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Die blaue Liste

Die blaue Liste

Titel: Die blaue Liste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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auftreten, dann folgten Budapest, Basel, dann legten die Musiker drei Tage Pause ein, spielten dann in Cannes und
     am nächsten Tag gaben sie das Abschlusskonzert in Siena.Die letzten beiden Termine konnte er erreichen. Er wurde plötzlich ganz wach; seine Brustmuskulatur straffte sich. Vielleicht
     war das eine Spur?
    Er tippte »Ringelblumen« in die Suchmaschine und erhielt 3880 Einträge, bei dem lateinischen Namen »Calendula« waren es 58
     900 – zu viele, um etwas Vernünftiges zu finden.
    Er griff zum Hörer und wählte Christiane Steins Nummer.
    Sie meldete sich mit verschlafener Stimme. Er habe eine Idee, die er mit ihr besprechen müsse, sagte er. Um diese Zeit? Sie
     schlafe noch, er solle doch zum Frühstück kommen, aber nicht sofort. Es tue ihm Leid, dass er sie geweckt habe. Um zehn? Ja,
     um zehn. Er wisse, wo sie wohne? Ja, im Herdweg. Genau. Bis dann.
    Er rief im BKA an. Jürgen Engel saß schon hinter seinem Schreibtisch.
    »Na, bist also schon mit dem Flughafen in Bangkok in Kontakt getreten?«, fragte er.
    »Woher weißt du das?«
    »Das BKA weiß alles – das weißt du doch.«
    »Im Ernst, woher weißt du das?«
    »Du wolltest von mir doch wissen, ob die Maschine pünktlich von Bangkok abflog? Ich gab diese Frage an meine Kollegen in Thailand
     weiter, und die fragten beim Flughafen nach. Dort erfuhren sie, dass mit der gleichen Frage ein gewisser Georg Dengler aus
     Stuttgart sich bei den Flughafenleuten gemeldet hat. Das teilten die Kollegen dann wiederum mir mit.«
    »Das Flugzeug startete pünktlich.«
    »Ja, ich weiß. Und ich weiß noch mehr.«
    »Nämlich?«
    »Die Person, nach der du mich befragt hast, dieser Paul Stein ...«
    »Ja?«
    »Der saß in der Maschine.«
    »Was?«
    »Sein Körper war nicht mehr zu identifizieren, er gehörte zu den siebenundzwanzig Leichen, die in Bangkok bestattet wurden.
     Aber dass er einer von den siebenundzwanzig war, das wissen wir.«
    »Wieso?«
    »Passagierliste. Außerdem identifizierten seine Frau und seine Tochter eindeutig sein Gepäck.«
    »Mmh.«
    »Habe ich dir geholfen?«
    »Ja, ich danke dir sehr.«
    Sie versprachen sich gegenseitig, sich demnächst einmal zu besuchen; beide glaubten es und wussten doch, dass es nicht geschehen
     würde.
    Sie legten gleichzeitig auf.

[ Menü ]
    34
    Pünktlich um zehn Uhr klingelte Dengler an Christianes Wohnung am Herdweg. »Stein/Mittler« stand auf dem Schild über dem Klingelknopf.
     Als das Schnurren des Türöffners den Weg freigab, stieg er über drei Treppenabsätze um das Haus herum. Christiane stand bereits
     in der Tür und erwartete ihn.
    Sie trug Jeans und einen dunkelgrünen Pulli. Sie schien sich zu freuen, ihn zu sehen. Dengler registrierte, dass sie größer
     wirkte als bei ihrer ersten Begegnung und – nach einem raschen Blick auf den Pulli – keineswegs so knabenhaft, wie er angenommen
     hatte.
    »Kommen Sie herein; Hans-Jörg ist bereits im Büro. Ich habe uns etwas Gesundes zum Frühstück gemacht.«
    Als sie sein Gesicht sah, lachte sie: »Kein Müsli, eine Flasche Veuve Clicquot.«
    Er folgte ihr durch die Küche in einen völlig weiß eingerichteten Raum. Ein langer Tisch in der Mitte, auf dem zwei Gedecke
     standen, zwei Teller, zwei Tassen und zwei Gläser, ein Kühler mit dem Champagner, auf dem Büfett standen ein Käseteller, verschiedene
     Marmeladen – und ein üppiger Strauß Ringelblumen.
    »Öffnen Sie die Flasche?«
    »Gerne.«
    Dengler drehte das Drahtgestell auf und zog vorsichtig den Korken heraus. Auf halber Strecke kam er ihm entgegen, und die
     Flasche öffnete sich mit einem freundlichen »Blupp«. Als er beide Gläser gefüllt hatte, kam Christiane aus der Küche. Sie
     strahlte ihn an, nahm sich ein Glas und fragte ihn, auf was sie nun anstoßen würden. Auch Dengler nahm sein Glas; er schaute
     sie an, und es verwirrte ihn einen Augenblick lang, welche eigentümliche Mischung das Blau ihrer Augen mit der Wärme ihrer
     guten Laune einging.»Auf Ihren Vater.«
    Sie nickte, und dann tranken sie.
    Christiane Stein leerte das Glas in einem Zug und stellte es vorsichtig auf die Kante des weißen Tisches.
    »Wie fanden Sie meine Mutter?« fragte sie.
    »Äh, sehr nett. Sie gab mir einen Hinweis, der vielleicht wichtig ist.«
    »So, welchen denn?«
    »Ihr Vater spielte Bratsche und liebte Barockmusik.«
    »Ja, das stimmt. Sonntags zog er sich in sein Arbeitszimmer zurück und hörte Händel. Seinen Töchtern fiel es nicht immer leicht
     zuzuhören – ich mochte

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