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Die Bleiche Hand Des Schicksals

Die Bleiche Hand Des Schicksals

Titel: Die Bleiche Hand Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Russ schwang sich zum Aufzug hinüber, einem Relikt mit Messingtüren, das bei der Modernisierung barmherzigerweise übersehen worden war. Er drückte den Rufknopf.
    »Och, Dad, nie darf ich mich amüsieren.« Lyle zwinkerte dem Mädchen zu. Der Aufzug öffnete sich mit einem Klingeln, und sie traten nacheinander ein, wobei sich die Tür beinah vor Lyle und dem Mädchen schloss, weil Russ so lange brauchte, um einzusteigen und die Krücken aus dem Weg zu räumen.
    »Ich hasse die Dinger«, murmelte er auf der Fahrt zum zweiten Stock. Lyle zuckte die Achseln.
    »Hier entlang!« Die junge Frau trat als Erste aus dem Aufzug, was ihnen die Gelegenheit bot, die Enge ihres Rocks zu bewundern. Sie führte sie den Gang hinunter zum Sicherheitsdienst, einer unauffälligen Tür, an der nur eine Nummer angebracht war. Lyle schoss nach vorn und hielt sie ihr auf. Sie strahlte ihn an. »Zu liebenswürdig. Sie erinnern mich an meinen Vater. Er hat auch so altmodische Manieren.«
    Russ schwang sich an Lyle vorbei ins Büro. »Danke, alter Mann.«
    Er verstand nur einen Teil von Lyles Erwiderung und beschloss, dass es besser war, so zu tun, als hätte er gar nichts gehört.
    Der Mann, der aus einem Hinterzimmer auftauchte, um sie zu begrüßen, war groß und kahl mit mürrischer Miene. Er besaß die schlanke Figur eines Menschen, der sich sein Leben lang in Form gehalten hatte. »Hi«, sagte er und streckte die Hand aus. »John Smith, Leiter der Sicherheitsabteilung.«
    Höflichkeit hinderte Russ daran, Lyle anzusehen, um sich zu vergewissern, wie er den Namen aufnahm. John Smith? Stattdessen schüttelte er Smiths Hand. »Russ Van Alstyne, Polizeichef. Ich bin überrascht, dass wir uns noch nicht kennen.«
    »Ich bin ziemlich neu hier. Ich habe mich von meiner alten Stelle pensionieren lassen, und wir sind hierhergezogen, damit meine Frau in der Nähe ihrer Familie leben kann. Bei der AllBanc habe ich vor ungefähr acht Monaten unterschrieben.«
    »Lyle MacAuley. Wir haben telefoniert.« Lyle trat vor und ergriff Smiths Hand. »Sie sehen zu jung aus, um schon pensioniert zu sein. Als was haben Sie früher gearbeitet?«
    Smith sah ihn an. »Ich könnte es Ihnen verraten, aber dann müsste ich Sie umbringen.«
    Russ wartete auf das abschließende Grinsen. Nichts. »Okay«, sagte er. »Können wir uns das Band ansehen?«
    »Hier entlang, meine Herren. Danke, Nicole. Sie können gehen.«
    Lyle, die grauen buschigen Augenbrauen hochgezogen, sah Russ an, der die Achseln zuckte. Sie folgten Smith in ein dunkles Zimmer mit gesichtslosen Aktenschränken aus Metall und einem breiten Arbeitsplatz mit drei Computern. An einen davon schien so etwas wie ein Videorekorder angeschlossen zu sein.
    »Ich hoffe, dass die Umstellung auf digitale Sicherheitskameras finanziert wird, aber bis dahin müssen wir das jeweilige Band in Computerbilder umsetzen.« Smith rollte einen Stuhl vor das Gerät. »Das hier ermöglicht uns, Bilder aufzuhellen, höher aufzulösen, Einzelheiten zu vergrößern – alles, was wir für eine Identifikation brauchen.« Er wies auf einen zweiten Drehstuhl. »Chief, warum setzen Sie sich nicht?« Er schaltete den Bildschirm ein. »Das Netzwerkprotokoll zeigt an, dass die fragliche Karte gestern Abend um neunzehn Uhr siebenundvierzig benutzt wurde.«
    Lyle fing Russ’ Blick auf und zog eine Grimasse.
    »Ich habe das Band bis neunzehn Uhr dreißig vorgespult. Ich spule jetzt weiter, bis wir zum Zeitpunkt des Vorfalls kommen.«
    Er öffnete ein Menü, klickte etwas an und der Bildschirm füllte sich mit dem körnigen Schwarzweiß von Boden, Tür und Teilen der Außenwände der Geldautomatenkabine. Zahlen, die Stunde, Minute und Sekunde anzeigten, flimmerten in der linken unteren Ecke. Während sie zusahen, trat eine Frau mit einem Kleinkind, einem Regenschirm und mehreren großen Tragetüten ein, stellte die Tüten ab, schloss den Regenschirm, hob Geld ab, schimpfte mit dem Kleinkind und ging wieder, alles dreimal so schnell wie die Keystone Kops.
    »Sehen Sie auch was Komisches darauf?«, fragte Lyle.
    Smith sah ihn an. »Dauernd.«
    Das Videoband zeigte den Boden, einen Teil der Wand, Glas, eine Ecke der Tür. Russ beobachtete, wie die Zahlen auf 19:40 sprangen. Dann 19:42. 19:45.
    »Langsamer!« Er rollte dichter an den Bildschirm.
    Smith drückte auf eine Taste, und das Band lief in normaler Geschwindigkeit weiter. Jemand in Regenmantel und Hut betrat die Zelle.
    »Sieht nach einer Frau aus«, sagte Lyle. »Sehen Sie mal, sie

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