Die Bibel - Wissen auf einen Blick
gestuften Geschossen spiegelt sich deutlich in seinen Bildern vom Turmbau zu Babel wider. Das Thema faszinierte ihn scheinbar derart, dass er es gleich mehrmals malte. Später kopierten dann andere Künstler, die dieses Thema darstellten, die Bruegel-Architektur.
Der Manierismus
Bruegels Bilder werden dem Manierismus zugerechnet, einer Stilrichtung an der Grenze zwischen Spätrenaissance und Barock. Die Künstler des Manierismus verzerren die klare, strenge Ordnung und Ausgewogenheit der Renaissance ins Surrealistische. Es geht um Raffinesse, Überraschung und auch Groteskes. Proportionen werden verschoben, Farben spielen ins Unnatürliche.
Bruegels Turm von Babylon scheint sich dem Betrachter entgegenzuwölben und Menschen und Landschaft rund herum zu erdrücken. Das Zerstörerische, Unheilvolle dieses Turms kommt zum Ausdruck, obwohl bei näherem Hinsehen auf der Baustelle relativ normaler Betrieb herrscht. Für Aufregung sorgt vor allem ein Besuch des Königs im Vordergrund.
Die Befürchtung Gottes
Der Turmbau zu Babel ist im Buch Genesis zu Beginn des 11. Kapitels zu finden. Er steht ohne jede weitere Bindung zwischen der Geschichte Noahs und dem Stammbaum seines Sohnes Sem. Der Erzähler beginnt mit der Feststellung, dass alle Welt damals nur eine Sprache hatte und fährt dann rätselhaft fort: „Als man vom Osten her aufbrach, fand man im Lande Sinear eine Ebene und wohnte daselbst.“ Er berichtet weiter, wie die ungenannten Siedler im Lande Sinear (Sumer, der südliche Teil des heutigen Irak) zunächst beschließen, Ziegel zu brennen. Als ihnen dies gelingt, kommen sie überein, eine Stadt zu gründen und einen Turm zu bauen, dessen Spitze bis zum Himmel reichen soll. Der Grund: „Wir wollen uns einen Namen machen, damit wir nicht in alle Welt zerstreut werden“. Von einer Herausforderung Gottes ist nicht die Rede, doch dieser, so die Bibel, sei herabgefahren und habe sich den Turm angeschaut. Der Riesenbau lässt in ihm die Befürchtung aufkommen, dass einer geeinten Menschheit nichts unmöglich sei. Also „verwirrt“ er ihre Sprache und zerstreut das Volk über die ganze Erde.
Der wahre Turm
Den Turm zu Babel hat es tatsächlich gegeben. Er wurde im siebten vorchristlichen Jahrhundert begonnen und 555 v. Chr. unter König Nebukadnezar vollendet, zu jener Zeit also, als sich die verschleppten Israeliten in Babylon aufhielten. Möglicherweise mussten sie sogar am Bau mitarbeiten. Der Turm ähnelte dem von Bruegel gemalten allerdings nicht sehr. Er war eine so genannte Zikkurat, eine Stufenpyramide, die es in jeder sumerischen Stadt gab. Auf der obersten Plattform befand sich das Haus des jeweiligen Stadtgottes. Die Zikkurat des Gottes Marduk in Babylon war mit rund 95 Metern die höchste dieser Pyramiden. Der riesige Bau und das Sprachengewirr der Vielvölkerstadt Babylon machen die Entstehung der Legende leicht nachvollziehbar.
Pieter Bruegel der Ältere (um 1525–1569) malte wohl mindestens drei Versionen des Turmbaus zu Babel (Öl auf Holz), von denen zwei erhalten sind. Diese hier ist im Kunsthistorischen Museum in Wien zu bewundern. Die zweite befindet sich im Museum Boijmans van Beunigen in Rotterdam.
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Drei Engel bei Abraham
(Byzantinische Malerei, Abrahams Gastfreundschaft, 16. Jh.)
In den orthodoxen Kirchen des Ostens werden geweihte Bilder religiösen Inhalts als so genannte Ikonen verehrt. Ein goldener Hintergrund und eine würdevolle Haltung aller Dargestellten sind deshalb unabdingbar.
Von Gott geführt
Nach Noah ist Abraham, einer seiner Nachkommen in achter Generation, die nächste wichtige Gestalt in der biblischen Geschichte. Abraham, so erzählt die Genesis (Gen 11,28 f.), lebte mit seiner Familie in Ur in Chaldäa, im Süden des heutigen Irak. Dann wandert Abraham jedoch mit seinem Vater Terach, seiner Frau Sara und seinem Neffen Lot westwärts nach Charan am Euphrat. Hier bekommt Abraham von Gott den Auftrag, seine Heimat zu verlassen und in ein Land zu ziehen, das er, Gott, ihm zeigen werde. Dort soll der Kinderlose zum Stammvater eines großen Volkes werden. Abraham gehorcht und bricht mit seiner Frau, seinem Neffen, seinem ganzen Gesinde und seinen Herden auf. Er kommt ins Land Kanaan (heute in etwa Israel, Palästina, Jordanien und Libanon), wo zu dieser Zeit eine große Hungersnot herrscht, weshalb Abraham gezwungen ist, in das kornreiche Ägypten auszuweichen. Da er fürchtet, die Ägypter könnten ihn wegen seiner schönen Frau töten, gibt er
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