Die Bismarcks
(un)sichtbare Dritte in der Verbindung, offiziell der »Sekretär«, inoffiziell Monas Liebhaber. Beide hatten gleichgeschlechtliche Erfahrungen und behielten dies bei. Harrison Williams akzeptierte die Ménage à trois. Einem Bekannten sagte er, Bismarck habe einen zivilisierenden Einfluss auf Mona. Er schütze sie darüber hinaus auf ihren Reisen vor Beute suchenden Jägern (»predators«). Faktisch war Eddy dadurch Mitglied eines Parcours der Millionäre.
Jedes Jahr verbrachte er ein bis zwei Monate allein mit der sechs Jahre älteren Mona, die später auch nach Deutschland und speziell nach Friedrichsruh zu Besuch kam. Dort lernte sie mit der Zeit die ganze Bismarck-Familie und auch Hannah kennen. Tochter Diana, ein Teenager, fand, dass von Mona eine elegante, aber kühle Strenge ausging. Bei einem Aufenthalt in Friedrichsruh wollte die jederzeit perfekt gestylte Amerikanerin ihre neue Verwandtschaft mit einem Auftritt in schwarzen Pumps beeindrucken, die mit echten Perlen besetzt waren. Sie deutete in Anwesenheit der alten Fürstin auf ihre Schuhe und sagte: »Real pearls.« – »So what«, entgegnete Marguerite. Im Gegensatz zu Hannah verstand sie sich aber recht gut mit ihrer neuen »Schwiegertochter«. Aber auch zwischen Mona und Hannah kehrte Frieden ein. Die Amerikanerin akzeptierte die ganz andere Wesensart und den Stil ihrer Schwägerin.
1936 erwarb die blauäugige, rothaarige Mona die Villa »Il Fortino« auf Capri. Eddy gestaltete sie nach ihren Vorstellungen um. Das im 19. Jahrhundert von einem ungarischen Maler errichtete Gebäude war auf den Resten der Residenz von Kaiser Augustus erbaut worden. Mit einem einmaligen Blick auf die Bucht von Neapel und mit einem unterirdischen Zugang zu einer Badestelle im Meer versehen, wurde »Il Fortino« zum Tummelplatz der Reichen und Schönen. Im Mittelpunkt stand jedoch Mona mit ihrer ungewöhnlichen Kombination von Schönheit und bemerkenswertem Geschmack, dazu mit nahezu unerschöpflichen finanziellen Mitteln ausgestattet. Sie ermöglichten ein Leben wie im Paradies. Eddy konnte daran in vollem Umfang partizipieren, wie die Kartengrüße und Briefe an seine Mutter von den schönsten Plätzen der Welt und aus den luxuriösesten Hotels dieser Zeit anzeigen. Die Verbindung des Sohnes zur Mutter war denkbar eng. Eddy hielt den Kontakt nach Hause auch mit stundenlangen Anrufen.
Am Vorabend des Zweiten Weltkriegs schrumpften die finanziellen Spielräume von Williams erneut. Wie seine Frau hatte er zunächst Sympathien für das NS -Regime gehegt und die Liaison von Mona mit Albrecht großzügig toleriert. Die Jacht und die beiden Besitzungen in Long Island und in Palm Beach mussten nun verkauft werden, die acht Autos wurden in einer Tiefgarage an der Fifth Avenue verstaut. Eddy spielte zu dieser Zeit mit dem Gedanken, als Ortskraft an einer deutschen diplomatischen Vertretung zu arbeiten.
Im Dezember 1941 musste Mona Capri verlassen. Albrecht blieb als ›Housekeeper‹ auf »Il Fortino«. Er sah oft seinen Bruder Otto, der mit Ann Mari auf der Insel auftauchte. Hannah war im Herbst 1941 ebenfalls nach Capri gekommen und hatte sich in der Villa mehrere Wochen lang von einer Erkrankung erholt, und auch Ann Mari kurierte dort eine Krankheit aus. Als Hitler im Dezember 1941 nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor den USA den Krieg erklärte und Mona abreisen musste, versiegte der Geldfluss aus den USA . Hannah musste nach und nach wertvolle Gegenstände verkaufen, beispielsweise japanische Holzschnitte, die ihr Mann, mit einem guten Auge für den Wert von Antiquitäten ausgestattet, einst erworben hatte.
Am Ende erreichte der lange Arm des NS -Regimes auch den jüngsten Bismarck-Enkel. Albrecht, botschaftsintern als leidenschaftlicher Gegner des NS -Regimes eingestuft, wurde am 1. März 1943 zur Wehrmacht einberufen. Vorangegangen war ein monatelanges Intrigenspiel in und außerhalb der deutschen diplomatischen Vertretung, an dem sich auch der Botschafter beteiligt hatte. Vielleicht wollte von Mackensen Druck ableiten, den SS -Angehörigen in seinem Hause den Bismarck-Enkel zum Fraß vorwerfen. Vielleicht wollte er Albrechts »negativen« Einfluss auf seinen Gesandten-Bruder beenden. Vielleicht war der Sohn eines berühmten Generals des Ersten Weltkriegs tatsächlich der Ansicht, dass der Bismarck-Enkel dienen solle. In jedem Falle signalisierte Mackensen der SS und der deutschen Kolonie in Rom, dass es für die Bismarcks keine Extratouren im Krieg
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