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Die bezaubernde Arabella

Die bezaubernde Arabella

Titel: Die bezaubernde Arabella Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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von solchen Grausamkeiten entsetzt war. »Hätte er ein Stück Seide aus einem Kramladen gestohlen, so wäre er deportiert worden!«
    Jimmy war nicht in der Lage, diese Aussage zu bestreiten oder zu bekräftigen, und bewahrte düsteres Schweigen. Er sah, daß die junge Lady erzürnt war, und obwohl ihr Groll sich nicht gegen ihn zu richten schien, so hatte seine Lebenserfahrung ihn doch gelehrt, kein unnötiges Risiko auf sich zu nehmen. Man mußte immer darauf gefaßt sein, unter einem unerwarteten Schlag gegen die Wand zu fliegen. Er kuschelte sich fester in den Stuhl, zog den Schal enger um seine Schultern.
    Ein leises Klopfen an der Türe kündigte das Zimmermädchen an, das erschrocken eintrat. »Haben Sie geläutet, Miss?« Jetzt gewahrte sie Arabellas Besucher und stieß einen schwachen Schrei aus. »Ach, Miss! Bin ich aber erschrocken! Hat der Rotzbube Sie aufgeregt? Er gehört dem Kaminfeger, Miss, und sie suchen ihn schon überall! Du kommst gleich mit mir, du frecher Bursche!«
    Das war eine Sprache, die Jimmy besser verstand, und er erklärte wimmernd, er habe es nicht absichtlich getan.
    »Still«, sagte Arabella und legte eine Hand auf die knochige Schulter des Knaben. »Ich weiß recht wohl, daß es der Junge des Kaminfegers ist, Maria, und wenn du einen Blick auf ihn wirfst, dann siehst du wohl, was man ihm getan hat! Geh sofort hinunter und hole etwas zu essen für ihn. Und dann schicke jemand herauf, hier Feuer anzumachen.«
    Maria sah sie an, als hätte sie den Verstand verloren. »Aber, Miss«, brachte sie mühsam hervor, »ein schmutziger Schornsteinfegerjunge!«
    »Wenn er gebadet worden ist, wird er nicht mehr schmutzig sein«, erklärte Arabella gelassen. »Wir werden viel warmes Wasser brauchen. Zuerst aber sorge für Feuer, für Milch und beschaffe schleunigst etwas zu essen für den armen Kleinen.«
    Etwas in dem beleidigten Kammermädchen bäumte sich auf. »Ich hoffe, Miss, Sie erwarten nicht von mir, daß ich den ekelhaften kleinen Jungen wasche! Möchte nicht wissen, was Ihre Ladyschaft zu so etwas sagen würde!«
    »Nein, ich erwarte von dir nicht, was ich allerdings von einem Mädchen mit mehr Herz voraussetzen würde! Geh und tue, was ich dir gesagt habe, und dann schicke mir Becky herauf.«
    »Becky?«
    »Ja, das Mädel, das Zahnschmerzen hatte. Und wenn du das Essen gebracht hast – Butterbrote und etwas Fleisch, und vergiß nicht die Milch! –, dann schicke bitte zu Lord Bridlington, man soll ihm bestellen, daß ich ihn sofort sprechen möchte.«
    »Aber, Miss, Seine Lordschaft ist zu Bett und schläft!«
    »Dann laß ihn wecken«, sagte Arabella ungeduldig.
    »Miss, das wage ich nicht! Er hat angeordnet, daß niemand ihn vor neun stören soll, und bevor er nicht rasiert und angezogen ist, läßt er sich nicht sehen. Nicht Seine Lordschaft!«
    Arabella erwog das Problem und kam zu dem Schluß, daß es vielleicht weiser wäre, fürs nächste auf die Hilfe Seiner Lordschaft zu verzichten. »Schön, dann ziehe ich mich an, und hernach will ich den Kaminfeger sprechen. Sage ihm, er möge warten.«
    »Den Kaminfeger sprechen… anziehen… Miss, das geht doch nicht. Mit dem Jungen hier im Zimmer!« rief die empörte Maria.
    »Sprich keinen solchen Unsinn, Mädchen!« Arabella stampfte mit dem Fuß auf. »Der ist kaum älter als mein jüngster Bruder zu Hause! Geh, bevor ich die Geduld verliere.«
    Doch auch dazu konnte Maria sich erst verstehen, nachdem sie einen Ofenschirm zwischen den verwunderten Jimmy und seine Freundin geschoben hatte. Dann trollte sie sich, um im ganzen Hause zu verkünden, daß die Miss übergeschnappt sei und wohl noch heute nach Bedlam geschafft werden würde. Da sie es aber anderseits nicht wagte, einem so verwöhnten Gast ihrer Herrin den Gehorsam zu verweigern, gab sie Arabellas Befehl an Becky weiter und fand sich sogar bereit, ein Tablett mit Essen in das Schlafzimmer hinaufzutragen.
    Jimmy, in den Lehnstuhl gedrückt, folgte diesen Ereignissen, die in seinem Leben ohne Vorbild waren, verstört und begriff nicht, was man mit ihm vorhatte. Dagegen begriff er sehr wohl, was kaltes Rindfleisch und ein halber Brotlaib waren, und seine Augen begannen zu leuchten. Arabella, die sich hastig angekleidet und ihr Haar zu einem improvisierten Knoten geschlungen hatte, setzte ihn zu seiner Mahlzeit und stürzte in den Kampf mit dem schrecklichen Mr. Grimsby, der sie, ein wenig eingeschüchtert, in der Halle erwartete.
    Die Szene, die vor den offenen Mäulern eines

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