Die bezaubernde Rivalin
Bonny sterilisieren zu lassen, als ihm etwas Besseres einfiel. India hatte sich lange genug auf seine Kosten lustig gemacht. Es wurde Zeit, den Spieß umzudrehen.
„Ich schlage dir einen Deal vor.“
„Und zwar?“
„Ich biete dem ganzen Wurf ein Zuhause, wenn du …“
„Allen fünf Kätzchen?“ India klimperte mit den langen Wimpern und sah Jordan zweifelnd an.
„Katzen brauchen Gesellschaft. Sie könnten alle zusammenbleiben, hätten einen ordentlichen Garten, Kratzbäume und ohne Ende Mäuse – der Himmel auf Erden eben, für Katzen, meine ich.“
„Hört sich ganz so an, aber was muss ich dafür tun?“
„Nichts Ungehöriges oder Schwieriges.“ Jetzt war es an ihm, breit zu lächeln. „Ich möchte nur, dass du mir versprichst, am Wochenende garantiert mitzukommen. Zwei Tage deines Lebens dafür, dass es Bonnys Kätzchen ein Leben lang gut geht, ist doch nicht zu viel verlangt, oder? Was sagst du?“
Ein Wochenende mit Jordan verbringen? Sie war mit den Kätzchen klargekommen, da würde sie doch auch mit ihm klarkommen. Immerhin hatte sie sogar noch gestern Nacht festgestellt, dass er die Kätzchen nur benutzt hatte, um in ihre Wohnung zu gelangen. Jetzt würde sie den Spieß umdrehen.
Aber Jordan Farraday war nicht leicht an der Nase herumzuführen. Ganz im Gegenteil, er hatte ihre Notlüge, dass es so schwierig sei, die Kätzchen unterzubringen – in Wirklichkeit gab es eine Liste der Leute, die unbedingt eines haben wollten –, benutzt, um sie zu dem gemeinsamen Wochenende zu überreden.
Inzwischen waren sie im Treppenhaus angelangt, und Jordan fragte: „Also, was hältst du von dem Deal?“, wobei er sich India in den Weg stellte.
„Nun …“, begann sie und ließ ihn absichtlich noch ein bisschen zappeln, „ich würde sagen, du zeigst mir dein Katzenparadies erst einmal, dann denke ich über den Deal nach.“
Jetzt lächelte Jordan so charmant, dass es India regelrecht den Atem verschlug. Wenn das so weiterging, brauchte sie noch ein Sauerstoffgerät.
„Dann ist es also abgemacht?“
„Vorausgesetzt, das Katzenparadies entspricht meinen Vorstellungen.“
„Keine Sorge!“
„Gut.“ India gab ihm die Hand und dachte wieder an den geheimnisvollen Brief, der in der vergilbten Mitteilung erwähnt worden war. Natürlich hatte sie keine Ahnung, von wem die Zeilen stammten und an wen sie gerichtet waren. Warum hatte ihr Vater auch gerade jetzt verreisen müssen, ohne ihr zu sagen, wohin? Er hätte ihr bestimmt weiterhelfen können. Aber er war wie vom Erdboden verschluckt. Das Handy hatte er immer ausgeschaltet, und E-Mails beantwortete er grundsätzlich nicht.
Einen Augenblick dachte India daran, Sallys Rat zu befolgen, und Jordan, der immer noch ihre Hand hielt, „schöne Augen zu machen“. Aber so verzweifelt war ihre Lage noch nicht. Außerdem wäre Jordan bestimmt nicht einfach um den Finger zu wickeln.
„Das wird garantiert ein tolles Wochenende!“, sagte er jetzt.
„Hauptsache, ich bekomme mein eigenes Zimmer“, erwiderte India, falls Jordan vorhaben sollte, ihre Zeit der sexuellen Enthaltsamkeit zu beenden. Laut fügte sie dann allerdings hinzu: „Ich habe keine Lust, mit der ganzen Mannschaft in einem Raum zu übernachten, so wie früher, wenn wir mit der Sportgruppe unterwegs waren. Mittlerweile stelle ich mir unter einem tollen Wochenende etwas anderes vor.“
Da Jordan nach wie vor ihre Hand hielt, sagte India: „Jetzt muss ich aber wirklich los, sonst kann ich mir Samstag und Sonntag nicht freinehmen.“
„Besiegeln die Claibournes so einen Deal?“
„Willst du das mit dem Wochenende etwa schriftlich haben?“
„Nein“, antwortete Jordan und legte ihr die andere Hand auf den Nacken, „aber einen Kuss hätte ich schon gern.“
„Aber du hast doch schon …“
Zunächst fühlte sich sein Mund ganz kühl an, aber seine Zunge war schön warm und vor allem das Gefühl, das India erfüllte, während Jordan ihr zeigte, wie er das Versprechen mit dem Wochenende besiegelt haben wollte. Diesmal gab er ihr nicht nur einen flüchtigen Zungenkuss, nein, dieser Kuss war dazu angetan, sich ihr auf ewig einzuprägen. Und sie reagierte entsprechend, obwohl sie sich hätte sagen müssen:
Hör damit auf, India, bevor es zu spät ist.
Als sich Jordan schließlich von ihr löste, war India ganz heiß, ihre Wangen glühten, und am liebsten hätte sie wieder mit ihm zu Hause auf dem Sofa gesessen. Unwillkürlich seufzte sie, und Jordan erklärte breit lächelnd:
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