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Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Drang, widersprechen zu müssen, auch eine angenehme Erregung, vergleichbar vielleicht mit dem Gefühl, das eine sportliche Herausforderung hervorruft. Jetzt jedoch hatte sie keine Zeit mehr, sich selbst zu analysieren. Sie mußte alle Aufmerksamkeit auf ihre Schritte richten.
    Der Fluß war nicht breiter als fünf, sechs Meter, aber am Rande steinig und in der Mitte allem Anschein nach außerordentlich reißend. Am anderen Ufer stieg glatter Felsen steil empor, und Juri folgte zunächst im flachen Wasser der Strömungsrichtung, wohl um eine geeignete Stelle für den Übergang zu suchen.



Utta hatte Mühe, die Füße richtig zu setzen und nicht zu stolpern, und sie bewunderte ehrlich die Leichtigkeit, mit der Juri sich bewegte. Er hatte nur Augen für die Umgebung, seine Füße schienen den Weg allein zu finden, und zum erstenmal ahnte Utta, was diesen Mann in den Ruf eines hervorragenden kosmischen Kundschafters gebracht hatte: seine Fähigkeit, sich in jeder planetarischen Natur fast instinktiv zurechtzufinden. Sie bedauerte, daß sie bei den bisherigen Ausflügen auf diesem Planeten immer nur mit Tondo zusammen gewesen war, und einen Augenblick lang wünschte sie fast, es möge jetzt nicht eine Stunde vor dem Start sein, sondern die Zeit ließe sich zurückdrehen…
    „Au!“ Sie hatte nicht aufgepaßt und war ausgerutscht. Sie kämpfte noch um ihr Gleichgewicht. Juri drehte sich mit einem Ruck um, und was nun kam, geschah so schnell, daß es ihr erst hinterher bewußt wurde.
    Am diesseitigen Ufer war der Wald etwas zurückgetreten, man sah einen flachen Strand, von der Sonne beschienen, allerhand Baumstämme lagen herum. Bei Uttas Aufschrei und ihrer heftigen Bewegung begannen sich die Baumstämme zu regen, zwei oder drei, die am nächsten lagen, schnellten auf das Wasser zu, schmale Krokodile oder breite Riesenschlangen oder so etwas – Utta sah einen aufgerissenen Rachen. „Spring!“ schrie Juri, Utta sprang ins tiefe Wasser, wurde fortgerissen, sah noch, daß Juri den Strahler in der Hand hatte, kämpfte mit dem Wasser, versuchte Halt zu finden, um Juri nicht umzureißen, prallte gegen einen Felsen, klammerte sich mit aller Kraft fest…
    Juri stand aufrecht im flachen Wasser und richtete den Strahler ruhig auf das Tier, das ihm am nächsten gekommen war, dann auf ein anderes – danach schien alles vorbei zu sein. Die meisten Tiere waren am Ufer liegengeblieben.
    Dicht neben Utta trieb die Strömung jetzt ein regloses Tier vorbei. Es sah wieder harmlos wie ein Baumstamm aus. Utta schauderte. Unwillkürlich machte sie eine Ausweichbewegung – und gleich spürte sie, daß die Strömung sie stärker erfaßte. Ihre Füße wurden fortgerissen, nur mit äußerster Anstrengung gelang es ihr, sich festzuhalten. Aber da war schon Juri. Mit einem geschickten Ruck zog er sie ins Seichte, bückte sich, umfaßte sie und hob sie auf. Und trotz ihrer Schwäche spürte sie genau, daß er sie einen Augenblick länger im Arm hielt, als nötig gewesen wäre.
    „Alles in Ordnung?“ fragte er. Seine Stimme war unbewegt wie immer.
    „Ja, danke!“ sagte Utta.
    Juri ließ sie los, zögernd, wie sie meinte, aber vielleicht war er auch nur in Sorge, sie könnte zusammenbrechen. „Diese erdähnlichen Planeten“, sagte er, „sind die schlimmsten. Sie wiegen einen in Sicherheit.“
    Utta hatte sich wieder gefangen. „Hast du die Biester…?“
    „Nur betäubt“, sagte Juri. „Hoffe ich wenigstens.“
     
    Tondo hatte nach seinem Absturz eine Weile in seinem Sitz gehangen, nicht bewußtlos, aber doch so benommen, daß er keine Lust verspürte, sich zu bewegen. Er hatte keine Schmerzen, im Gegenteil, ihm war zum Lachen zumute. In seltsamer Verdrehung der Wirklichkeit erschien ihm seine Situation unbeschreiblich komisch, ein Raumschiffpilot, der mit einem simplen kleinen Hubschrauber havariert…
    Es dauerte eine ganze Weile, bis Hellens besorgte Rufe in sein Bewußtsein drangen, und noch länger, bis er klare Antworten geben konnte und in der Lage war, unter Hellens Anleitung seinen Zustand systematisch zu überprüfen. Verletzt war er nicht, die Übelkeit war jetzt verflogen und kehrte auch nicht mehr wieder, aber eine eigenartige Benommenheit war geblieben, er sprach langsam und artikulierte schlecht, und manchmal verwechselte er Wörter oder stotterte sogar. Auch seine Bewegungen hatte er nicht ganz unter Kontrolle, als er nach einer Taste griff, landete seine Hand zehn Zentimeter daneben, er fand das lustig und

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