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Die bezaubernde Arabella

Die bezaubernde Arabella

Titel: Die bezaubernde Arabella Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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Katzenkopfplaster ratternden Räder, die schrillen Schreie der Straßenverkäufer von Holzkohle, Ziegelmehl, Türvorlegern und Mäusefallen betäubten sie. Alles verschwamm vor ihren Augen in einem sinnverwirrenden Wirbel, und sie konnte nur darüber staunen, wie Menschen an einem solchen Ort zu leben und bei Trost zu bleiben vermochten. Als der Wagen aber mehrmals angehalten und der Kutscher in nasalem, nicht immer gerade höflichem Cockney weitergewiesen worden war, gelangte er in den vornehmeren Teil der Stadt, und Arabella begann wieder Hoffnung zu schöpfen, daß es ihr doch möglich sein würde, in London eine Nacht durchzuschlafen.
    Das Haus in der Park Street mußte einem Menschen, der an zweistöckige Provinzhäuser gewöhnt war, überwältigend erscheinen; der Kammerdiener, der die Ladies in eine geräumige Halle führte, aus der imposante Treppen zum Oberstock führten, war so majestätisch, daß Arabella sich versucht fühlte, sich bei ihm für die Mühe zu entschuldigen, die sie ihm verursacht hatte. Doch flößte es ihr wieder Mut ein, daß ihm nur ein einziger Lakai folgte, und so fand sie ihre Fassung wieder und gelangte einigermaßen mit Haltung in den Salon im ersten Stock.
    Hier wurden alle Bedenken, die sie gehegt, über dem Willkomm, der ihr bereitet wurde, zerstreut. Lady Bridlington, deren volle, rosige Wangen in einem einzigen Lächeln zerschmolzen, zog sie an ihren mächtigen Busen, küßte sie immer wieder, mußte sich, ganz wie Tante Emma zuvor, über die Ähnlichkeit mit ihrer Mama wundern, und war so offenkundig froh, sie zu begrüßen, daß alle Besorgnisse sich in Luft auflösten. Lady Bridlingtons gute Laune umfing auch die Gouvernante, mit der sie herzlich und mit vollendeter Höflichkeit sprach.
    Als Mama Lady Bridlington gekannt hatte, war sie ein hübsches, einigermaßen intelligentes junges Ding gewesen, ausgerüstet mit einer so ansehnlichen Mitgift, so viel Lebhaftigkeit und gutem Humor, daß keine ihrer Freundinnen sich wunderte, daß sie eine sehr gute Partie machte. Die Zeit hatte dann mehr dazu getan, ihre Figur als ihren Verstand zu erweitern, und so dauerte es nicht lange, bis ihr junger Schützling begriff, daß hinter einer oberflächlichen Weltkenntnis kaum mehr steckte als Narrheit und Unverstand. Ihre Ladyschaft las, was an Prosa und Versen gerade in Mode war, verstand kaum ein Wort von zehn und schwatzte über alles; sie schwärmte von den Opernsängern, die gerade die allgemeine Bewunderung genossen, zog aber insgeheim das Ballett vor; sie schwor, daß es auf Englands Bühnen nie etwas gegeben hatte, was an Keans Hamlet heranreichte, fand aber in Wirklichkeit an der Posse, die am nächsten Tage gespielt wurde, weit mehr Gefallen als an der erschütternden Monsteraufführung. Sie konnte eine Melodie, die in Mode war, nicht richtig nachsingen, versäumte es aber nie, den Konzerten klassischer Musik beizuwohnen, die sich über die Season hinzogen, so wie sie auch alljährlich die Akademie in Somerset House besichtigte, obwohl ihr in Wirklichkeit nur ein Bild gefiel, das sie an irgendeine vertraute Person oder einen bekannten Ort erinnerte; nie unterlief ihr ein Irrtum, unfehlbar erkannte sie die Meisterhand auf den Gemälden der Künstler, die gerade in Geltung waren. Einer leise betretenen Arabella erschien solch ein Leben gänzlich oberflächlichen Vergnügungen hingegeben; die größten Anstrengungen, zu denen sie sich aufraffte, galten nur der Sicherung ihres Behagens. Dennoch wäre es ungerecht gewesen, sie selbstsüchtig zu nennen. Ihre Grundstimmung der Welt gegenüber war Freundlichkeit; sie sah die Leute, von denen sie umgeben war, gern glücklich, denn das heiterte sie auf, und lange Gesichter mochte sie gar nicht sehen; sie bezahlte ihre Bedienten gut und vergaß nie, für jeden außerordentlichen Dienst danke zu sagen. Solche außerordentlichen Dienste waren zum Beispiel, ihren Wagen eine Stunde lang in der Bond Street auf und ab zu fahren, während sie sich in einem Laden etwas vorlegen ließ, oder nachts bis vier oder fünf Uhr morgens aufzusitzen, um ihr, nach einer langen Gesellschaft, beim Auskleiden behilflich zu sein. Kurz, solange man von ihr keine Anstrengungen und nichts Unangenehmes erwartete, war sie zu allen Menschen freundlich und großmütig.
    Von Arabellas Besuch erwartete sie sich nur Vergnügen; es war ihr klar, wie nett sie eigentlich handelte, dieses Provinzmädchen in die Gesellschaft einzuführen; trotzdem überließ sie sich solchen

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