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Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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weiteren Schritten in den Sand fallen.
    „Verpuste dich erst einmal, zwei, drei Minuten werden wir noch Zeit haben. Ich hatte eigentlich vor, allen Beteiligten eine Fata Morgana vorzuführen, das Heer des Iskatoksi, aber ich komme nicht mehr dazu, die Luftschichten zu analysieren. Wenn eure Verfolger hier auftauchen, ziehe ich mit Antigrav eine Sandwolke vor dir hoch, die werden sie wohl umgehen. Auf alle Fälle kannst du deine Handkopien einschalten. Wenn alles vorbei ist, hole ich dich, und du setzt mich dann westlich von hier so ab, daß ich auf die Karawane stoße.“
    „Würde nicht der Ton ausreichen?“ fragte Utta.
    „Was für ein Ton?“ Juri verstand nicht, was sie meinte.
    „Diese gräßliche Musik, nach der das Heer um das Raumschiff marschiert ist, das muß doch so etwas wie eine Hymne sein. Wenn du die Aufnahmen von dem Heer hast, muß die doch dabei sein.“
    „Ja, aber so starke Schallwerfer… Warte mal, doch, das geht! Die klingenden Felsen!“ Rasch begann er zu schalten.
    „Darf man mal erfahren, was das ist?“ fragte Utta.
    „Was denn, hast du nie was von Gigmusik gehört? Ach ja, du bist ja ein paar Dezennien jünger. Gigantische musikalische Aufführungen waren das, in den Rocky Mountains haben sie damit seinerzeit begonnen. Musik wird in Gravitationsimpulse umgesetzt, und die werden auf einen geeigneten Felsen gerichtet… So, die Schaltung ist fertig, jetzt brauchen wir bloß noch einen ordentlichen Felsbrocken, Auswahl haben wir ja…“
    Es dauerte noch einige Minuten, Utta mußte helfen, den Ton richtig abzustimmen, und dann konnte sie berichten, daß die Musik gut hörbar war. Juri hatte einen der letzten Ausläufer des Massivs als Klangkörper ausgewählt, so daß es Utta in dem welligen Gelände wirklich so schien, als käme von dorther das Heer anmarschiert.
    Juri atmete auf. Es war auch höchste Zeit; auf dem Übersichtsschirm sah er, daß die Karawane kurz vor dem Zusammenstoß mit mehreren Räuberhaufen stand. Jetzt aber änderte sich das Bild. Die Räuber stutzten. Aber nicht lange – dann machten sie kehrt und liefen davon. Die Weißkittel ließen die Karawane allein weitermarschieren und verfolgten die Räuber – sie glaubten ja das Herr des Iskatoksi hinter sich.
    Einige der fliehenden Räuber aus der Nachhut waren Utta schon bedenklich nahe, gleich mußten sie… „Achtung, sie kommen!“ rief Utta.
    Juri legte zwischen die Räuber und Utta ein schmales Feld negativer Gravitation, die Sandkörner erhoben sich und bildeten einen Vorhang, der sich immer mehr verdichtete und nach oben und nach den Seiten wuchs. Der leichte Wind trieb einen Teil der Körner aus dem Feld heraus, und Utta verschwand in einem undurchsichtigen Schleier.
    Die Räuber, in schnellem Lauf, stutzten und bogen seitlich ab. Drei oder vier jedoch bekamen die Kurve nicht, sie stürzten in den Vorhang. „Aufpassen, Utta!“ rief Juri.
    Utta antwortete nicht, aber er hörte an ihren Atemzügen, daß sie sich schnell bewegte. Das alles dauerte wohl nur Sekunden, aber für Juri dehnten sie sich endlos. Er konnte Utta nicht helfen, er durfte den Vorhang, der ihn hinderte einzugreifen, nicht beiseite schieben, bis die Räuber verschwunden waren. Er hörte, daß Utta aufschrie. Wenn jetzt…, wenn ihr etwas zustieße…, und er hatte sich gesperrt, hatte seine Meinung, seine Befürchtungen, seinen Willen so verdammt viel wichtiger genommen als das, was sie verband…
    Endlich taumelte Utta aus dem Sandtreiben heraus, während gleichzeitig auf der anderen Seite des Vorhangs die Räuber davonhinkten.
    Juri warf noch einen Blick auf das Übersichtsbild. Ganz weit entfernt schon die Weißkittel, die die ersten Räubertrupps verfolgten. Auch die Räuber, die noch in der Nähe waren, liefen fort, ohne sich umzusehen. Dann ließ Juri den Schweber fallen, fing ihn kurz über dem Boden wieder ab und landete.
    Mit drei, vier Sätzen war er bei Utta, die jetzt im Sand lag. Ihre Augen waren geschlossen. Juri öffnete ihren Helm, rief sie an, Utta schlug die Augen auf und lächelte.
    „Wir erklären uns“, sagte Juri, „sobald wir wieder im Raumschiff sind.“
    „Ja“, sagte Utta. Und sie schwor sich, niemandem, auch Juri nicht, jemals zu verraten, daß sie eine Ohnmacht gespielt hatte, um ihn endlich dazu zu bringen, daß er sich überwand. Und falls sie ihren Schwur wirklich halten sollte, würde sie damit sich selbst die Illusion erhalten, diesen Entschluß herbeigeführt zu haben.
     
    Es dauerte doch noch

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