Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees

Titel: Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Monk Kidd
Vom Netzwerk:
Verfolgungsjagd im Fernsehen. Unterschwellig war ich immer darauf gefasst, dass T. Ray oder Mr. »Schuh« Gaston vorfahren und mich aus meinem Traum reißen würden. Wir waren jetzt seit acht Tagen im Haus von Augusta. Ich hatte keine Ahnung, wie lange die schwarze Maria ihren schützenden Schleier noch über uns halten würde.
    Am Montagmorgen, dem 13. Juli, ging ich nach dem Frühstück zurück zum Honighaus, als ich einen merkwürdigen schwarzen Ford in der Auffahrt stehen sah. Mein Herz setzte einen Moment lang aus, aber dann fiel mir ein, dass Zach ja heute zur Arbeit zurückkommen sollte.
    Von jetzt an würden wir Augusta und ich und Zach sein. Das ehrt mich nicht gerade, aber ich war wütend, weil er in unsere kleine verschworene Gemeinschaft eindringen würde.
    Er war allerdings nicht so, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Als ich reinkam, hielt er einen Honigspender in der Hand, als wäre er ein Mikrofon und sang »I found my thrill on Blueberry Hill«. Ich sah ihm von der Tür aus zu und gab keinen Mucks von mir. Er hatte mich noch nicht bemerkt. Aber als er dann zu »Viva Las Vegas« überging und dabei seine Hüften so wie Elvis kreisen ließ, musste ich laut loslachen.
    Er fuhr herum und stieß einen Stapel Bruträhmchen um. Es gab ein heilloses Durcheinander. Überall auf dem Boden klebte Honig.
    »Ich singe gerade ein wenig«, sagte er. Als ob ich das nicht bemerkt hätte. »Wer bist du denn eigentlich?«
    »Lily«, sagte ich. »Ich bleibe ein bisschen bei Augusta und den anderen.«
    »Zachary Taylor«, sagte er.
    »Zachary Taylor war Präsident«, gab ich an.
    »Ja, das hab ich auch schon gehört.« Er zog eine Hundemarke heraus, die an einer Kette unter seinem Hemd baumelte, und hielt sie mir unter die Nase. »Siehst du, hier steht’s. Zachary Lincoln Taylor.« Dann lächelte er, und mir fiel auf, dass er auf einer Seite ein Grübchen hatte. Grübchen fand ich schon immer gut.
    Er holte einen Lappen und machte den Boden sauber. »Augusta hat mir gesagt, dass du hier bist und ihr hilfst, aber sie hat mir nichts davon gesagt, dass du... weiß bist.«
    »Jawoll, ich bin weiß«, sagte ich, »weißer geht’s nicht.«
    An Zachary Lincoln Taylor war nun allerdings gar nichts weiß. Selbst das Weiß seiner Augen war nicht wirklich weiß. Er hatte breite Schultern und eine schmale Taille und trug ganz kurze Haare, so wie die meisten Negerjungs. Aber ich musste die ganze Zeit in sein Gesicht starren. Wenn er völlig verstört war, weil ich weiß war, dann war ich es noch mehr, weil er unheimlich gut aussah.
    An meiner Schule machten sie sich immer über die Lippen und Nasen von Farbigen lustig. Ich hatte selber über solche Witze gelacht. Jetzt wünschte ich mir, ich könnte meiner Schule einen Brief schreiben, der öffentlich in der Schulversammlung vorgelesen werden würde und in dem stehen würde, dass sie völlig Unrecht hatten. Wenn ihr Zachary Taylor sehen könntet, dachte ich.
    Ich fragte mich, wie Augusta bloß vergessen konnte, ihm zu sagen, dass ich weiß bin. Mir hatte sie jede Menge von ihm erzählt. Ich wusste, dass sie seine Patentante war. Dass sein Vater ihn verlassen hatte, als er noch klein war, und dass seine Mutter in der Cafeteria der Schule arbeitete, an der June unterrichtete. Er würde jetzt ins vorletzte Jahr an seiner High School kommen, hatte nur Einser und war Stürmer im Footballteam. Sie sagte, er renne so schnell wie der geölte Blitz, und das könnte seine Fahrkarte nach Norden, zu einem der Colleges dort sein. Das klang alles weit besser als das, was ich jemals erreichen würde, denn mir blieb jetzt ja wohl nur die Kosmetikschule.
    Ich sagte: »Augusta ist raus zur Satterfield Farm gefahren, um die Stöcke zu kontrollieren. Sie hat mir gesagt, dass ich dir hier helfen soll. Was soll ich denn machen?«
    »Nimm dir doch ein paar von den Rähmchen aus den Kästen hier und hilf mir, sie in den Entdeckler zu tun.«
    »Und, wen findest du besser, Fats Domino oder Elvis?«, fragte ich und setzte das erste Rähmchen ein.
    »Miles Davis«, sagte er.
    »Ich hab keine Ahnung, wer das ist.«
    »Natürlich nicht. Dabei ist er der beste Trompeter der Welt. Ich würde alles drum geben, spielen zu können wie der Typ.«
    »Du würdest sogar das Football-Spielen aufgeben?«
    »Woher weißt du, dass ich Football spiele?«
    »Ich weiß so einiges«, sagte ich und lächelte ihn an.
    »Das sehe ich.« Er versuchte, sich ein Grinsen zu verkneifen.
    Ich dachte bei mir: Wir können Freunde

Weitere Kostenlose Bücher