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Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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einige Tage, bis das Fest der öffentlichen Erklärung gefeiert wurde. Denn ein Fest sollte es werden, darin waren sich alle einig, bis auf Juri, der sich aber fügte. Wenn schon feiern, dann so irdisch wie möglich – Hellen hatte diese Losung ausgegeben, und Juri erkannte wohl nicht zu Unrecht darin eine kleine, freundschaftliche Anspielung auf seine bisherigen Vorbehalte.
    So irdisch wie möglich, das hieß in diesem Fall im Freien, also nachts im Licht der beiden Monde, mit Zeremonien und Bräuchen, die wohl auf der Erde selbst kaum noch irgendwo so ernst genommen wurden. Ming hatte die meisten davon hervorgesucht und zelebrierte sie, und womöglich noch mehr Arbeit hatte sich Hellen gemacht mit der Bewirtung. Die selbstverständlich synthetischen Speisen und Getränke glichen den heimatlichen Naturprodukten zum Verwechseln: Das Brot, das gebrochen werden mußte, sah aus, duftete und schmeckte wie Brot, dazu der Braten, die Früchte, der Most, die diversen Leckerbissen. Utta verkündete dankbar, sie hätte selbst auf Erden selten so irdisch gegessen und getrunken.
    Sogar eine Tanzfläche mit Lampions gab es, Ming hatte sie so präpariert, daß auf ihr irdische Schwerkraft herrschte, ein kostbarer Genuß, der ausgiebig genutzt wurde. Tondo hatte die historischen Kostüme so geschickt entworfen, daß sie ohne große Behinderung über den leichten Schutzanzug gezogen werden konnten. Nur Raja, die selbstverständlich zu dem nächtlichen Fest geholt worden war, hatte nichts zur Vorbereitung beitragen können. Sie war denn auch etwas erstaunt über den Aufwand, im guten Sinne erstaunt, versteht sich, und äußerte sich in dieser Richtung Tondo gegenüber, der ihr nach Lage der Dinge als Tischherr und Festpartner zugefallen war.
    „Es ging wie bei allen Festen“, sagte Tondo, „eins kam zum anderen, und am Schluß war es viel mehr, als man sich ursprünglich vorgenommen hatte. Wollen wir tanzen?“
    Sie betraten die Tanzfläche und freuten sich über die Leichtigkeit ihrer Bewegungen. Erst nach einer Weile setzte Tondo seinen Gedanken fort: „Es lag wohl auch daran, daß sich so eine Art Pausenstimmung breitgemacht hat. Die Aufregungen sind vorbei, alles läuft, alles ist in geordnete Bahnen gelenkt, die Treibstoffproduktion ebenso wie die Beziehungen zu den Paksi, man kann aufatmen, man hat Zeit, Ruhe…“
    Raja spürte deutlich die Unzufriedenheit in Tondos Worten. „Du hast schlechte Laune“, sagte sie. „Komm, wir legen uns auf das Floß und lassen uns schaukeln!“
    Tondo folgte ihr willig zu dem Plastfloß, das extra für diesen Zweck und diese Nacht in eine der noch ungenutzten Zisternen gesetzt worden war. Er hatte sich mit Raja immer am besten verstanden, und er hatte außerdem gleich mehrere Gründe, das Gespräch mit ihr zu suchen: Sie stand gegenwärtig dem Dienstgetriebe im Raumschiff fern, und sie war zugleich den Paksi am nächsten, hatte die meisten Erfahrungen im Umgang mit ihnen.
    „Es ist nicht wegen Utta, falls du das denkst“, sagte er, „obwohl – na ja.“ Er schwieg einen Augenblick. „Ich stecke in lauter Zwiespalten“, fuhr er dann fort, „und der, in den mich Ito bringt, dieser gelehrige Pak, ist noch der kleinste. Anfangs war zu ihm überhaupt kein Kontakt zu bekommen, jetzt explodiert er geradezu vor Wissensdurst. Was kann ich ihm sagen, was nicht? Und wenn ja – wie? Er selbst aber sagt über seine Verhältnisse und seine Leute so gut wie nichts. Das dumme ist, der Kerl ist mir fast sympathisch, eben weil er alles wissen will, das ist so – irgendwie menschlich. Und ich habe ihn in dem stillen Verdacht, daß er unsere Sprache schon ganz gut versteht. Sag mal, ist das eigentlich technisch möglich, daß er mehr Laute aufnehmen als selbst sprechen kann?“
    „Natürlich“, sagte Raja, „du kannst ja auch mehr Laute hören als von dir geben! Diesen Zwiespalt übrigens fühle ich dir nach. Zuerst haben mir die Paksi fast Ekel eingeflößt, dann habe ich mich nach und nach an unseren Fürsten gewöhnt, diesen Kisa, und jetzt mag ich ihn direkt, vielleicht, weil er uns in einigen Fällen sehr geholfen hat. Aber nein, das ist es nicht – oder nicht allein. Ich freue mich, wenn er kommt, ich finde seine Gestik ausdrucksvoll, ich lebe auf in seiner Gesellschaft, lache über seine Späße – ja, stell dir vor, ich kann schon unterscheiden, was Spaß ist und was nicht. Wirklich, die Gestik bei ihnen ist genauso nuancenreich ausdrucksfähig wie bei uns das Gesicht, die Mimik. Wir

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