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Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees

Titel: Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Monk Kidd
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keine Ruhe. Da hat sie ihnen die Spucke von ihrem Kautabak über die Schuhe gegossen. Das war sicher nicht richtig, aber sie glaubte doch, sie würde es für Jesus tun.« Meine Bluse war klatschnass und der Schweiß lief mir von hinten die Beine hinunter.
    Bruder Gerald kaute nachdenklich auf seiner Lippe herum.
     
    Mr. Gaston war alleine in der Polizeiwache und aß an seinem Schreibtisch Erdnüsse, als Bruder Gerald und ich durch die Tür traten. Jemand wie Mr. Gaston warf natürlich die Schalen einfach auf den Boden.
    »Deine Farbige is’ nicht hier«, sagte er und sah mich an. »Ich hab’ sie ins Krankenhaus gebracht, weil sie genäht werden musste. Sie ist gefallen und hat sich den Kopf aufgestoßen.«
    Gefallen, das glaubte er doch selber nicht.
    Am liebsten hätte ich seine Nüsse an die Wand geknallt.
    Ich konnte mich einfach nicht beherrschen und schrie ihn an. »Was meinen Sie mit, sie ist hingefallen und hat sich den Kopf aufgestoßen?«
    Mr. Gaston sah Bruder Gerald mit diesem wissenden Blick an, den Männer aufsetzen, wenn sie finden, dass eine Frau sich auch nur ein bisschen hysterisch benimmt. »Nun beruhige dich mal«, sagte er zu mir.
    »Ich beruhige mich erst, wenn ich weiß, ob es ihr gut geht«, sagte ich etwas gefasster, aber mit immer noch zittriger Stimme.
    »Es geht ihr gut. Nur eine kleine Gehirnerschütterung. Ich denke, sie wird heute Abend noch wieder hier sein. Der Doktor wollte sie nur ein paar Stunden zur Beobachtung dabehalten.«
    Während Bruder Gerald erklärte, er könne den Haftbefehl nicht unterschreiben, jetzt, wo er wisse, dass Rosaleen nahezu taub sei, ging ich Richtung Tür.
    Mr. Gaston warf mir einen warnenden Blick zu. »Wir haben einen Wächter bei ihr im Krankenhaus, und er lässt niemanden zu ihr, also geh zurück nach Hause, verstanden?«
    »Ja, Sir, ich gehe nach Hause.«
    »Mach das«, sagte er. »Denn wenn ich hör, dass du auch nur in der Nähe des Krankenhauses warst, ruf ich wieder deinen Vater an.«
     
    Das Krankenhaus von Sylvan war ein niedriges Gebäude aus Ziegeln, mit einem Flügel für weiße und einem für schwarze Patienten.
    Ich betrat einen menschenleeren Korridor, in dem es nach zu vielen Dingen gleichzeitig stank - Nelken, alte Leute, Alkoholtinkturen, Duftsprays, Wackelpudding. Im Trakt der Weißen waren Klimaanlagen an den Fenstern, aber hier gab es lediglich ein paar elektrische Ventilatoren, die einfach nur die heiße Luft von dem einen ins andere Zimmer wirbelten.
    Am Schwesternzimmer lehnte ein Polizist am Empfangstisch. Er sah aus, als hätte er gerade erst die Schule beendet, wie einer, der in Sport durchfällt und mit den anderen Jungs in der Pause raucht. Er sprach zu einem Mädchen in Weiß. Sie musste eine der Krankenschwestern sein, obwohl sie nicht viel älter aussah als ich. »Ich hab um sechs Uhr frei«, hörte ich ihn sagen. Sie lächelte und schob sich eine Haarsträhne hinters Ohr.
    Am anderen Ende des Gangs stand ein leerer Stuhl vor einem der Zimmer. Die Mütze des Polizisten lag darunter. Ich huschte schnell den Korridor entlang, dann sah ich das Schild an der Tür: ZUTRITT VERBOTEN. Ich ging hinein.
    Im Zimmer standen sechs Betten, von denen keins belegt war, außer dem Bett direkt am Fenster, das am weitesten von der Tür entfernt war. Dessen Laken wölbten sich und hatten alle Mühe, die Person darunter zu bedecken. Ich ließ meine Tasche auf den Boden fallen. »Rosaleen?«
    Ein Mullverband von der Größe einer Babywindel war um ihren Kopf gewickelt, und ihre Handgelenke waren am Bettrahmen gefesselt.
    Als sie mich da stehen sah, fing sie an zu weinen. In all den Jahren, in denen sie sich um mich gekümmert hatte, hatte ich nie auch nur eine einzige Träne in ihrem Gesicht gesehen. Jetzt brach der Damm. Ich tätschelte ihren Arm, ihr Bein, ihre Wange, ihre Hand.
    Als ihre Tränendrüsen endlich erschöpft waren, sagte ich: »Was ist mit dir passiert?«
    »Als du weg warst, hat der Polizist, dieser Schuh, die Männer reingelassen, sich ihre Entschuldigung holen.«
    »Haben sie dich wieder geschlagen?«
    »Zwei ham mich an den Armen festgehalten, der andere hat mich geschlagen - der mit der Taschenlampe. Der hat gesagt: ›Nigger, du sagst jetzt, es tut dir Leid.‹ Aber ich hab’s nich’ gemacht, und da is’ er auf mich losgegangen. Er hat auf mich eingedroschen, bis der Polizist dann gemeint hat, jetzt is’ gut. Aber entschuldigt hab ich mich nicht.«
    Ich wünschte, diese Männer würden in der Hölle brennen und vor

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