeit bemächtigt hatte, verschwunden waren Steifheit, Spannung und die Angst, daß dieser geliebte Karlssohn einen falschen, schrecklichen Eindruck von ihr haben könnte. Und ihr plötzliches, überhaupt nicht unangenehmes Herzklopfen kam wahrscheinlich davon, daß die Pferde auf dem breiter gewordenen Weg in einen leichten Galopp gefallen waren. Sie staunte darüber, wie wenig mühsam ihr das Reiten mit einem Mal erschien.
    »Für mich bist du einfach Gerswind«, griff Carolino den Gesprächsfaden wieder auf. »Und einst warst du das kleine Sachsenmädchen …«
    »Die Geisel!« warf Gerswind ein.
    »Ich glaube eigentlich nicht, daß dich mein Vater je als eine richtige Geisel betrachtet hat. Als du zu uns kamst, war gerade unsere kleine Schwester Hildegard gestorben …«
    »Was war ich dann für ihn, als dein armer buckliger Bruder diesen furchtbaren Aufstand plante und ich nur deshalb dem Tod entging, weil ich fortgelaufen war? Da hätte mich dein Vater doch liebend gern geopfert!«
    Carolino mied Gerswinds Blick.
    »Vielleicht«, gab er leise zu. »Das waren wahrlich böse Zeiten. Ich war froh, daß du damals fortgelaufen bist. Und noch froher, als du wiederkamst.«
    Gerswinds Kehle war mit einem Mal sehr trocken. Sie räusperte sich. »Du hast mich erkannt, aber mich nicht verraten.«
    »Ich habe dich erkannt.«
    Und Adam hatte seine Frau Eva erkannt. Überwältigt schwieg Gerswind. Carolinos nächster Satz traf sie völlig unvorbereitet: »Aber du hast mich zurückgewiesen.«
    Sie öffnete den Mund, um zu einer Erwiderung anzusetzen, brachte aber keinen Ton hervor. Carolino sprach leise weiter.
    »Bis zu dem Tag, als ich dich bat, meine Jagdbegleiterin zu sein, hatte ich geglaubt, daß du mich auch mochtest. Aber als du dich dann so unnahbar zeigtest, dich so lange abseits des Feuers im Wald aufhieltest und danach nicht mehr an meiner Seite sitzen wolltest, wußte ich, daß ich mich geirrt hatte.«
    »Du hast dich nicht geirrt.«
    Gerswind staunte selbst, wie mühelos ihr dieser Satz über die Lippen kam. Und sie ärgerte sich maßlos über ihren Führer, der ausgerechnet jetzt herbeigesprengt kam, um Carolino auf einen Weiher hinzuweisen, an dem sie Rast einlegen konnten. Er empfahl, jetzt schon abzusitzen und sich dem Wasser zunächst ohne Pferde leise zu nähern, da er dort eine Entenschar gesichtet hatte, die auf Pfeile und Netze geradezu zu warten schien.
    Schnell erließ Carolino den Befehl, wer von den Männern die Pferde zu führen und wer sich an die Vögel heranzupirschen hatte.
    »Wartet hier, bis wir euch rufen!« versetzte er, als er seinen Hengst einem Begleiter übergab.
    Gerswind rutschte ebenfalls von ihrem Pferd. Sie knickte sofort ein und wurde der Schmerzen gewahr, die sich seltsamerweise erst jetzt in Rücken, Gesäß und Beinen bemerkbar machten. Einer der Beschützer sah ihre Qualen und riet ihr zu Bewegung, als sie sich einfach ins Moos fallen ließ.
    Während der Rast bot sich Carolino und Gerswind keine Gelegenheit, ihr Gespräch fortzusetzen, da ihr Führer, ein kräftiger junger Mann, dem Königssohn einen Vorschlag zu unterbreiten hatte. Er kenne ein Gehöft, dessen Besitzer es sich als Ehre anrechnen würde, wenn der Reisezug dort nächtigte. Das sei doch erheblich weniger gefährlich, als die Nacht im Wald zuzubringen. Zudem müsse man da auch keine Wachen aufstellen, weshalb alle am nächsten Morgen ausgeruhter aufbrechen könnten.
    Carolino lehnte ab. Der Zug habe es sehr eilig und könne sich keine Umwege erlauben. Doch der Führer blieb beharrlich und versicherte, daß ihr Weg ohnehin nahe dem Gehöft vorbeiführe.
    »Da steckt doch etwas anderes dahinter«, flüsterte Gerswind Carolino zu. »Er fleht dich ja regelrecht an, dort zu übernachten!«
    Carolino liebte Abschweifungen ebensowenig wie sein Vater. Also fragte er den Führer geradeheraus, welchen Gewinn er selbst denn daraus ziehe, wenn die Reisegesellschaft ausgerechnet dieses ganz bestimmte Gut aufsuchen würde. Zögernd gestand der junge Mann, daß er um die Tochter des Hauses gefreit habe. Der Vater aber lehne ihn als Schwiegersohn ab.
    »Seitdem

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