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Die Bibel Verstehen

Die Bibel Verstehen

Titel: Die Bibel Verstehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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Psalm zu seinem liebsten Gebet geworden. Psalm 63 drückt auf einmalige Weise unsere Sehnsucht nach Gott aus: «Gott, du mein Gott, gar sehnlich suche ich dich, es dürstet nach dir meine Seele. Nach dir verlangt mein Leib, gleich einem dürren, lechzenden Land ohne Wasser.» Über Gottes heilende und liebende Nähe kann man nichtschöner schreiben als mit den Worten von Psalm 139: «Von rückwärts und vorne schließt du mich ein, und du legt auf mich deine Hand» (Ps 139,5).
    Wenn wir keine eigenen Worte mehr für unser Beten finden, leihen die Psalmen uns die Worte für den verstummten Mund. Indem wir uns auf die vorgegebenen Worte einlassen, öffnet sich unser Herz und breitet all das, was es im Tiefsten bewegt, vor Gott aus. Die Psalmen sind nicht nur fromm. Sie erlauben uns, alle Gefühle auszudrücken. Alles darf vor Gott sein. Es kommt nur darauf an, dass wir Gott hineinschauen lassen in unser verbittertes und gekränktes Herz. Dann wird uns das Psalmenbeten verwandeln und unsere Wunden heilen.
     
     

I
     
ch schaue den Himmel, das Werk deiner Finger, den Mond und die Sterne, die du geschaffen.
    Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst! Des Menschen Sohn, dass du Sorge trägst um ihn!
    Du hast ihn nur wenig unter die Engel gestellt, hast ihn gekrönt mit Ehre und Herrlichkeit.
    Du hast ihm Macht gegeben über das Werk deiner Hände, alles hast du ihm zu Füßen gelegt:
    All die Schafe und Rinder und die Tiere des Feldes, die Vögel des Himmels und die Fische im Meer und alles, was dahinzieht die Pfade der Meere.
    Herr, unser Gott! Wie wunderbar ist auf der ganzen Erde dein Name!
    PSALM 8,4–10

16
DAS BUCH DER SPRICHWÖRTER
     
    Das Buch der Sprichwörter gehört zur sogenannten Weisheitsliteratur. In ihr verbindet sich die Weisheit Israels mit der Weisheit aller Völker, vor allem mit der Weisheit Griechenlands. Das Buch der Sprüche ist wohl zwischen 500 und 200 vor Christus entstanden. Es enthält zahlreiche alte Sprichwörter. Im Sprichwort wird ja in kurzer und prägnanter Weise eine Lebensweisheit ausgedrückt. Manche Sprichwörter sind derb und plakativ. Aber sie enthalten alle ein Stück Weisheit. Nur etwa ein Drittel der in diesem Buch gesammelten Sprichwörter beziehen sich auf Gott. Doch auch in der weltlichen Weisheit drückt sich Gottes Geist aus.
    In den Sprichwörtern geht es letztlich darum, wie menschliches Leben gelingt. Es gelingt nur, wenn der Mensch sich der Weisheit verschreibt und der Torheit aus dem Weg geht. Der Anfang aller Weisheit aber ist die Gottesfurcht (vgl. Spr 1,7). Die Sprüche zeigen, dass die Gottesbeziehung den Menschen gesund macht. Sie wirkt sich aus bis in den Leib hinein. Die Gottesfurcht «ist heilsam für deinen Leib, für deinen Körper ein Labsal» (Spr 3,8). Aber sie verlangt auch, sich bewusst von verkehrtem Tun fernzuhalten. Damit das Leben gelingt, braucht es eine Entscheidung für die Weisheit und gegen die Torheit, für das Leben und gegen den Tod, für die Ehrlichkeit und gegen die Falschheit, für die Treue und gegen die Untreue.
    Der religiöse Weg ist für die Bibel immer auch ein therapeutischer Weg, ein Weg zu gelingendem Leben, ein Weg in die Freiheit und in die Freude, in die Weisheit und in die Liebe.

17
KOHELET: LEBEN IM HIER UND JETZT
     
    Das Buch Kohelet («Sammler») hat schon viele Menschen fasziniert. Da scheint ein Skeptiker zu reden, der das allzu fromme Reden durchschaut und anzweifelt. Der unbekannte Autor hat das Buch wohl um 250 vor Christus geschrieben. Er versucht, die Weisheit Israels mit der Weisheit Griechenlands zu verbinden. Zahlreiche Anklänge an die griechische Popularphilosophie und an griechische Schriftsteller zeigen die Belesenheit des Autors. Seine Sprache ist ganz neuartig. Auch darin ist das Hebräische mit griechischen Ausdrücken und Denkmustern durchsetzt. Kohelet war nicht nur damals ein modernes Buch. Es erscheint auch uns Heutigen durchaus zeitgemäß. Es hat Anklänge an die Existenzphilosophie.
    Kohelet fragt nach dem Sinn des Lebens. Und er ist skeptisch gegenüber allzu einfachen Antworten. Alles ist Windhauch. Das Wissen ist Windhauch, das Tun, der Besitz, das Glück, ja selbst viele Frauen zu haben, alles das ist nur Windhauch. Die Kunst des Lebens besteht einzig darin, in Gottesfurcht das zu tun, was im jeweiligen Augenblick dran ist. Alles hängt davon ab, ganz im Jetzt zu leben und im Augenblick tatkräftig zuzupacken, wo es sich mir anbietet. Wer im Augenblick lebt, der soll sich andem freuen,

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