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Die bezaubernde Arabella

Die bezaubernde Arabella

Titel: Die bezaubernde Arabella Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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Doch ist er Ihnen so anhänglich, daß ich ihn kaum losgeworden wäre, ganz davon abgesehen, daß es mir zutiefst widerstrebt, einen Hund wegzujagen, der Alphonse so behandelt wie dieser hier.«
    »Wenn dieses verdammte Biest Alphonse in schlechte Laune versetzt, dreh ich ihm den Kragen um«, versprach Mr. Beaumaris. »Ganz im Gegenteil! Wenn Sie fort sind, und Ulysses kommt die Treppe hinunter, dann benimmt er sich zu Alphonse, als hätte er seit einem Monat nichts zu fressen bekommen, und dabei läge ihm nichts ferner als auch nur ein Fleischstückchen vom Boden aufzulesen. Ich sagte das erst neulich zu Mrs. Preston, wenn ein Hund je sprechen konnte, dann dieser. Wie ein Christenmensch erzählt er Alphonse, daß er sein einziger Freund auf der Welt ist. Er hat Alphonse vollkommen herumgekriegt. Als neulich zwei Lendenstücke fehlten, hat Alphonse dem Kochgehilfen, der den Hund verdächtigte, grob aufgefordert, seine eigene Unaufmerksamkeit verantwortlich zu machen; und Ulysses saß dabei und schnitt ein Gesicht, als wüßte er gar nicht, wie ein Lendenstück schmeckt. Die Knochen hat er unter dem Teppich in Ihrem Studierzimmer versteckt, aber ich habe sie fortgeschafft.«
    »Du bist nicht nur ein vom Schicksal mißgünstig behandeltes Musterexemplar«, wandte sich Mr. Beaumaris an Ulysses, »sondern du hast auch alle Fehler der Menschen minderer Klasse: Schmarotzertum, Doppelzüngigkeit und Unverschämtheit.«
    Ulysses ließ sich nieder, um eine heilende Wunde, die ihn juckte, herzhaft zu kratzen. Er wurde zurechtgewiesen, und da er diesen Ton Mr. Beaumaris’ schon zuvor gehört hatte – so zum Beispiel, als er laut bellend verlangt hatte, das Schlafzimmer mit ihm zu teilen –, stellte er das Kratzen ein und ließ die Ohren schicksalsergeben hängen.
    Mr. Beaumaris schenkte sich ein Glas Wein ein und setzte sich in seinen bevorzugten Stuhl. Ulysses ließ sich vor ihm nieder und seufzte tief. »Ja, ja«, sagte Mr. Beaumaris, »ich kann meine Zeit leider nicht damit verbringen, dir Salben auf deine Wunden zu schmieren. Du solltest dich erinnern, daß du deine Wohltäterin erst wiedersehen darfst, wenn du völlig ausgeheilt bist.« Ulysses gähnte und ließ den Kopf auf die Pfoten herabsinken, als fände er dieses Thema lästig. Mr. Beaumaris stupste ihn mit seiner Stiefelspitze. »Möchte wissen, ob du recht hast. Vor einem Monat noch hätte ich es mit Bestimmtheit angenommen. Ich habe geduldet, daß sie mir ein Findelkind und einen Köter anhängt – du entschuldigst, Ulysses, daß ich offen rede –, aber jetzt will mir scheinen, als ob keiner von euch beiden die lästigste Verantwortung wäre, die mir da zugefallen ist. Nimmst du an, daß dieser verdammte junge Kerl aus eigenen Gründen unter falschem Namen auftritt, oder tut er es, um ihre Schwindelei zu unterstützen? Schau mich nicht so an, Ulysses! Du magst der Ansicht sein, daß die Erfahrung mich hätte klug machen können, aber ich glaube nicht recht, daß das Ganze nur ein raffinierter Trick ist, mich zu einer Erklärung zu nötigen. Ich bin nicht einmal überzeugt, daß sie mehr als Duldsamkeit für mich empfindet. Auf mein Wort, Ulysses, ich kenne mich überhaupt nicht mehr aus – vermutlich werde ich meiner Großmutter den Besuch, den ich ihr so lange schulde, abstatten müssen.«
    Diesem Entschluß zufolge sandte Mr. Beaumaris am nächsten Morgen nach seiner Karriole. Ulysses, der an seinem Frühstück teilgenommen, stürmte ihm voraus die Treppe hinunter, sprang auf den Wagen und ließ sich auf dem besten Sitz nieder, ganz wie ein Hund, der auf einem Purpurkissen geboren ist.
    »Nein«, sagte Mr. Beaumaris entschieden. Ulysses sprang betrübt aus dem Wagen und setzte sich auf den Straßenrand. »Laß mich dir sagen, Freund, daß ich eine gewisse Reputation zu wahren habe, und die würde dein schäbiges Äußere ernsthaft schädigen. Keine Angst! Ich verlaß dich ja nicht auf Lebenszeit!« Damit kletterte er in den Wagen. »Grinsen Sie nicht, Clayton. Vorwärts!«
    »Jawohl, Herr«, sagte der Groom, befolgte in einem beide Anweisungen und schwang sich geschickt auf den anfahrenden Wagen. Ein paar Minuten später aber warf er einen Blick über seine Schulter und erlaubte sich, Mister Beaumaris zu melden, daß der Hund ihnen folgte.
    Mr. Beaumaris stieß einen Fluch aus und brachte seine widerstrebenden Pferde zum Stehen. Der getreue Hund kam mit keuchenden Flanken und heraushängender Zunge angelaufen und setzte sich neben den Wagen auf die

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