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Die Bleiche Hand Des Schicksals

Die Bleiche Hand Des Schicksals

Titel: Die Bleiche Hand Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Klang seiner Stimme drehte sie sich um. »Die Heuwiese. Das Bohnenfeld. Gott, wie ich dieses Feld im Frühling geliebt habe, all diese Blüten. Ich frage mich, wie schnell das Wasser steigt.« Er schaute in eine Ferne, die nur er sehen konnte. »Ich frage mich, ob das Zeug der Leute nach oben treibt. Du weißt schon, Zeug, das sie zurückgelassen haben, weil es nicht der Mühe wert war.«
    Sie drehte sich wieder zum Becken und nahm einen weiteren Porzellanteller. »Die Häuser und Scheunen wurden vollständig niedergebrannt. Das weißt du doch.«
    »Unsere Scheune steht vielleicht schon knietief im Wasser.«
    »Es gibt keine Scheune mehr.«
    »Kannst du dich noch erinnern, wie die Jungs immer an dem Seil schaukelten, das ich am Deckenbalken festgemacht hatte? Stell dir vor, wie sie vor-und zurückschaukeln und sich dann ins Wasser fallen lassen.«
    Sie wirbelte herum, das Wasser spritzte vom Teller in ihrer Hand. »Red nicht so. Es gibt keine Scheune mehr.«
    Seine Augen waren gespenstisch leer, sahen Dinge, die er nicht sehen sollte. »Eine Geisterscheune«, sagte er. »Für Geisterkinder.« Beim letzten Wort brach ihm die Stimme.
    Sie knallte den Teller so hart auf den Tisch, dass er zerschellte. »Hör auf! Es ist nicht gut, darüber zu reden.«
    »Warum nicht?« Er hob den Kopf. »Warum nicht?« Er schlug mit der Zeitung auf die Tischkante. »Warum können wir nicht darüber reden?« Er schob seinen Stuhl zurück und stand auf. »Alles ist weg. Alles, wofür ich jemals gearbeitet habe, alles, was ich jemals wollte, und alles, was du mir zu sagen hast, ist, dass ich mich einem gottverdammten Straßenbautrupp anschließen soll.«
    »Weil wir weitermachen müssen«, sagte sie. Sie drehte sich wieder zur Spüle, damit er die heißen Tränen in ihren Augen nicht sah. Sie ließ die Bratpfanne in das Seifenwasser gleiten und schrubbte, ohne etwas zu sehen. »Es tut nicht gut, über das zu reden, was war. Dann geht es uns nur schlechter.«
    »Mir geht es sowieso die ganze Zeit über schlecht«, sagte er. »Ich war ein Vater. Ich war ein Farmer. Vielleicht willst du dich nicht erinnern. Aber ich will. Die Erinnerungen sind alles, was ich habe.«
    Sie wischte sich mit dem Geschirrtuch die Augen und warf es auf die Arbeitsfläche. »Du bist immer noch ein Vater, du Trottel, es sei denn, du hast das kleine Mädchen oben vergessen.« Sie drehte sich um und sah ihm ins Gesicht. »Und du könntest wieder ein Farmer sein. Die Banken bieten rundherum Land an. Nimm etwas von dem Geld und kauf es!«
    »Nein!« Seine Stimme traf sie wie ein Schlag in den Magen. »Keinen Penny davon. Ich rühre das Geld nicht an, und du wirst es auch nicht.«
    »Warum nicht?« Sie reckte das Kinn, weigerte sich, sich von ihm einschüchtern zu lassen. »Du hast es dir doch verdient.«
    Er riss die Hand hoch, und sie wich zurück. Beide starrten sie auf die knotigen Stellen, an denen die zwei Finger gebrochen und niemals gerichtet worden waren. Er ließ sie fallen. »Du gibst mir die Schuld, oder?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Doch, das tust du. Ich merke manchmal, wie du mich ansiehst. Denkst, dass es meine Schuld war.«
    »Dann bist du ein Narr. Es war genauso meine Schuld wie deine. Glaubst du nicht, das ich nachts wachliege und mir Vorwürfe mache? Immer und immer wieder darüber nachdenke? Was ich hätte tun sollen, was ich hätte tun können?«
    »Du hasst mich.«
    »Nein.«
    »Du hasst mich. Gib es zu.«
    »Nein.«
    Er stürzte vor und grub seine Finger in ihre Arme. »Sag es! Du hasst mich! Sag es!«
    »Also gut!«, schrie sie. »Ich hasse dich! Ich hasse dich! Ich hasse dich!« Sie riss sich von ihm los und schlug die Hände vor den Mund, ihr Herz hämmerte, das Echo ihrer Worte hallte in der Küche wider.
    Er nickte, als hätte er etwas zu seiner Zufriedenheit bewiesen. »An jenem Abend, als sie so krank waren. Wir hätten bereit sein müssen, für sie zu sterben. Wenn ich es nur gewusst hätte, ich hätte mein Leben geopfert, um sie zu retten. Aber wir wussten es nicht. Dass es das Ende war. All unserer Leben.«
    »Es war nicht das Ende.« Sie keuchte jetzt, ihr Atem ging in schnellen, harten Stößen. Sie dachte daran, sich nach vorn zu beugen und den Kopf zwischen die Knie zu stecken, aber sie fürchtete sich. Vor dem, was er tun würde.
    »Es ist wie ein Fluch.« Sein Blick war wieder weit weg, irgendwo oberhalb ihres Kopfes ins Leere gerichtet. »Erst die Kinder, dann die Farm. Von meinem Leben ist nichts geblieben.«
    Sie holte tief

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