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Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees

Titel: Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Monk Kidd
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Durst um Wasser betteln müssen, aber auf Rosaleen war ich auch wütend. Warum konntest du dich nicht einfach entschuldigen? Dann hätte Franklin Posey dich vielleicht jetzt in Ruhe gelassen. Aber sie hatte dafür gesorgt, dass sie nun bestimmt noch einmal kommen würden.
    »Du musst hier raus«, sagte ich und löste ihre Handfesseln.
    »Ich kann nicht einfach weg «, sagte sie. »Ich bin noch im Gefängnis.«
    »Wenn du hier bleibst, kommen diese Kerle zurück und bringen dich um. Und das meine ich ernst. Sie werden dich umbringen, so wie die Farbigen in Mississippi. Selbst T. Ray sagt das.«
    Als sie sich aufsetzte, rutschte das Hemd, das man ihr im Krankenhaus gegeben hatte, die Beine hoch. Sie zog es wieder über die Knie, aber es flutschte zurück, als wäre es aus Gummiband. Ich fand ihr Kleid im Schrank und gab es ihr.
    »Das ist verrückt...«, sagte sie.
    »Zieh das Kleid an. Mach es einfach, kapiert?«
    Sie zog es über den Kopf, dabei verrutschte ihr Verband.
    »Der Verband muss auch ab«, sagte ich. Ich wickelte ihn los, und zum Vorschein kamen zwei Reihen grober Stiche. Ich machte ihr ein Zeichen, ruhig zu sein, und öffnete die Tür einen Spalt weit, um nachzusehen, ob der Polizist wieder auf seinem Stuhl saß.
    Natürlich saß er da. Es wäre ja auch zu viel verlangt gewesen, er würde lange genug wegbleiben und flirten, damit wir Zeit hätten zu entkommen. Ich stand einige Minuten lang da und versuchte, mir einen guten Plan zurechtzulegen, dann öffnete ich meine Tasche, griff nach meinem Pfirsichgeld und nahm einige Münzen heraus. »Ich versuch, ihn loszuwerden. Geh ins Bett, nur falls er hier reinguckt.«
    Sie starrte mich an, ihre Augen schrumpften zu kleinen Punkten. »Gütiger Jesus«, sagte sie.
    Als ich in den Gang trat, sprang er auf. »Da hättest du aber nicht reingehen dürfen!«
    »Ich wusste es doch«, sagte ich. »Ich suche nämlich meine Tante. Ich könnte schwören, dass man mir gesagt hat, Zimmer Eins-Null-Zwei, aber da drin ist eine Farbige.« Ich schüttelte den Kopf und gab mir Mühe, verwirrt auszusehen.
    »Du hast dich also verlaufen, na schön. Du musst zur anderen Seite des Gebäudes gehen. Du bist in der Sektion für die Farbigen.«
    Ich lächelte ihn an. »Ach so.«
    Auf der anderen Seite im Flügel für die Weißen gab es ein öffentliches Telefon direkt neben dem Wartebereich. Ich bekam die Nummer des Krankenhauses von der Auskunft, wählte und verlangte das Schwesternzimmer im Trakt für die Farbigen.
    Ich räusperte mich. »Hier spricht die Frau des Gefängniswärters, drüben von der Polizeiwache«, sagte ich dem Mädchen, das den Hörer abgenommen hatte. »Mr. Gaston möchte, dass Sie den Polizisten, der bei Ihnen ist, zurück zur Wache schicken. Sagen Sie ihm, der Priester ist auf dem Weg, um die Papiere zu unterzeichnen, und Mr. Gaston kann nicht auf ihn warten, er muss weg. Wenn Sie ihm also sagen würden, er soll gleich kommen...«
    Ich sprach zwar diese Worte, aber gleichzeitig hörte ich mir selber dabei zu und dachte, dass ich in eine Besserungsanstalt oder ein Heim für straffällig gewordene Mädchen gehörte.
    Sie wiederholte die Nachricht noch einmal, um sicherzugehen, dass sie alles verstanden hatte. Sie seufzte durchs Telefon. »Ich sag’s ihm.«
    Sie sagt’s ihm. Ich konnte es kaum glauben.
    Ich huschte zurück in den Flügel für die Farbigen und beugte mich über den Wasserspender, während das Mädchen in Weiß meine Nachricht überbrachte und dabei wild gestikulierte. Ich sah, wie der Polizist seine Mütze aufsetzte, den Gang hinunter und durch die Tür hinausging.
     
    Als Rosaleen und ich das Zimmer verließen, sah ich erst einmal nach rechts, dann nach links. Wir mussten, um zur Tür zu gelangen, am Empfang der Krankenschwester vorbei, aber das Mädchen in Weiß schien beschäftigt, sie hatte den Kopf gesenkt und schrieb.
    »Geh wie eine Besucherin«, befahl ich Rosaleen.
    Als wir fast an ihr vorbei waren, legte das Mädchen den Stift beiseite und stand auf. »Verdammter Mist«, sagte ich. Ich griff Rosaleens Arm und zog sie in eines der Krankenzimmer.
    In einem der Betten hockte einem Vögelchen gleich eine winzige, alte Frau, mit einem runden Gesicht wie eine schwarze Johannisbeere. Als sie uns sah, machte sie den Mund auf, und ihre Zunge kam daraus hervor wie ein verunglücktes Komma. »Ich brauche einen Schluck Wasser«, sagte sie. Rosaleen ging zu ihr hin, schüttete etwas Wasser aus einem Krug und gab der Frau ein Glas, während ich meinen

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