Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die blaue Liste

Die blaue Liste

Titel: Die blaue Liste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
Vom Netzwerk:
identifiziert?«
    »Christiane erhielt eine Nachricht vom Außenministerium, dem österreichischen. Aber die Untersuchung vor Ort führte, soweit
     ich weiß, das Bundeskriminalamt.«
    Dengler war plötzlich hellwach.
    »Das BKA! Beim Absturz einer österreichischen Maschine. Merkwürdig. Vor zwölf Jahren, sagten Sie?«»Jetzt fangen Sie nicht auch mit den Merkwürdigkeiten an. Ja, es passierte vor zwölf Jahren.«
    »Ich habe über zehn Jahre beim BKA in Wiesbaden gearbeitet«, sagte Georg Dengler nachdenklich, »da müsste ich etwas herausfinden.«
    Sein Gegenüber schien erfreut.
    »Sie waren beim BKA! Dann sind Sie der Richtige. Übernehmen Sie den Auftrag?«
    Dengler dachte einen Augenblick nach, blätterte in dem Ordner.
    Merksatz 5: Versichern Sie sich, dass Sie mit dem richtigen Gesprächspartner verbunden sind. Fragen Sie, ob er oder sie für
     Ihr Anliegen zuständig ist. Schreiben Sie den Namen der Person auf. Haben Sie diesen am Anfang nicht verstanden, so fragen
     Sie am Ende des Telefonats noch einmal nach.
    »Wie heißen Sie?«
    »Hans-Jörg Mittler«, antwortete die Stimme, »ich gebe Ihnen meine Telefonnummern.«
    Georg Dengler notierte den Namen und drei Telefonnummern, eine private, eine berufliche bei der Investmentabteilung der German
     Global Trust Bank sowie eine Funktelefonnummer.
    Sie verabredeten sich für den nächsten Tag im Oggi zum Mittagessen. Dengler war bereits entschlossen, den Auftrag anzunehmen.
    Er dachte, es würde leicht verdientes Geld werden.
    * * *
    Der Anfang war gemacht. Es war nicht gerade das, was er erwartet hatte, aber immerhin doch ein Anfang. Er lehnte sich in seinem
     Sessel zurück und war zufrieden.Vielleicht würde er sich demnächst wieder einen Saab leisten können und eine größere Wohnung, in der er ein Zimmer für seinen
     Sohn einrichten konnte. Wie es Jakob wohl ging in diesem Augenblick? Er saß bestimmt auf einer Schulbank, in der Grundschule
     in der Lange Straße. Er würde ihn einfach nach der Schule abholen, und dann würde man sehen. Unklare Träume von gemeinsamem
     Angeln, von Fahrradtouren überflogen ihn; es waren angenehme Träume, in die sich keine Fledermaus verirrte.

[ Menü ]
    9
    Es war zum Verzweifeln. Uwe lag auf dem Boden des verlassenen Schießstandes und hob das Gewehr. Ruhig halten. Kimme und Korn
     in eine Linie mit dem Ziel bringen. Nicht verkanten. Ruhig weiteratmen. Durch die Nase ein- und durch den Mund ausatmen.
    »Halt das Scheißgewehr ruhig«, zischte Heinz, und seine kurzen, gelben Haare erschienen Uwe fahler denn je.
    Krems' Handflächen klebten vom Schweiß. Eine kalte Brühe lief in kleinen Strömen seinen Rücken hinunter, respektierten nicht
     einmal die Grenze der Unterhose. Er musste sich dringend kratzen und traute sich nicht.
    Er nahm das Gewehr fester und verkantete es erst recht. Kimme, Korn, Ziel. Ruhig atmen. Die linke Hand, die unter dem Lauf
     den Handschutz aus Kunststoff festhielt, schmerzte. Jetzt den Zeigefinger anziehen, den Haltepunkt finden. Da ist er. Der
     Abzugsbügel leistet Widerstand. Gut, das ist richtig. Den Finger nicht mehr bewegen, sondern sich jetzt aufs Atmen konzentrieren.
     Noch einmal ausatmen und dann die Luft anhalten. Ich kenne die Regeln.
    Er hielt die Luft an. Jetzt musste er schießen. Er spürte den Widerstand des Abzugsbügels an seinem rechten Zeigefinger. Noch
     einmal alles überprüfen, Kimme und Korn und Ziel. Alarmsignale der Lungen. Bald würde er nach Luft schnappen, so eine Schmach.
     Du musst jetzt schießen, sonst hechelst du gleich. Jetzt. Er drückte den Abzugsbügel durch, und durch den Rückstoß versetzte
     ihm das G3 erneut eine schmerzhafte Ohrfeige.
    »Völlig verrissen«, sagte Heinz, »nicht mal in die Nähe des Pappkameraden«.
    »Scheiße.«
    »Kann man wohl sagen.«
    Uwe blickte zu dem älteren Genossen, ob er noch Geduldmit ihm hatte, aber Heinz schien das alles nichts auszumachen. Er steckte sich eine seiner schrecklichen Revals an und sah
     auf die Uhr.
    »Ich weiß, wie es geht«, sagte Krems, »aber ich krieg die Sachen nicht alle gleichzeitig hin.«
    »Wir üben das, bis es dir in Fleisch und Blut übergeht«, sagte Heinz.
    Aber es klang nicht überzeugt.

[ Menü ]
    10
    Der zweite Anruf kam um 14:05 Uhr. Der Personalleiter der IPEX-Werke erkundigte sich nach Denglers Stundensätzen. Wir arbeiteten
     mit der Agentur Super-Argus zusammen, um den Krankenstand zu senken, erklärte er, aber Super-Argus verhalte sich wie der Einzelhandel
     und habe die

Weitere Kostenlose Bücher