Die Bleiche Hand Des Schicksals
»Wir belauschen keine Gespräche zwischen Anwalt und Mandant, Mr. Burns.« Burns starrte ihn nur an. Russ atmete tief ein, zählte bis drei und wandte sich an Noble. »Officer Entwhistle, würden Sie Mr. Burns und Ms. Clow in mein Büro bringen? Warten Sie vor der Tür, damit sie sich auf dem Rückweg nicht verlaufen.« Er sah Burns zähnebleckend an und Burns bleckte zurück.
»Danke. Das passt uns gut.«
Russ humpelte auf seinen Krücken zurück in den Mannschaftsraum, während Burns und Debba Clow in seinem Büros verschwanden. »Lyle?«, sagte er.
Lyle kam am anderen Ende des Raums um die Ecke. »’tschuldigung. Ich war auf dem Lokus.«
»Hast du schon eine Antwort wegen dem Durchsuchungsbefehl?«
»Amy Nguyen vom Büro des Staatsanwalts spricht in diesem Moment mit Richter Ryswick. Sobald er unterschrieben hat, schickt sie ihn Kevin und mir und wir fahren zu Clows Haus.«
»Vergiss nicht, Clow lebt mit ihrer Mutter zusammen und hat zwei kleine Kinder. Eines der beiden ist autistisch. Also denk an deine Manieren und sei nett.«
»Ich bin immer nett. Ich bin die Realvorlage von Jerry Orbach aus Law & Order. « Lyle strich über seine buschigen grauen Augenbrauen.
»Nur, dass Jerry Orbach wesentlich besser aussieht als du.« Russ hinkte den Flur zurück zum Verhörzimmer. Auf einer Krücke balancierend, entriegelte er die Tür und stieß sie auf. Er wollte sitzen, wenn Debba Clow und Burns eintraten. Er vermutete, dass der Anblick, wie er sich wacklig auf einem Stuhl niederließ, seinem Image als Chef im Ring nicht eben guttun würde.
Er hatte gerade seine Krücken unter dem Stuhl verstaut, als Noble Debba und Burns hereinführte. Russ beobachtete Debba, wie sie das fensterlose Zimmer, das Anstaltsgrün der Wände und die am Boden verschraubten Stahlmöbel musterte. Ihre Augen wurden groß, und sie drehte sich zu Burns. Richtig, Schätzchen, dachte Russ, so sieht es aus. Beängstigend, nicht?
Burns warf ihm einen kühlen Blick zu. »Lassen Sie sich nicht einschüchtern, Debba. Sie sind hier, um ihnen einen Gefallen zu tun.« Er nahm den Stuhl gegenüber von Russ. Debba inspizierte den Stuhl neben Burns, ehe sie sich setzte, als könnte etwas darauf lauern, sie zu beißen.
»Nur um Missverständnissen vorzubeugen würden wir während der Befragung gern ein Band mitlaufen lassen.« Russ bemühte sich, zuvorkommend und unbedrohlich zu lächeln. »Man vergisst so leicht, wer was gesagt hat, und auf diese Weise haben wir eine Aufnahme, auf die wir uns stützen können. Also, Debba. Erlauben Sie uns, das Gespräch aufzuzeichnen?«
Sie sah zu Burns, der nickte. »Okay«, sagte sie.
Russ nickte Noble zu, der seine Stellung neben der Tür eingenommen hatte. Entwhistle drückte auf den Aufnahmeschalter in der Wand. »Also dann«, sagte Russ. »Für das Protokoll, ich bin Russ Van Alstyne, und ich befrage Deborah Clow …«
»Debba ist mir lieber«, sagte sie.
»Auf Band müssen wir Ihren vollen Namen nennen«, erklärte er.
»Deborah Clow. Heute ist Montag, der siebenundzwanzigste März, und es ist …«, er sah auf seine Uhr, »neun Uhr vierzig. Debba, Sie haben der Aufzeichnung zugestimmt, richtig?«
»Ja. Ja, habe ich.«
»Deborah Clow ist in Begleitung ihres Anwalts, Geoffrey Burns.« Arschloch. »Debba, ich möchte, dass Sie sich den vorletzten Sonntagabend vor Augen rufen, den 19. März. Sie trafen sich mit Dr. Rouse. Hat er bei Ihnen oder haben Sie bei ihm angerufen?«
Sie sah zu Burns, der nickte. »Dr. Rouse rief mich an«, antwortete sie.
»Waren Sie überrascht? Schließlich waren Sie nur eine Woche zuvor mit ihm aneinandergeraten.«
Sie sah zu Burns, der nickte. »Ja, war ich. Überrascht.«
»Was war das Thema dieses Telefongesprächs?«
»Bitte?«
»Worüber wollte Dr. Rouse mit Ihnen sprechen?«
Sie sah zu Burns. Himmel, das hier würde ewig dauern, wenn er erst jedes einzelne Wort aus ihrem Mund absegnen musste. »Mr. Burns, Sie besitzen ein rasches Auffassungsvermögen«, sagte Russ. »Vielleicht könnten Sie Ihrer Mandantin versichern, dass Sie unterbrechen werden, wann immer Sie meinen, dass sie nicht antworten sollte. Sonst werden wir hier sehr lange sitzen, fürchte ich.«
Burns nickte Debba zu. »Das geht in Ordnung. Seien Sie versichert, dass ich einschreiten werde, falls er die Grenzen überschreitet.«
Satz für Satz leitete Russ sie durch die Ereignisse des Abends. Sie sprach geschraubt, wie viele Menschen es tun, wenn sie wissen, dass sie aufgenommen werden, aber ihre
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