Die bezaubernde Rivalin
für den Umbau der obersten Etage sehen.“
Er hatte lange, starke Finger, die sich gegen ihre helle Haut abhoben, und seine Berührung wirkte, als hätte India mit der Zunge die beiden Pole einer Batterie berührt. Am liebsten hätte sie die Hand zurückgezogen und das Gelenk gerieben. Aber das hätte ihm gezeigt, wie sehr die Berührung sie aufwühlte, und so zwang sie sich, gleichmäßig zu atmen und kühl zu erklären: „Sie sollen mir dabei zusehen, was ich tue, Jordan, aber mir nicht vorschreiben, was ich zu tun habe.“
Dann kam sie auf ihr ursprüngliches Anliegen zurück. „Ich wollte sagen, dass ich gleich morgen früh einen Termin mit einem Vertreter der Bauaufsichtsbehörde habe, der sich über den Stand der Umbaumaßnahmen informieren will. Wenn Sie möchten, können Sie sich gern zu uns gesellen. Wir treffen uns um acht Uhr in der Vorstandsetage.“
„Ich werde da sein“, sagte Jordan und gab die Bestellung auf. Nachdem der Ober gegangen war, lehnte sich Jordan gemütlich zurück und fragte: „Was tun Sie eigentlich, wenn Sie nicht arbeiten?“
„Entschuldigen Sie bitte, aber ich dachte, wir essen hier zusammen, damit ich Sie darüber informieren kann, was diesen Monat im Warenhaus passiert und welche Pläne ich für ‚Claibourne’s‘ habe.“
„‚Claibourne & Farraday‘, das Warenhaus hat zwei Namen.“
„Ja, das hat es. Sollen wir jetzt weitermachen? Eine Stunde ist nicht viel Zeit, und wir haben nicht einmal mehr eine ganze.“ Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. „Nur noch zweiundfünfzig Minuten.“
„Vergessen Sie die Events. Ich habe mir ein Programmheftchen mitgenommen. Und was die Veränderungen angeht, erscheint es mir einfacher, morgen früh darüber zu sprechen, wenn wir uns mit dem Mann von der Bauaufsichtsbehörde treffen.“
„Da geht es doch nur um Umbaumaßnahmen. Interessieren Sie sich denn nicht für meine Visionen für die Zukunft des Warenhauses?“
„Die kann ich Ihnen wahrscheinlich auch so nennen: Expansion, Modernisierung, Onlineverkauf und …“
„Einen Internetauftritt mit Bestellmöglichkeit gibt es längst.“
„Und trotzdem wirkt das Warenhaus selbst furchtbar altmodisch.“
„Das ist nur der Service und auch nur, weil er so gut ist.“
„Die Innenausstattung ist auch altmodisch, aber nicht gut. Sie sollten diese dunkelroten Teppiche wirklich rausreißen lassen. Sie sind unheimlich … retro.“
„Sie sind
was?“
„Retro. Den Begriff benutzt meine Innenausstatterin immer, die gerade mein Büro erneuert.“
„Nun, was die Teppiche angeht, hat sie recht. Parkett ist wieder in und passt auch viel besser zur restlichen Aufmachung des Warenhauses. Die Auslegeware können Sie also getrost als Geschichte betrachten.“
„Ich schätze, meine Innenausstatterin kann es kaum erwarten, dass ich sie aufs Warenhaus loslasse.“ Als Jordan das sagte, tauchte vor Indias geistigem Auge eine furchtbar elegante Frau auf, die Jordan Farraday mit tropischen Bodenhölzern und allem, was ihm sonst noch gefallen könnte, in Versuchung zu bringen hoffte, damit er sie im Gegenzug das Claibourne’s neu ausstatten ließ. Aber dann gab sich India einen Ruck. Jordan hatte es überhaupt nicht nötig, Frauen irgendetwas anzubieten, damit sie ihm zu Willen waren. Er brauchte nur sein sexy Lächeln aufzusetzen und konnte sich vor ihnen wahrscheinlich kaum retten.
„Im Fall der Fälle müssten Sie der Dame wohl einen Korb erteilen“, sagte India schließlich. „Die Innenausstattung ist denkmalgeschützt genauso wie die bunten Glasfenster. Das darf alles nicht verändert werden, und unter den Teppichen befindet sich noch das Originalparkett, das nur darauf wartet, abgezogen und versiegelt zu werden.“
„Ich weiß das, aber meine Innenausstatterin nicht. Das hält sie bei der Stange“, sagte Jordan mit einem Lächeln, das er wahrscheinlich auch bei dieser Frau einsetzte. Selbst wenn India normalerweise schwer zu beeindrucken war, konnte sie nicht leugnen, dass ihre Hormone plötzlich verrückt zu spielen schienen.
„Aber für heute Abend haben wir genug übers Geschäftliche geredet“, fuhr Jordan nun fort. „Im Augenblick interessiere ich mich viel mehr für Sie, India. Also, was machen Sie so in Ihrer Freizeit?“
India schluckte. Dies war doch ein Geschäftsessen, und es hatte Jordan überhaupt nicht zu interessieren, womit sie ihre Freizeit verbrachte. Was sie ihm nun auch sagte. „Das geht Sie überhaupt nichts an.“
„Ich weiß“,
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