Die bezaubernde Arabella
London zu sein? Bist du Mr. Scunthorpes Gast?«
»Nein, der arme Felix hat selber keinen Penny! Hab in der Lotterie gewonnen, denke nur, Bella! Hundert Pfund!«
»In der Lotterie! Du lieber Gott, was würde Papa dazu sagen?!«
»Oh, das würde ein endloser Sermon werden, aber ich sag es ihm eben nicht. Und siehst du, nachdem ich das Geld einmal gewonnen hatte, mußte ich es auch ausgeben, bevor Papa etwas davon erfährt.« Er sah, daß seine Schwester entsetzt war, und sagte nicht ohne Bitterkeit: »Ich verstehe gar nicht, warum du mir das Geld mißgönnst. Selber läßt du es dir, wie ich sehe, hier recht gut gehen.«
»Wie kannst du denken, daß ich dir irgend etwas neide, Bertram? Aber daß du hier in der Stadt bist und daß ich so tun soll, als wäre ich nicht deine Schwester, und daß ich es Papa und Mama verschweigen soll…« Ihre eigene Lage wurde ihr bewußt. »Ach, Bertram, wie abscheulich wir doch sind!«
Mr. Scunthorpe schien ernstlich beunruhigt, Bertram aber sagte: »Unsinn! Wenn du in deinem Brief an Mama nicht erwähnst, daß du mich gesehen hast, ist das noch keine Lüge.«
»Das ist schlimmer als eine Lüge«, seufzte Arabella. »Bertram, ich bin selbst in einer solchen Patsche.«
»Du? Wieso denn?« Er sah, daß sie seinem Freund einen Blick zuwarf. »Vor Felix brauchst du dich nicht zu genieren. Der verklatscht uns nicht.«
Das glaubte ihm Arabella gern, aber es widerstrebte ihr, diese Angelegenheit vor einem Fremden zu erörtern, wenn sie auch schon begriffen hatte, daß er ihr Vertrauen nicht mißbrauchen würde. Mr. Scunthorpe zupfte seinen Freund am Ärmel. »Du mußt deiner Schwester heraushelfen. Wenn ich dienen kann –?«
»Sehr lieb von Ihnen, aber da kann mir niemand helfen«, sagte Arabella tragisch. »Wenn Sie nur so gütig sind, nichts verlauten zu lassen…«
»Natürlich wird er nichts verlauten lassen. Was gäbe es dann da zu verraten? Donnerwetter, was hast du angestellt, Bella?«
»Bertram, hier halten mich alle für eine ganz reiche Erbin«, gestand Arabella zerknirscht.
Einen Moment lang starrte er sie an, dann brach er in schallendes Gelächter aus. »Du Gänschen! Fällt denen ja gar nicht ein! Lady Bridlington weiß doch, wie es um uns steht. Du wirst doch nicht behaupten, daß sie so ein Gerücht aufgebracht hat.«
Arabella schüttelte den Kopf. »Ich selber habe es aufgebracht«, gestand sie.
»Du selbst? Wie bist du nur auf so etwas verfallen? Natürlich hat es dir kein Mensch geglaubt.«
»Doch, alle glauben sie es. Lord Bridlington sagt, daß alle notorischen Mitgiftjäger von London hinter mir her sind – und denk dir, Bertram, es stimmt! Ich habe schon fünf Heiratsanträge abgelehnt!«
Die Vorstellung, daß fünf Gentlemen bereit gewesen wären, seine Schwester zu heiraten, schien Bertram über alle Maßen komisch, und er brach in schallendes Gelächter aus. So sah Arabella sich gezwungen, die ganze Geschichte zu erzählen, und der Bericht, den er mit mancherlei Zwischenfragen unterbrach, kam stückweise heraus. An einer Stelle verschuldete Mr. Scunthorpe eine Abschweifung, denn er wurde plötzlich gesprächig und fragte: »Vergebung, hab ich richtig verstanden? Sagten Sie Beaumaris?«
»Ja, er und Lord Fleetwood.«
»Der Nonpareil?«
»Ja.«
Mr. Scunthorpe stieß einen leisen Pfiff aus und wandte sich dann seinem Freund zu. »Hast du das gehört, Bertram?«
»Natürlich hab ich es gehört.«
»Hätte ich nicht für möglich gehalten. Siehst du diesen Rock, den ich da anhabe?«
Die beiden Tallants betrachteten den Rock befremdet.
»Mein Schneider hat einen Rock, den der Nonpareil trägt, für mich kopiert«, versicherte Mr. Scunthorpe mit schlichtem Stolz.
»Du lieber Gott, was hat das damit zu tun?« erkundigte sich Bertram.
»Ich dachte, es würde dich interessieren«, entschuldigte sich Mr. Scunthorpe.
»Kümmere dich nicht um ihn«, beruhigte Bertram seine Schwester. »Das sieht dir wieder einmal ähnlich, Bella! So was Närrisches auszuhecken! Ich mache dir ja keine Vorwürfe! Und er hat das in ganz London ausgesprengt?«
»Ich vermute, daß Lord Fleetwood es getan hat. Mister Beaumaris sagte mir einmal, er hätte nur mit Lord Fleetwood darüber gesprochen. Manchmal frage ich mich, ob er nicht die Wahrheit erraten hat, aber ich glaube es nicht, denn dann müßte er mich doch schrecklich verachten, würde sich gewiß auf keinem Ball mit mir zeigen – er tanzt sonst sehr selten – oder mit mir ausfahren.«
Mr. Scunthorpe schien sehr
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