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Die Bibliothek der Schatten Roman

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Titel: Die Bibliothek der Schatten Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mikkel Birkegaard
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Stuhl hin und her, aber Iversen legte ihr die Hand auf den Arm, um sie zu beruhigen.
    »Wie gut kennen Sie ihn?«, fragte Iversen entwaffnend. »Ist sein Verhalten Ihnen gegenüber anders als zu den übrigen Vorstandsmitgliedern?«
    »Nicht dass ich wüsste«, antwortete Kortmann. »Bei unseren Zusammenkünften herrscht immer eine freundliche und professionelle Atmosphäre. Wir sind in vielen Dingen gleicher Meinung, das ist alles.«
    »Hat er Ihnen jemals etwas vorgelesen?«
    Kortmann zuckte mit den Schultern.
    »Es kam vor, dass wir in der Runde etwas laut vorgelesen haben. Sitzungsprotokolle, Auszüge aus Pressemitteilungen, solche Dinge eben.«
    Kortmann schwieg und drehte das Gesicht in die Sonne.
    »Können Sie denn widerlegen, dass er ein Lettore ist?«, fragte Katherina ungeduldig.
    »Natürlich nicht«, fauchte Kortmann. »Das kann nur ein Empfänger.«
    »In diesem Fall könnten Sie also unsere Hilfe gebrauchen«, stellte sie fest.
    Kortmann antwortete nicht.
    »Auf der Liste steht noch ein anderer Name«, sagte Jon. »Patrick Vedel. Kennen Sie ihn?«
    »Nur aus der Arbeit im Vorstand«, erwiderte Kortmann. »Wieso?«
    »Er sitzt in fast allen Remer-Aufsichtsräten«, erläuterte Jon. »Wir nehmen an, dass er ein Empfänger ist. Ein Team aus einem Sender, Remer, und einem Empfänger, Patrick Vedel, ist eine starke Kombination in einem Aufsichtsrat, geben Sie uns da Recht?«

    »Sofern man Ihnen Ihre Theorie abkauft, ja«, antwortete ihr Gastgeber. Obgleich Kortmann eine Sonnenbrille trug, spürte Jon seinen harten Blick. »Aber das tue ich nicht«, sagte er mit Nachdruck.
    Möglicherweise war es ein Fehler gewesen, zu so einem frühen Zeitpunkt und ohne konkrete Beweise hierherzukommen, aber Jon bezweifelte, dass Kortmann sich jemals überzeugen lassen würde.
    »Weshalb sind Sie eigentlich gekommen?«, wollte Kortmann wissen und wandte das Gesicht von Jon ab. »Iversen, können Sie mir nicht sagen, wieso Sie hier sind?«
    Iversen räusperte sich und zeigte mit einem Nicken auf das Blatt in der Tischmitte.
    »Weil wir auf Ihren Namen gestoßen sind«, sagte er, ohne Kortmann anzusehen.
    »Stehe ich unter Anklage?« Der Mann im Rollstuhl ballte die Hände zu Fäusten, und in seiner Stimme schwang ein alles andere als freundlicher Unterton mit.
    »Wir sind auf eine Verbindung zwischen Ihnen und der Schattenorganisation gestoßen«, bemerkte Katherina.
    Kortmann schlug mit der Faust auf den Gartentisch, dass die Gläser und Tassen klirrten.
    »Es gibt keine Schattenorganisation!«, rief er. Iversen zuckte zusammen. »Das ist ein Hirngespinst, ein Verschleierungsversuch des einzigen Menschen, der einen Vorteil davon hat, die Aufmerksamkeit von sich abzulenken.« Er zeigte auf Katherina. »Von wem stammt die Idee ursprünglich? Von Tom Nørreskov, einem Empfänger. Und wer ist inzwischen tief in die Untersuchungen involviert und wessen Meinung hat inzwischen verdächtig viel Gewicht? Die eines Empfängers.«
    Kortmann nahm die Sonnenbrille ab und starrte Jon an.
    »Sehen Sie das denn nicht?«
    Jon musterte den Mann im Rollstuhl. Seine Reaktion war überzeugend, sein Blick hart und die Nasenflügel geweitet.
Wenn er Theater spielte, war er gut, aber Jon hatte genügend Erfahrung mit Menschen in Machtpositionen, um dieses Gehabe zu entlarven.
    »Ich sehe einen Mann, der Angst hat, seine Macht zu verlieren«, erwiderte Jon ruhig.
    Der Mann im Rollstuhl betrachtete Jon einen Augenblick und setzte dann seine Sonnenbrille wieder auf.
    »Es tut mir leid«, sagte er bestimmt. »Ich hatte erwartet, dass Sie als ein Campelli für die Bibliophile Gesellschaft arbeiten würden.« Er seufzte. »Aber wie die Dinge jetzt stehen, scheint das vollkommen unmöglich zu sein.«
    »Aber er ist aktiviert«, protestierte Iversen. »Jon ist der stärkste Lettore, der mir je untergekommen ist.«
    »Und darum ein umso größeres Risiko für uns, Iversen.«
    »Für uns?«, wiederholte Iversen.
    Kortmann drückte einen Messingknopf auf der Armlehne seines Stuhles.
    »Ich möchte Sie bitten, jetzt zu gehen«, sagte er ruhig. »Iversen kann selbstverständlich bleiben, aber die anderen verlassen bitte augenblicklich mein Grundstück.«
    Im Haus öffnete sich eine Tür, und gleich darauf war der Chauffeur auf dem Weg zu ihnen. Jon und Katherina erhoben sich. Iversen zögerte kurz, stand dann aber ebenfalls auf.
    »Iversen?«, sagte Kortmann und beugte sich vor. »Machen Sie jetzt keinen Fehler. Tun Sie nichts, was Sie später bereuen

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