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Die bezaubernde Arabella

Die bezaubernde Arabella

Titel: Die bezaubernde Arabella Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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beneidet. Sie leben jetzt in London?«
    »Nur zu Besuch.« Bertrams Blick streifte über den Viererzug hin, der dem Phaeton vorgespannt war. »Das ist aber einmal ein Viererzug, den Sie da kutschieren!« rief er mit der ganzen Impulsivität seiner Schwester. »Nein, beurteilen Sie mich, bitte, nicht nach diesem Braunen, er sieht soweit ganz erträglich aus, aber ich habe noch nie einen fauleren Burschen geritten.«
    »Sie sind Jäger, Mr. Anstey?«
    »Ja, daheim in Yorkshire, mit Onkels Hunden. Natürlich ist es nicht so wie im Quorn oder Pytchley, aber wir haben auch ein paar feine Strecken, das kann ich Ihnen versichern.«
    »Mr. Anstey«, unterbrach Arabella mit einem flehentlichen Blick, »Lady Bridlington hat Ihnen wohl eine Einladung zu unserem Ball gesandt. Sie kommen doch hoffentlich?«
    »Na, Bell – Miss Tallant«, erwiderte Bertram, bedenklich ungalant, »ich habe für solche Dinge nicht viel übrig, das wissen Sie doch.« Er erriet ihren Blick und fügte hastig hinzu: »Natürlich wird es mir ein Vergnügen sein, gewiß komme ich! Allein schon in der Hoffnung, Sie zu sehen.«
    Mr. Beaumaris mußte auf seine Pferde achten, aber ihm entging der drohende Ton nicht, in dem Arabella sagte: »Wir werden also morgen das Vergnügen haben, Sie zu begrüßen.«
    »Ja, gewiß. Ich muß zwar eigentlich in den Tattersall, aber… nun, trotzdem! Werde pünktlich zur Stelle sein.«
    Er lüpfte den neuen Hut, verneigte sich und ritt in kurzem Galopp davon. Arabella schien zu empfinden, daß eine Erklärung nötig war. So sagte sie leichthin: »Wir sind beinahe gemeinsam aufgezogen worden… fast wie Bruder und Schwester.«
    »Ich dachte es schon«, erwiderte Mr. Beaumaris ernst.
    Sie warf einen prüfenden Blick auf sein Profil, doch schien er völlig von der Aufgabe in Anspruch genommen, seinen Phaeton zwischen dem Landauer einer Witwe und einem smarten Zweisitzer, der ein Wappen am Schlag zeigte, hindurchzuleiten. Zur Beruhigung sagte sie sich, daß Bertram wirklich genau so aussah wie der Vikar im entsprechenden Alter; so hatte es die Mama immer behauptet. »Ich war wohl gerade dabei, Ihnen zu erzählen, wie huldvoll Prinzessin Mary mir zulächelte. Sie trug das zweifellos prächtigste Kleid, das ich in meinem Leben gesehen habe. Lady Bridlington erzählt, daß sie in ihrer Jugend die hübscheste von den Prinzessinnen war. Auf mich machte sie einen sehr gutmütigen Eindruck.«
    Mr. Beaumaris pflichtete bei, ohne aber das Vergnügen, das ihm diese unschuldige Beschreibung der vielbewunderten Schwester des Regenten bereitete, zu zeigen. Dafür belohnte Miss Tallant ihn mit einer ihrer Regungen entzückender Naivität, schwärmte von der eleganten, goldgeränderten Einladungskarte, die niemand Geringerer als Lord Chamberlain am gleichen Tag in die Park Street gesandt, mit der Meldung, er habe von Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzregenten den Befehl, Lady Bridlington und Miss Tallant für nächsten Donnerstag zu einem Galaabend in Carlton House zu bitten, wo sie den Vorzug haben würden (das weitere war in Großbuchstaben geschrieben), Ihre Majestät die Königin zu sehen. Darauf erwiderte Mister Beaumaris, er werde in Carlton House nach ihr Ausschau halten; er verzichtete darauf zu erwähnen, daß die Gesellschaften des Regenten durch ihren Prunk den Geschmack eines wirklichen arbiter elegantiarum verletzten, daß es bei ihnen ein entsetzliches Gedränge gab und daß sogar vulgäre Protzereien dabei unterliefen: so hatte einmal auf der Dinnertafel ein Springbrunnen gesprudelt.
    Statt dies zu erwähnen, ging er mit mehr Verständnis auf ihre Gefühle ein als Bertram, der sich am nächsten Nachmittag in der Park Street einfand. Lady Bridlington hatte sich, wie es ihre Gepflogenheit war, zu einem Schläfchen zurückgezogen, um ihre Energien für den Abend zu sammeln, an dem sie an nicht weniger als vier Gesellschaften teilnehmen sollte; so genoß Arabella das Vergnügen, mit ihrem Lieblingsbruder allein zu bleiben. Er gab zwar zu, daß er ihr die Einladung nach Carlton House freudig gönnte, und gewiß würde es dort eine Menge beachtlicher Gäste geben, er selber aber ziehe Abende in einfacherem Stil vor. Dann bat er sie, ihm eine Beschreibung des Kleides, das sie zu tragen gedächte, zu ersparen. Sie begriff, daß ihre gesellschaftlichen Triumphe ihn nicht interessierten, und ließ sich gutgelaunt von den Belustigungen erzählen, die er vorzog. In diesem Punkt wich er ihr aus und antwortete nur mit Allgemeinheiten.

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