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Die Bleiche Hand Des Schicksals

Die Bleiche Hand Des Schicksals

Titel: Die Bleiche Hand Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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den Doktor holte, zwei gebrochene Finger hatte, die er selbst geschient hatte. Der Doktor bot ihm an, sie zu richten, aber Ihr Vater lehnte ab.«
    Emil Dvorak nickte. »Gut.«
    »Gut?«, fragte Mrs. Marshall.
    Dr. Dvorak verschränkte die Finger. »Die Überreste aus dem Stewart’s Pond sind skelettiert. Das bedeutet, viele der Kennzeichen, die Pathologen normalerweise zur Identifizierung nutzen, existieren einfach nicht mehr. Dazu kommt, dass dieses Skelett alt ist, sicher mehr als fünfzig Jahre alt, und verlässliche Zahnarztunterlagen nicht zur Verfügung stehen.« Dr. Dvorak schlug die alte grüne Akte auf und blätterte durch mehrere Seiten. »Glücklicherweise war der Beamte, der das Verschwinden Ihres Vaters untersuchte, sehr gründlich. Er besorgte sich die Armeeunterlagen von Jonathon Ketchem, der im Ersten Weltkrieg gedient hatte.« Dvorak hielt ein brüchiges braunes Blatt Papier zwischen zwei Fingern. »Sie hatten damals nicht das, was wir zahnärztliche Unterlagen nennen, aber es gibt eine Aufzeichnung über die zahnärztlichen Arbeiten, die bei Ihrem Vater durchgeführt worden waren, und über seinen körperlichen Zustand im Jahr 1915.«
    »Und?«
    »Jonathon Ketchem war zum Zeitpunkt seines Verschwindens siebenunddreißig Jahre alt und bei guter Gesundheit. Abgesehen von den zwei Fingern, die Reverend Fergusson uns soeben bestätigte, gibt es keine Unterlagen über Knochenbrüche. Seinen Einberufungsunterlagen zufolge hatte er acht molare Füllungen.« Er klopfte auf den neuen Ordner. »Die Überreste aus dem Stausee sind die eines erwachsenen Mannes zwischen Mitte zwanzig und Mitte vierzig. Es gibt keine Anzeichen für prämortale Traumata, abgesehen von den beiden gebrochenen Fingern der rechten Hand. Der Verstorbene hatte acht Backenzahnfüllungen aus einem Bleiamalgam, das seit Ende der zwanziger Jahre nicht mehr verwendet wird.«
    Norm Madsen beugte sich vor. »Demnach handelt es sich um die Leiche von Jonathon Ketchem?«
    Dr. Dvorak spreizte die Hände. »Die Beweise legen das nahe.«
    »Die Leiche wurde im Innenraum eines alten Autos entdeckt«, sagte Russ. »Die Taucher brachten mehrere Teile nach oben, aber zum jetzigen Zeitpunkt können wir mit Gewissheit nur sagen, dass es sich um einen alten Ford handelt.«
    »Mein Vater fuhr einen Ford. Er verschwand mit ihm.«
    »Ich weiß. So steht es in der Originalakte. Das Problem ist nur, dass laut Lee Harse, dem Ford-Händler in Fort Henry, ungefähr sechzig Prozent der Autos, die damals im County verkauft wurden, Fords waren.« Russ erwiderte ihre Blicke. »Nun, ich weiß absolut nichts über alte Autos. Das Kriminallabor der State Police hat die Teile, und Fotos davon haben wir an einen Experten gefaxt, den Harse uns empfohlen hat. Deshalb werden wir Modell und Baujahr hoffentlich bald exakt bestimmen können.«
    »Aber bis dahin wissen wir nichts?« Mrs. Marshall rang ihre zartknochigen Hände, was Clare, die neben der Tür stand, an die langen eleganten Fingerknochen erinnerte, die sich im Netz der Taucher verfangen hatten.
    Russ stützte einen Arm auf Dr. Dvoraks Tisch und beugte sich vor. »Mrs. Marshall, der Doktor hier wird Ihnen bestätigen, dass wir keine absolute Gewissheit haben. Aber ich verrate Ihnen, was mir mein Instinkt sagt. Ich weiß von keiner anderen vermissten Person, die zu den Tatsachen passt. Ich habe unsere Informationen weitergeschickt. Und vielleicht bekomme ich eine Antwort aus Albany, dass dort seit siebzig Jahren ein Mann vermisst wird, der zwei gebrochene Finger und acht Füllungen hatte und einen Ford fuhr. Aber ich glaube nicht, dass das passieren wird. Ich glaube, wir haben die Leiche Ihres Vaters gefunden. Jonathon Ketchem.«
    Mrs. Marshall erstarrte.
    Nach einem Augenblick fragte sie: »Wie ist er gestorben?«
    Russ sah Dr. Dvorak an.
    »Ist er ertrunken? Wurde er erschossen?«
    »Falls er erschossen wurde, existieren dafür keine Beweise mehr«, sagte Dvorak. »Ich bezweifle, dass wir, selbst wenn wir Gewebe hätten, feststellen würden, dass er ertrunken ist.« Er warf Russ einen Blick zu.
    »Was dann?« Mrs. Marshall war bleich, gefasst, aber extrem angespannt.
    »So wie es aussieht, war die Todesursache ein Schlag auf den Hinterkopf. Mehrere Schläge.« Dr. Dvorak zögerte einen Moment, als warte er auf eine weitere Frage. Als diese ausblieb, fuhr er fort. »Nach dem Ausmaß der Zerstörung zu schließen, der quer über das Cranium verlaufenden Aufprallfläche und dem Neigungswinkel, sieht es so aus, als

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