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Die Bischöfin von Rom

Die Bischöfin von Rom

Titel: Die Bischöfin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Böckel
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entlang der Felsschroffen an der Küste der Lleyn-Halbinsel; am östlichen Horizont zeigte sich das Bergmassiv des Eryri Gwyn auch heute wieder in seiner ganzen majestätischen Pracht.
    »Es ist so unendlich friedlich hier oben«, flüsterte Branwyn nach einer Weile. Als sie spürte, wie Dafydd nickte, fügte sie hinzu: »Und es ist wunderschön, zusammen mit dir in diesem Frieden geborgen zu sein.«
    Seine Lippen berührten ihren Nacken, dann hörte sie ihn leise sagen: »Wir werden noch oft hier heraufkommen, unser ganzes Leben lang. Und jedesmal werden wir uns daran erinnern, wie glücklich wir an diesem Platz waren. Auch dann noch, wenn wir zusammen alt geworden sind …«
    Sie schmiegte sich enger an ihn und spürte, wie seine Hand sich um ihre Brust legte. Sie schloß die Augen und genoß das Gefühl tiefer Geborgenheit, das er ihr durch die innige Berührung schenkte. Sie erinnerte sich daran, wie ihre Knie weich geworden waren, als er sie am Morgen bei der Weggabelung am Fuß des Berges in die Arme genommen hatte, und jetzt war diese süße Schwäche erneut da und breitete sich mit jedem Atemzug weiter in ihrem Körper aus. Sie griff nach seiner Hand und führte sie unter ihr Kleid; als sie sein zartes Streicheln direkt auf der Haut fühlte, stöhnte sie lustvoll auf.
    Dafydd war nicht weniger erregt als sie, dennoch ließ er ihr und sich viel Zeit. Seine Liebkosungen drängten sie nicht, sondern klangen zusammen mit ihrem eigenen Begehren, und so blieb es selbst dann noch, als sie nackt auf dem Plaid lagen. Ihre immer stärker anwachsende Lust wurde zu seiner und seine zu ihrer; dies geschah auch deswegen, weil er fähig war, gleichermaßen zu geben und zu nehmen. Zuletzt dann, als er ganz zu ihr kam und seine Kraft ihr Innerstes erfüllte, war Branwyn bereits jenseits allen Denkens. Verzückt ließ sie sich tragen, höher und höher empor, bis sie, unmittelbar nach ihm, den Gipfel erreichte und vor Glück beinahe verging.
    Langsam, ganz allmählich, brachten Dafydds Zärtlichkeiten, die nun wie ein Dank an sie waren, Branwyn in die Wirklichkeit zurück – und bewahrten gleichzeitig den Schwebezustand, in dem sie sich nach wie vor befand. Schwer und warm spürte sie ihr Blut kreisen; nach einer Weile wurde ihr bewußt, daß es an diesem Tag möglich gewesen wäre, ein Kind von Dafydd zu empfangen, wenn sie nicht mit Hilfe bestimmter Kräuter vorgesorgt hätte. Dieser Gedanke wiederum führte zu der Vorstellung, wie sie, vielleicht schon bald, eine Tochter oder einen Sohn von ihm unter ihrem Herzen tragen würde: ein winziges Leben, das aus ihrer Liebe zueinander entstanden war …
    »Ich liebe dich!« vernahm sie im selben Moment seine leise Stimme. Sein Mund war dabei ganz nahe an ihrem, sein Atem strich über ihre Wange. »Ich liebe dich so sehr, daß ich es mit Worten niemals werde ausdrücken können …«
    »Aber du hast es doch soeben getan«, flüsterte sie lächelnd und suchte seine Lippen. Ihre Zunge spielte an ihnen entlang, tastete sich tiefer, traf sich mit seiner. Abermals verloren sie sich aneinander – bis die junge Frau plötzlich erschrocken innehielt.
    Jäh hatte ein kalter Windstoß, vermischt mit schräg herniederklatschenden Regentropfen, sie getroffen. Als Branwyn und Dafydd auffuhren, sahen sie die dunklen Wolken, die den eben noch tiefblauen Himmel verschatteten. Mit schwefelgelb glühenden Rändern jagten sie von Westen heran; unwillkürlich erinnerte sich Branwyn an ihr Erlebnis auf dem Kap, als das andersweltliche Leuchten der Ynys Vytrin sich schlagartig in bedrohliche Finsternis verwandelt hatte. Kaum jedoch war ihr dieser Gedanke durch den Kopf geschossen, rief Dafydd: »Dort hinüber! Schnell!«
    Sie rafften ihre Sachen zusammen und hasteten nackt auf ein Ginstergestrüpp zu, dessen Zweige jetzt schon der Sturm peitschte. Mehrere der Büsche wucherten rings um eine Gruppe von Felstrümmern; das Paar schaffte es mit knapper Not, sich in ihren Schutz zu flüchten und in die Kleider zu schlüpfen, ehe das scharfe Sommergewitter direkt über die Hochebene hinwegzog. Es goß in Strömen, Donner grollte und Blitze zuckten; einmal, auf dem Höhepunkt des Unwetters, fegten sogar Hagelschloßen vom Firmament. Doch ebenso schnell wie das Gewitter gekommen war, verzog es sich nach Osten, wo es nun die Wogen der Tremadog-Bucht aufwühlte, während sich über der Insel schon wieder die ersten schüchternen Sonnenstrahlen zeigten.
    »Das war knapp«, murmelte Dafydd. »Es gibt nichts

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