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Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Raja. Ihr war jetzt klar, daß das Wort „Schauspiel“ eine falsche Übersetzung gewesen war. Das hier war eine Hinrichtung. Der Pak wurde gelöscht. Sein Gehirn wurde durch wirbelnde elektrische Felder aller Informationen beraubt.
    „Sag du etwas“, brachte Raja mühsam hervor.
    „Wir danken dem Iskatoksi“, ließ Juri den Omikron sagen.
    „Auf Anordnung des Iskatoksi“, sagte Kisa, „stehe ich dem Gesandten der fremden Gäste für die Zeit seiner Anwesenheit unbeschränkt zur Verfügung.“
     
    Auch Tondo hatte es nicht leicht, mit dem Gesandten der Paksi in einen ergiebigen Kontakt zu kommen. Allerdings vergingen ihm die Tage nicht mit Langeweile. Die Anlage zur Gewinnung von Normalraumtreibstoff mußte aufgebaut werden. Vor allem wurde dazu Wasser gebraucht, viel Wasser, das den Wasserstoff für einen Fusionsreaktor zu liefern hatte. Normalerweise hätte man darum die Anlage an den Fluß gebaut. Aber da war das Abkommen mit dem Iskatoksi, in dem dieser Platz als Standort des Raumschiffs festgelegt war; da waren die Räuber, die vielleicht gestört hätten, und da war schließlich dieser Ito, der Gesandte der Paksi, der wohl kaum mit in die unmittelbare Nähe der Räuber gezogen wäre – außerdem, wie hätte man ihm den Umzug begreiflich machen sollen?
    Also wurden Zisternen in den Boden gedrückt, halbkugelförmige Vertiefungen, deren Randschichten so verdichtet wurden, daß sie kein Wasser durchließen. Nun holte der Schweber in nahezu ununterbrochenem Einsatz Wasser aus dem Fluß und füllte die Zisternen – fünf waren es, und jede faßte ungefähr hundert Kubikmeter. Dann erst begann der Aufbau der eigentlichen Anlage.
    Ito verfolgte die Arbeiten mit Aufmerksamkeit. Morgens kroch er aus seinem Zelt, das man ihm unter dem Raumschiff errichtet hatte, ging überallhin mit, sah überall zu, und abends verschwand er wieder in seinem Zelt, ohne einen Ton zu sagen. Ming meinte sogar, er zeige ganz außerordentliches, brennendes Interesse, weil er sich häufig gar nicht bewege. Nur als der Schweber seine erste Ladung Wasser in eine Zisterne fluten ließ, eilte er in fast panischer Angst davon – aber bald schon blieb er stehen, drehte sich um, sah aus der Entfernung zu und kam sogar wieder ein paar Schritte näher.
    Bei dieser Gelegenheit gab er Tondo zum erstenmal eine vernünftige Auskunft. Befragt, welches Amt er am Hofe des Iskatoksi habe, antwortete er mit einem Begriff, den Tondo nach einigen zusätzlichen Fragen mit dem Wort „Gelehrter“ übersetzte. Ein Wissenschaftler also, ein Kollege. Doch der sich anbahnende Kontakt wurde leider am selben Tag wieder unterbrochen. Utta und Tondo konnten der Versuchung nicht widerstehen, in der ersten gefüllten Zisterne ein Bad zu nehmen, und das erfüllte Ito mit so viel Entsetzen und Abscheu, daß er in den nächsten Tagen auf keine Frage mehr reagierte.
    Aber Tondo gab nicht auf. Nachdem sich seine Meinung von der Robotergesellschaft so offensichtlich als eine nützliche Hypothese erwiesen hatte, wollte er wenigstens etwas Licht in die Entstehung dieser Gesellschaft bringen. Denn soviel war klar: Aus sich selbst heraus konnte sie nicht entstanden sein. Es gab keine direkte Entwicklungslinie von der unbelebten Materie zu einer Art Maschinengesellschaft. Die Roboter konnten nicht vor der Technik entstehen, sondern nur infolge von Technik, als ihr Produkt. Technik wiederum war nur möglich als Ergebnis gesellschaftlicher Entwicklungen. Mehr noch, was sie bisher wußten, erlaubte eine soziometrische Berechnung an einem Entwicklungsmodell. Tondo hatte drei Tage lang den großen Rechner mit Beschlag belegt, und das Ergebnis verblüffte: Die Entwicklung war nur möglich, wenn man mindestens fünfhundert Roboter als Startbedingung nahm – das war das absolute Minimum. Also schied auch die Version von den zufällig zurückgelassenen Robotern eines fremden Raumschiffs aus. Oder wurde doch sehr unwahrscheinlich.
    Handelte es sich etwa um ein sehr langfristiges soziologisches Experiment, das irgendeine unbekannte, fremde Gesellschaft hier unternommen hatte? Dann war das aber ein sehr leichtfertiges Experiment, denn wenn überhaupt, hätte man dazu einen Planeten auswählen müssen, auf dem eine biologische Entwicklung in Richtung auf eine Gesellschaft nicht zu erwarten war. Hier aber gab es schon Primaten!
    Trotzdem – zwei Dinge stützten diese Vermutung: die Kuppel und die Tatsache, daß offenbar allen Paksi eine Hemmung gegenüber den Kottsi eigen war.
    Wie

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