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Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Menschen zunächst nicht gefiel, bestand der Iskatoksi, und zwar auf den Austausch von – nun, das war ein Wort der Paksisprache, das Tondo zunächst aus historischen Vergleichen und mangels besseren Wissens übersetzte mit: Gesandtschaften.
     

6
    Drei Wochen lebten Raja und Juri jetzt am Königshof. Man konnte es eigentlich nicht Leben nennen. Für Juri war es endlose Langeweile und für Raja eine ebenso endlose Anspannung des Denkens und Fühlens, vor allem des Fühlens. Denn sie empfand gegenüber diesen unbewegten Gesichtern der Paksi etwas, für das sie zunächst gar keinen Namen hatte, bis sie einige Zeit später begriff, was es war: Ekel. Gerade sie, die sich ihr Leben lang mit Mechanismen aller Art beschäftigt hatte, die den Gegenständen ihres Berufs Einfühlungsvermögen, Entdeckerfreude und Nachsicht bei auftretenden Nücken und Tücken entgegenbrachte, gerade sie ekelte sich. Hatten für sie nicht stets Mechanismen so etwas wie eine Seele gehabt? Aber vielleicht lag es gerade daran, daß diese Roboter hier nun nicht nur „so etwas wie“, sondern tatsächlich eine Seele haben sollten, daß sie in ihnen gleichberechtigte, vernünftige, gesellschaftliche Wesen sehen sollte.
    Es nützte nichts, daß sie versuchte, sich über die Ursache dieser ihrer Regung klarzuwerden – ihre Aversion war damit nicht aus der Welt geschafft, im Gegenteil, ihre Abscheu wuchs von Tag zu Tag.
    Während des dreitägigen, beschwerlichen Marsches durch die Wüste zum Hof des Iskatoksi war das noch nicht so hervorgetreten. Dazu war wohl die Anstrengung zu groß, die dieser Marsch Raja und Juri abverlangte – mußten sie doch ihre Rolle als Bedienstete oder Ratgeber des Omikron spielen, was den Verzicht auf jedes Transportmittel bedeutete. Pausen kannten die Paksi nicht, Bewegung war ja ihr Element, ihr Vergnügen, und trotz aller Willensstärke und des durchtrainierten Körpers waren Raja und Juri abends so hochgradig erschöpft, daß sie für nichts mehr Interesse aufbrachten.
    Am dritten Tag war der mitgenommene Wasservorrat zur Neige gegangen. Nachmittags erreichten sie das im Zentrum der Wüste gelegene Bergmassiv und erhielten in dem Tal, das sie dann hochtrabend als Königshof bezeichneten, eine Höhle zugewiesen. Natürlich gab es hier kein Wasser, und sie lagen trockenen Gaumens in der Höhle, sehnten den Abend herbei und wünschten sich nur das eine, daß möglichst niemand käme und etwas von ihnen wollte.
    Nachts brachte dann der Schweber eine kleine Wasserzisterne und einige andere Einrichtungsgegenstände für die Höhle.
    Selbstverständlich hatten sie schon vorher alle Schwierigkeiten erwogen, und das waren in diesem lebensfeindlichen Milieu nicht wenige. Sie hatten auch für gesellschaftliche Fragen eine lange Liste von Problemlösungen und Taktiken ausgearbeitet und standen überdies mit dem Raumschiff in ständiger Verbindung, aber auf das einzige Problem, dem sie in den folgenden Tagen gegenüberstanden, waren sie nicht vorbereitet: Es kümmerte sich überhaupt niemand um sie. Die höhergestellten Paksi ließen sich nicht sehen, und die Bediensteten gingen ihnen aus dem Wege oder liefen davon, wenn sie sich direkt an sie wandten. Es war, als ob sie unter Quarantäne standen.
    Sie erkundeten zunächst das Tal und gingen immer hinter dem Omikron her, den sie über Funk hierhin und dahin dirigierten. Dabei entdeckten sie, daß beide Ausgänge des Tals durch Weißkittel gesperrt wurden – sie waren Gefangene. Nicht ernstlich freilich; keine Gewalt der Paksi hätte ihnen verwehren können, das Tal zu verlassen, wenn sie das gewollt hätten, aber ihre Funktion hier erwies sich doch mehr als die von Geiseln denn als die von Gesandten.
    Mit Hilfe von Luftaufnahmen, die der Schweber gegen Abend machte, hatten sie sich bald einen genauen Überblick verschafft. In der Mitte des Tals gab es einen ebenfalls von Weißkitteln bewachten höhlenartigen Durchgang, der auf der anderen Seite in eine Reihe von Talkesseln mündete – offenbar war diese Anlage der eigentliche Hof des Iskatoksi. Das Tal hier draußen schien nur der Vorplatz zu sein und die Wohnstätte der Bediensteten und Soldaten.
    So verbrachten Raja und Juri fast drei Wochen – sorgsam die Boten, Karawanen und andere Besucher zählend, die den Königshof betraten oder verließen, immer bemüht, mit Telegeräten Gespräche aller Art aufzuzeichnen und die Sprachkenntnisse zu vervollkommnen. Nur einigemal gelangen Raja kurze Gespräche mit Paksi, mit

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