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Die Bismarcks

Die Bismarcks

Titel: Die Bismarcks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Thies
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geben könne und dass Albrecht wie andere deutsche Familienväter auch Italien verlassen und seinen Dienst in der Wehrmacht antreten solle.
    Bruder Otto, Mackensens Stellvertreter, hatte die Entwicklung kommen sehen und mit Mitgliedern des Militärattaché-Stabes der Botschaft eine Gegenstrategie entwickelt. Danach sollte Albrecht in Italien bleiben, eine militärische Kurzausbildung in der Nähe von Rom erhalten und dann als Verbindungsmann zur italienischen Luftwaffe tätig werden. In dieser Richtung startete Albrechts militärische Karriere dann auch, und dank seiner perfekten Italienischkenntnisse und des besonderen Namens schien ihm sogar die Laufbahn als Sonderführer im Range eines Majors zu winken. Aber dann gab es in Berlin neue Entscheidungen, die sich zum Drama für Eddy auswuchsen und gegen die seine beiden prominenten Brüder nichts ausrichten konnten. Denn von Potsdam aus war auch Gottfried in der Zwischenzeit zugunsten von Eddy tätig geworden.
    Die Gegenmaßnahmen, vom Botschafter befürwortet, von der SS vorangetrieben, hatten dramatische Folgen. Am Ende waren das Oberkommando der Wehrmacht ( OKW ) und das Führerhauptquartier mit dem Fall des Panzergrenadiers Albrecht von Bismarck befasst. Es erging der Befehl, den ungedienten 39-Jährigen direkt nach der Ausbildung an die Front zu versetzen. Eine Stabstätigkeit wurde ausdrücklich ausgeschlossen, jede Versetzung zu einem anderen Truppenteil musste dem OKW mitgeteilt werden. Himmler wurde von der Anordnung, die durch den Marine-Adjutanten Hitlers von Puttkamer erging, ebenfalls in Kenntnis gesetzt. 30
    Das »sonnige« Kapitel von Albrechts Militärzeit war daher schon nach wenigen Tagen beendet. In grandioser Verkennung seiner Lage hatte er sich eine Uniform aus Seide anfertigen lassen. Schon gegen Ende des Monats März 1943 wurde Albrecht aus Mittelitalien zum Grenadier-Ersatzbataillon 109 nach Straßburg abkommandiert. Er litt vom ersten Tag an unter den rauen Verhältnissen in der Manteuffel-Kaserne. Er hasste den Formaldienst, die Märsche und Geländeübungen bei für ihn ungewohnten kühlen Temperaturen. Schon nach wenigen Tagen flüchtete er ins Krankenrevier. Dort traf er auf einen verständnisvollen Arzt, der ihm bescheinigte, für den Waffendienst untauglich zu sein. Erneut schien Eddy das große Los gezogen zu haben, denn es hieß nun, er solle sich beim Kommando Ausland in Berlin melden. Aber der Umsetzungsbefehl traf nicht ein. Albrecht, längst ein Mensch des Südens geworden, litt weiter unter den Bedingungen in Krankenrevieren und Lazaretten, die ihm wie »ein Gefängnis« vorkamen. Am 1.   Mai 1943 wurde er zu einer umfassenderen Untersuchung zum Tropeninstitut nach Hamburg geschickt, kam aber wieder nach Straßburg zurück und erhielt endlich den ersehnten 14-tägigen Urlaub.
    Als sich die politischen Verhältnisse in Rom dramatisch veränderten, der Bruch des Bündnisses mit Hitler-Deutschland bevorstand, schrieb Albrecht am 10.   Juli 1943 seiner Mutter: »Armes Italien. Ich bin verzweifelt, dass ich nicht dort bin.« Bald darauf trat er eine Kur in Wiesbaden an. Vorübergehend sah es Ende Juli 1943 so aus, als ob er Sonderführer in Paris werden könne. Im September 1943 wurde der Panzergrenadier zu einem Stab nach Dresden versetzt. Aber auch dort fand sich für Eddy keine dauerhafte Verwendung.
    Die fortwährenden Interventionen seiner Brüder zeigten schließlich doch noch Wirkung. Ende September 1943 erhielt Eddy den Marschbefehl zum Wehrwirtschaftsstab West in Grenoble und arbeitete dort in der Nähe eines Generals. Angesichts der Entwicklung, die der Krieg nahm, angesichts des Schicksals, das Albrechts elsässischen Kameraden an der Ostfront bevorstand, schien dies ein Glückslos zu sein.
    Auf Betreiben von SD -Chef Schellenberg erhielt Albrecht im November 1943 im Rahmen der »Operation Modellhut« die Anweisung, aufgrund seiner Kontakte eine Verbindung zum britischen Premierminister Churchill herzustellen. Eine Freundin von Mona, Coco Chanel, spielte zusammen mit einer weiteren römischen Bekannten, die mit den Windsors entfernt verwandt war, in diesem Zusammenhang eine Rolle. Albrecht fungierte als Kurier, die Sache verlief jedoch im Sande. Bei der Rückkehr nach Grenoble warnte ihn ein hoher SS -Führer vor der drohenden Verhaftung. Schon in Rom hatte die SS belastendes Material über Albrecht zusammengestellt, auf seine politische Unzuverlässigkeit, seine homosexuellen Neigungen und seine anglophile Einstellung

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