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Die Bischöfin von Rom

Die Bischöfin von Rom

Titel: Die Bischöfin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Böckel
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hinter mir und nicht hinter dem Patriarchat stehen, habt ihr mich entführt!« unterbrach sie ihn empört. »Weil ihr zu einer anständigen Auseinandersetzung mit uns nicht fähig wart, mußtet ihr zu diesem infamen Mittel greifen! Im Dunkel der Nacht haben eure Söldner mir aufgelauert; ebenso feige wie dieser katholische Centurio, der den Kaiser ermordete, fielen sie über mich her! O ja, ihr wart sehr erfolgreich mit euren verbrecherischen Anschlägen – doch ihr solltet euch nicht täuschen! Zwar ist es euch gelungen, in der Person des Jovianus eine eurer Kreaturen auf den Thron des Imperiums zu setzen, aber die Bürger hier in Rom werden sich mit meinem Verschwinden nicht einfach abfinden!«
    »Das ist ein Trugschluß!« versetzte Acacius hämisch. »Du überschätzt dich gewaltig, wenn du glaubst, in der Stadt herrsche deinetwegen helle Aufregung. Sicher, es gab, vor allem in Trans Tiberim, einige Unruhe, nachdem du von deinem Besuch auf dem Aventin nicht zurückgekehrt warst. Aber das legte sich schnell; wir mußten dazu lediglich ein Gerücht ausstreuen, das sodann in Windeseile die Runde machte …«
    »Neuerlich eine eurer Lügen?!« fiel ihm Branwyn ins Wort.
    »Nenn es, wie du willst!« entgegnete er. »Tatsache ist, daß die meisten deiner ehemaligen Anhänger inzwischen glauben, du hättest aufgrund einer unglücklichen Affäre mit einem Mann das Weite gesucht.« Wieder grinste er hämisch. »Schließlich hast du, falls du dich erinnerst, Rom vor zwei Jahren schon einmal Hals über Kopf verlassen. Damals freilich gelang es dir, deinen Schäfchen über die wahren Hintergründe Sand in die Augen zu streuen, doch jetzt nahmen sie die Nachrichten über deine geheimnisvollen Liebschaften – die echte und die erfundene – um so begieriger auf …«
    Branwyn biß sich auf die Lippen, um ihren Ekel vor diesem Scheusal, an dessen Liebe sie einmal geglaubt hatte, nicht laut herauszuschreien; nach einigen heftigen Atemzügen stammelte sie: »Aber meine Freunde … Silvia, Marcellus, Angela … sie können unmöglich auf diese Intrige hereingefallen sein!«
    »Sie zählen nicht!« kam es wegwerfend von Acacius. »Wichtig ist allein die Volksmeinung, und ich versichere dir: Sie wendet sich mehr und mehr gegen dich! Immer häufiger wird jetzt der Vorwurf erhoben, du hättest die Gemeinden, die dich zur Episcopa wählten, schnöde im Stich gelassen – und dies noch dazu während der derzeitigen politischen Wirren! Zu jemandem aber, der in einer solchen Situation spurlos untertaucht, hat man keinerlei Vertrauen mehr!«
    Mit einem fanatischen Glühen in den Augen sprach er weiter: »Dies wiederum bedeutet: Das kurze Intermezzo, da es in Rom noch einmal eine Bischöfin gab, ist vorbei! Nach deinem skandalumwitterten Abgang wird es nie wieder eine Frau wagen können, sich um ein hohes Kirchenamt zu bewerben – und was für das Episcopal gilt, trifft in gleicher Weise auf die niedrigeren Priesterfunktionen zu! Man wird schon bald Mittel und Wege finden, um auch die Presbyterinnen aus ihren angemaßten Ämtern zu entfernen, denn nach dem Willen Gottes ist es ausschließlich das Vorrecht männlicher Priester, die Getauften im einzig wahren Glauben, nämlich dem katholischen, zu unterweisen!«
    »Du sprichst vom göttlichen Willen – und meinst damit nichts anderes als die Machtgier des Patriarchats!« fuhr Branwyn den Notarius an. »Euch geht es nur um eure bösartigen Ziele: um euren verderblichen Machthunger, welcher den christlichen Glauben zerstören wird!«
    »Nein!« Sein Faust hämmerte gegen das Gestein neben ihrem Kopf; ein Felsstück löste sich und polterte herab. »Wir werden die Kirche zu nie dagewesenem Triumph führen! Der Tag wird kommen, an dem das Kreuz über die ganze Welt herrscht, und die Feinde der katholischen Religion werden dann von Gottes Erdboden getilgt sein!«
    Er griff nach Branwyns Schulter, hielt sie fest und zischelte ihr ins Gesicht: »Ich weiß, du möchtest das verhindern! Doch du hängst ohnmächtig hier in deinen Ketten! Nie wieder wirst du das Licht der Sonne sehen; nie wieder wird es dir möglich sein, diejenigen, die in ihrer Einfalt nicht erkennen können, wo ihr Heil liegt, gegen das Patriarchat aufzuhetzen!«
    »Ich werde aus diesem Kerker fliehen!« schleuderte ihm Branwyn, außer sich, entgegen. »Ich werde es schaffen, irgendwie! Und dann werden die Menschen die Wahrheit über euch erfahren, die ihr verworfene Ausgeburten des Weißen Drachen seid!«
    Ein

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