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Die Bleiche Hand Des Schicksals

Die Bleiche Hand Des Schicksals

Titel: Die Bleiche Hand Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Aussage entsprach im Wesentlichen dem, was sie ihm an jenem Abend in Clares Wohnzimmer gesagt hatte. Sie hatte eingewilligt, den Arzt zu treffen, weil er betont hatte, dass er ihr die Wahrheit über Impfstoffe aufzeigen wollte, und sie annahm, dass alles, was er zu seiner Rechtfertigung sagte, Munition in ihrem Sorgerechtsstreit sein könnte. Sie glaubte nicht, dass ihre Anwältin in der Sorgerechtssache das gutgeheißen hätte. Nein, sie wusste nicht, wohin die Wegbeschreibung, die er ihr gegeben hatte, sie führen würde. Nein, sie sah ihn erst, als sie an der verabredeten Stelle an der Landstraße angekommen war. Ja, sie waren allein. Dr. Rouse hatte sie über den Pfad zu dem winzigen Friedhof geführt. Er hatte eine Taschenlampe. Sie nicht. Nein, sie hatte keine Angst vor ihm gehabt. »Ich bin mindestens so groß wie er«, sagte sie. »Ich dachte, wenn er mir komisch kommt, kann ich mich schon wehren.«
    »Hatten Sie vorher in Betracht gezogen, vielleicht Gewalt anwenden zu müssen, um sich zu verteidigen?«, fragte Burns, ehe Russ seine nächste Frage stellen konnte.
    »Nein«, erwiderte Debba. »Ich glaube an gewaltfreie Lösungen. Diskutieren statt demolieren.«
    Russ meinte sich zu erinnern, einen Aufkleber mit diesem Spruch an ihrer Stoßstange bemerkt zu haben. Er war schon damals nicht beeindruckt gewesen. »Wie passt das zu Ihrem Eindringen in Dr. Rouses Klinik und Ihrer Verwüstung eines Untersuchungszimmers vor zwei Wochen?«
    Burns streckte blitzschnell den Arm vor Debba aus, wie ein Vater, der sein Kind an einer roten Ampel zurückhält. »Irrelevant in Bezug auf den Verbleib von Dr. Rouse«, sagte er. »Sie müssen nicht darauf antworten, Debba.«
    Russ wartete einen Moment, und als deutlich wurde, dass sie dem Rat des Anwalts folgte, fuhr er fort. »Was hat Dr. Rouse zu Ihnen gesagt, als sie die Grabstätte erreichten?«
    Sie sah zu Burns. Er nickte. »Ich erinnere mich nur undeutlich«, sagte sie. »Es war kalt und dunkel, und ich dachte, dass ich einen großen Fehler begangen hatte, weil er mir offensichtlich nichts über die Impfstoffe erzählen wollte, die er bei den Kindern von Millers Kill eingesetzt hatte.« Sie wickelte eine Strähne ihrer langen lockigen Haare um den Finger. »Er bat mich, die Daten auf den Grabsteinen zu lesen. Er wollte mir zu verstehen geben, wie tödlich und ansteckend einige Krankheiten waren. Ehrlich. Als wenn ich nicht zwei Jahre lang alles darüber gelesen hätte.«
    Burns legte ihr die Hand auf den Arm. »Antworten Sie nur auf die Frage.«
    »Oh. Okay. Er hatte diese Vorstellung, dass die Epidemie nicht nur die Krankheit selbst, sondern auch die Folgen der Krankheit umfasste. Er sagte, die Eltern der vier Kinder wären gestorben, als ihre Kinder starben.«
    »Was?« Die Kinder waren 1924 gestorben, und Russ wusste, dass Jonathon Ketchem, was immer auch mit ihm passiert sein mochte, bis 1930 springlebendig gewesen war.
    »Ich glaube, er meinte es metaphorisch. Sie wissen schon, sie starben innerlich. Für einen Wissenschaftler benutzte er ziemlich viele Metaphern. Er redete über die Glieder in der Kette, wie jeder Tod Wellen schlägt, bis mehr und mehr Leben überflutet werden.« Russ’ Miene musste ihn irgendwie verraten haben, denn sie nickte ihm zu, wobei ihre Korkenzieherlocken auf und ab wippten. »Ja, ich wusste auch nicht, was ich davon halten sollte. Verstehen Sie jetzt, was ich meinte, als ich sagte, ich könne mich nur undeutlich erinnern, worüber er geredet hat?« Sie strich sich ein paar Strähnen aus dem Gesicht. »Dann sagte er, ich würde mir niemals verzeihen, wenn meinen Kindern etwas zustieße. Nun, bis zu diesem Moment hatte er mir ein bisschen leidgetan, weil ich erkennen konnte, dass er es gut meinte, und er die Rolle, die Impfungen bei der Zerstörung der Gesundheit von Kindern spielen, total zu leugnen schien. Aber als er das sagte, wurde ich wütend.«
    Geoff Burns reagierte auf diese Aussage, ehe sie auch nur Luft holen konnte. »Wenn Sie sagen, Sie wurden wütend, Debba, meinen Sie damit, dass Sie den Doktor angriffen?«
    »Natürlich nicht.«
    »Haben Sie ihn angeschrien? Ihn in irgendeiner Weise bedroht?«
    »Nein, ich wurde wütend. Ich sagte ihm, er wäre derjenige von uns beiden, der Hilfe bräuchte, nicht ich. Dann sagte ich, er sollte mir entweder die Taschenlampe geben oder mich zur Straße zurückbringen, weil ich nach Hause fahren wollte.«
    »Was hat er daraufhin getan, Debba?« Russ beugte sich ein wenig vor. Jetzt kamen sie

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